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Schweinfurt/Würzburg
Schiffführer auf dem Main: "Angenehm ist es nicht zu fahren"
Autobahn der Schifffahrt: Wo sich Grillboote, Kanufahrer, Schwimmer und Stand-Up-Paddler tummeln, müssen auch Binnenschiffer entlang. Das ist nicht immer einfach.
Viel Betrieb ist in den Sommermonaten auf dem Main, wie hier bei Sommerhausen. Für Binnenschiffer ist das nicht immer einfach.
Foto: Patty Varasano | Viel Betrieb ist in den Sommermonaten auf dem Main, wie hier bei Sommerhausen. Für Binnenschiffer ist das nicht immer einfach.
Anja Behringer
Anja Behringer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:58 Uhr

Urlaubszeit, Sommerwetter und die Corona-Krise machen den Main aktuell zum beliebten Ausflugsziel für Freizeitsportler. Doch das gefällt nicht allen: Der derzeitige Betrieb sei für die Schifffahrt "nicht einfach", erklärt Sebastian Stahl. Er ist Schiffsführer auf dem Tankschiff 'Thüringen' der Firma Erik Walther aus Schweinfurt. "Angenehm ist es nicht zu fahren", sagt er. Schlimm sei es, wenn die Leute, beispielsweise auf Flößen oder Grillbooten, seinem Schiff keinen Platz machen: "Die behindern die Schifffahrt". 

Derzeit passe er verstärkt – mit Fernglas und dem Blick auf das Radar – auf den Freizeitbetrieb auf. Besonders schlimm sei es auf dem Abschnitt Würzburg-Randersacker. Auf der restlichen Strecke seien zwar auch mal Motor- oder Ruderboote unterwegs, das mache aber weniger Probleme, sagt Stahl.

Alkohol sorgt für gefährliche Situationen

Zwar sei der Main "eine Bundeswasserstraße, die von jedem genutzt werden darf", Alkohol und feiernde Leute auf dem Wasser können aber für "gefährliche Situationen" sorgen, erklärt Martin Staats. Er ist Vorstand der Mainschifffahrts-Genossenschafts (MSG), die mit ihren Schiffen unter anderem auf dem Main unterwegs ist. Alkohol in Kombination mit dem Fahren auf einer Wasserstraße sei "grenzwertig", so der MSG-Vorsitzende. 

Stand-Up-Paddler sind derzeit viele unterwegs. Wenn ein Binnenschiff entgegenkommt, ist, wie hier in Eibelstadt, Vorsicht gefragt. Denn den Sog der Schiffe darf man nicht unterschätzen.
Foto: Daniel Peter | Stand-Up-Paddler sind derzeit viele unterwegs. Wenn ein Binnenschiff entgegenkommt, ist, wie hier in Eibelstadt, Vorsicht gefragt. Denn den Sog der Schiffe darf man nicht unterschätzen.

Am Steuer der großen Schiffe sehe man die Leute auf dem Wasser oftmals gar nicht. Wenn etwas passiere, sei das auch für die Schiffsführer schlimm, die schlecht ausweichen oder bremsen können: "Das wünscht man auch keinem", so Staats. Der Freizeitbetrieb auf dem Main werde "von Jahr zu Jahr ein bisschen mehr". 

Der Betrieb auf dem Wasser sei in diesem Jahr nicht nur auf dem Main "deutlich erhöht", sondern auch an den Badeseen und der fränkischen Saale. An der Präsenz der Wasserwacht habe sich deswegen nichts geändert: "Wo es uns möglich ist, sind wir ja sowieso am Wochenende und an Feiertagen im Einsatz", sagt Sebastian Schlereth, Bezirksvorsitzender der Wasserwacht Unterfranken. Teilweise sei die Wasserwacht auch unter der Woche vor Ort.

"Gerade der Main ist durchaus nicht ungefährlich."
Björn Rausch, stellvertretender Kreisvorsitzender Wasserwacht Würzburg

Beim Wasserrettungsdienst der Kreiswasserwacht Würzburg habe es in diesem Jahr bisher rund 15 Einsätze gegeben. Das seien bereits so viele Einsätze wie im kompletten vergangenen Jahr, sagt der stellvertretende Kreisvorsitzende Björn Rausch. Am stärksten sei der Wasserrettungsdienst dabei im Juni und Anfang Juli gefragt gewesen. "Gerade der Main ist durchaus nicht ungefährlich", sagt Rausch. Der Fluss sei die "Autobahn der Schifffahrt". Die Binnenschiffe sorgen für einen starken Sog, den Schwimmer teils unterschätzen.

Ignoranz der Regeln als Unfallursache

"Insbesondere Unachtsamkeit und Ignoranz der Regeln", nennt Sven Zimmermann die Unfallursachen auf dem Main. Besonders stark sei der Betrieb am Altmain als "Naturschönheit" und im Bereich der Städte, vor allem in Würzburg, so der Leiter der Wasserschutzpolizeigruppe Würzburg. Für etwas Entspannung sorge es, dass derzeit nicht so viele Schiffe auf dem Main unterwegs seien – Hotelschiffe gebe es "so gut wie nicht". 

 
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  • B. H.
    Hauptsache Angeln ist auf dem Main verboten. Man kann die tollsten Sachen auf dem Main machen, aber Angeln nur vom Ufer aus.
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  • D. T.
    Fahr mal mit dem Auto durch die Stadt. Da ist es auch nicht angenehm, zu fahren. Mit dem Unterschied, dass die Stadt den PKW-Verkehr mit voller Absicht ausbremst.
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    Wo es keine Berge gibt kann mam halt nicht zum Klettern gehen! Was für sinnloses geradezu dummes Anspruchsdenken vieler!
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  • H. S.
    Kann man sich vorstellen, dass auf einer Autobahn/Bundesstraße mit Lkw-Verkehr gleichzeitig und kreuz und quer auch Fußgänger, Kinderroller, Rollatoren, Fahrradfahrer unterwegs sind und dass diese auch noch erwarten, dass der LkW bremst, stehenbleibt, ausweicht? Der Main und damit der Rhein-Main-Donau-Kanal sind eine Autobahn für Schiffe. Die haben absoluten Vorrang. Die Paddler, Tretbootfahrer usw. können sich auf den Nebengewässern und Baggerseen tummeln. Sie haben dort nichts verloren, wo Schiffsverkehr herrscht.
    Es spielt ja auch niemand auf Bahngleisen und erwartet, dass der Zug rechtzeitig hält.
    Das Geschrei wird riesengroß, wenn ein Paddler unter einen Lastkahn kommt und ertrinkt. Schuld ist dann wohl der Schiffsführer genauso wie der Lokführer, der einen auf der Schiene überfährt. Gerade diese neuen Stehpaddler sind extrem gefährdet, eine Bugwelle wirft sie um. Aber ich habe den Eindruck, den meisten ist der Sinn für Gefahren und Priorität abhanden gekommen.
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  • M. S.
    @Mainheini:
    haben sie den Artikel überhaupt gelesen? - es steht doch deutlich drin, dass Bundeswasserstraßen wie z.B. der Main von jedem genutzt werden dürfen. Und ich kenne keinen Lokführer dem die Schuld zugesprochen wurde wenn er jemanden überfährt der sich absichtlich auf die Gleise begeben hat! Wissen sie überhaupt was in den Köpfen dieser Menschen vorgeht (Lokführer)? Das sie ihnen noch die Schuld in die Schuhe schieben wollen bzw. behaupten das die schuldig sind ist die Höhe!
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  • H. S.
    @einfranke: Natürlich ist der Main eine "Bundeswasserstraße, die von jedem genutzt werden darf". Die Autobahn darf auch von jedem genutzt werden und trotzdem sind Fahrradfahrer dort nicht zugelassen.
    In der Rechtsprechung hat erstmal jeder Fahzeugführer egal welcher Art schuld, wenn etwas passiert. Auch wenn er letztendlich nicht schuld ist, wird sich jeder Fahrzeugführer schuldig fühlen, wenn er jemand totfährt. Ich weiß was in den Köpfen vorgeht, wenn man rechtlich unschuldig ist, aber trotzdem sich schuldig fühlt. Und wenn dir als Lkw-Fahrer ein Fußgänger im toten Winkel unter die Räder läuft, wie es mir passiert ist, fühlst du dich immer sch... auch noch nach sehr vielen Jahren.
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  • M. S.
    denke mal die Gefahr geht hauptsächlich von Amateuren aus die sich jetzt auf dem Main tummeln und die Gefahren möglicherweise kaum einschätzen können! - z.B. "Grillbootkapitäne" - möglicherweise unter Alkoholeinfluss und Feierlaune oder Stand-Up-Paddler die ihr Hobby erst kurz betreiben oder nur auf einem See ohne großen Schiffsverkehr.

    Der Mangel an Badeseen bei Würzburg mag vielleicht eine Ursache für den erhöhten "Verkehr" auf dem Main sein - es darf aber keine Ausrede für Leichtsinn o.ä. sein.

    Letztlich ist jeder in erster Linie selbst für sich verantwortlich; und auch der unerfahrendsten Person sollte klar sein, dass sie im Grillboot etc. einem Schubverband etc. bei einer Kollision unterlegen ist - auch der Sog dieser Schiffe darf nicht unterschätzt werden.
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  • F. R.
    Was ist die Ursache?

    Der Main bei WÜ ist ein Hotspot für Freizeitsportler, wegen einem Mangel an Badeseen in der Region WÜ - Die Lage am Main bei SW ist hingegen viel entspannter, aufgrund von 5 Badeseen beiderseits des südlichen Stadtrands und dem Ellertshäuser See.
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