Steigende Instandhaltungskosten, defekte Fenster, in die Jahre gekommene Heizkessel und offene Deckendurchbrüche zwischen den einzelnen Etagen. Das sind nur einige der Mängel, die die in den 70er Jahren erbaute Klara-Oppenheimer Schule in der Sanderau aufweist. Ganz zu schweigen von den energetischen Defiziten, die von aktuellen modernen Standards weit entfernt sind.
Während der eine Teil des Berufszentrums, der sich in der Königsberger Straße befindet und den Standort hauswirtschaftliche und soziale Berufe umfasst, 2011 saniert wurde und in neuem Glanz erstrahlte, ist das Gebäude in der Stettiner Straße schon seit Längerem sanierungsbedürftig.
"Es hätte schon längst etwas getan werden müssen", sagt Würzburgs Schulbürgermeisterin Judith Jörg. In einer Machbarkeitsstudie, die sie in Auftrag gegeben hat, zeigt sich, dass selbst bei einer Generalsanierung nicht alles auf den neuesten Standard gebracht werden kann.
Machbarkeitsstudie berechnet drei Varianten
Damit steht die Stadt vor der großen Frage: Sanierung oder Neubau? In der Bestandsanalyse und Wirtschaftlichkeitsberechnung durch das Büro Pfaller Ingenieure werden drei mögliche Varianten aufgezeigt: Während die Kosten für eine Generalsanierung und eine notwendige Erweiterung des Schulgebäudes mit etwa 75 Millionen Euro berechnet wurden, müssten für einen Neubau an gleicher Stelle etwa 82 Millionen Euro in die Hand genommen werden.
Hinzu kämen bei Variante zwei die Kosten für ein Containerdorf, das für den Übergang aufgebaut werden müsste, um den Unterricht für die mehr als 3000 Schüler zu sichern, erklärt Jörg. Standort dafür könnte die gegenüber der Schule liegende Freifläche sein, auf der sich aktuell ein Spielplatz und ein Bolzplatz befinden. Die Bauphase würde in drei Abschnitte eingeteilt - in einem zeitlichen Rahmen von etwa sechs Jahren.
Variante drei: Ein externer Neubau
Die dritte Möglichkeit eines externen Neubaus berechnete das Büro Pfaller mit etwa 65 Millionen Euro. Das Projekt könnte in einem Zeitrahmen von etwa drei bis vier Jahren umgesetzt werden, so die Schulbürgermeisterin. Der Vorteil: Eine Übergangslösung in Containern fiele weg, "für die Schüler wäre das der komfortablere Weg".
Grundstückskosten, die bei einem Erwerb durch die Stadt anfallen würden, seien allerdings nicht in die Kosten eingerechnet, erklärt sie. Zudem kommt, "dass es in Würzburg einfach schwierig ist, eine geeignete Freifläche zu finden, die dann auch noch gut an den ÖPNV angebunden ist". Derzeit würden Möglichkeiten eventuell in Heidingsfeld oder Lengfeld ausgelotet, heißt es.
Dennoch ziehe ein externer Neubau an einem ganz anderen Standort einen Rattenschwanz nach sich, meint Jörg. Zum einen wäre der Teil des Berufsbildungszentrums in der Königsberger Straße dann räumlich sehr weit vom anderen Teil der Schule entfernt. Zum anderen wäre die Mensa in der Stettiner-Straße nicht mehr verfügbar. Derzeit wird sie von allen Schülern des Bereichs hauswirtschaftliche und soziale Berufe sowie für die Schüler aus der nahe gelegenen Max-Dauthenday-Grundschule genutzt.
Dazu kommt: Am Standort Stettiner Straße sei mit der TecTake-Arena die Turnhalle vor Ort. Ein komplett neuer Standort bräuchte also eine neue Turnhalle. Laut Jörg würde sich aber auch die Frage stellen, was mit der TecTake-Arena passiert, wenn die Nutzung für den Schulsport minimiert wird. Beispielsweise, ob die Halle unterhalten werden kann, wenn dort "nur" noch Sport- und Kulturveranstaltungen stattfinden würden. "Die Verbindung der Schule mit der benachbarten TecTake-Arena müssen wir im Blick behalten", fasst die Bürgermeisterin zusammen.
Ist der Neubau die bessere Lösung?
Einen weiteren Vorschlag, der von außen an sie herangetragen wurde, findet Jörg nicht unattraktiv: Warum nicht die Freifläche gegenüber der Schule (momentan Spielplatz), deren Eigentümer die Stadt ist, nutzen und dort einen Neubau errichten? Das hätte, so Jörg, den Vorteil, dass die Klara-Oppenheimer-Schule im gleichen Areal bliebe, in puncto Mensa-und Turnhallennutzung bliebe also alles beim Alten. "Zudem müsste es für die Bauphase keine Übergangslösung mit Containern geben."
Die Bürgermeisterin selbst favorisiert nach ausgiebigen Prüfungen Variante zwei oder drei. Eine Generalsanierung komme kostenmäßig am Ende wahrscheinlich nicht sehr viel günstiger als ein Neubau, so Jörg und erwähnte auch die Sanierung des Mainfranken Theaters, die sehr viel teurer geworden sei als erwartet.
Außerdem könne man bei einem Neubau neben der Einhaltung neuester energetischer Standards die Räumlichkeiten ganz anders planen und einteilen, so Jörg. "Heutzutage sieht Schule eben anders aus als damals."
Im April möchte sie die verschiedenen Optionen dem Stadtrat vorstellen. Sie hofft, dass es dann schnell zu einer Entscheidung kommt und mit den konkreten Planungen im Sommer losgelegt werden kann.
Diskussion um Park & Ride am jetzigen Schulstandort
Um den Standort Klara-Oppenheimer-Schule hatte es erst im Januar eine weitere politische Diskussion im Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) gegeben. Die CSU schlug vor, ein für Würzburg lang ersehntes Park & Ride Parkhaus auf dem Gelände der Klara-Oppenheimer-Schule zu bauen. Wenn man schon über einen Schulneubau nachdenke, könnte man das bisherige Gelände der Schule für ein Parkhaus mit direkter Anbindung zur Endhaltestelle Königsberger Straße nutzen, hatte Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth ausgeführt.
Die Mehrheit im PUMA lehnte den CSU-Antrag zur Prüfung aber ab, favorisiert das neue Würzburger Stadtrats-Bündnis doch ein Parkhaus an der Feggrube auf dem unbefestigten Parkplatz vor der TGW-Halle. Der Plan ist Teil des Konzepts "Besser leben im Bischofshut".