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Giebelstadt
Preisverfall und Krankheiten: Was das für die Rüben-Bauern in der Region Würzburg bedeutet
Die Bekämpfung neuer Rübenkrankheiten zeigt erste Erfolge. Wie lief die Ernte in der Region Würzburg? Was verdienen die Bauern und Südzucker? Fakten rund um die Zuckerrübe.
Ein Rübenacker bei Rittershausen Anfang Oktober zeigt deutlich, welche Schäden Stolbur, SBR und der Cercospora-Pilz hinterlassen haben.
Foto: Gerhard Meißner | Ein Rübenacker bei Rittershausen Anfang Oktober zeigt deutlich, welche Schäden Stolbur, SBR und der Cercospora-Pilz hinterlassen haben.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 06.02.2025 02:40 Uhr

Die jüngste Zuckerrübenkampagne im Ochsenfurter Südzucker-Werk ist gerade erst zu Ende gegangen, da beschäftigen sich die Zuckerrübenbauern schon längst mit der kommenden Anbauperiode. Geprägt ist sie von einer ungewissen Preisentwicklung auf dem Zuckermarkt und weiterhin von einer großen Unsicherheit angesichts neuer Rübenkrankheiten. Wie Anbauer und Verarbeiter darauf reagieren, war zentrales Thema bei der Fachversammlung des Verbands Fränkischer Zuckerrübenbauer (VFZ) in Giebelstadt.

Wie fällt die Bilanz der Ernte 2024 aus?

Auf einer Fläche von 23.740 Hektar wurden 2024 im gesamten fränkischen Anbaugebiet Zuckerrüben angebaut. Die Zahl der Anbauer ging dabei leicht zurück auf 2586, wie der stellvertretende VFZ-Vorsitzende Matthias Dorsch (Mainstockheim) berichtet. Mit durchschnittlich 83 Tonnen pro Hektar reichte der Rübenertrag fast an die Rekordwerte heran. Der Zuckergehalt hingegen war mit 15,9 Prozent so niedrig wie seit 40 Jahren nicht mehr.

Schuld daran ist die Schilf-Glasflügelzikade, die sich als Folge der Klimaerwärmung bei uns weiter ausbreitet und die beiden Krankheiten SBR und Stolbur überträgt. Sie führen dazu, dass die Rüben ab dem Spätsommer keinen Zucker mehr einlagern können. Weil inzwischen auch andere Kulturen wie Kartoffeln, Rote Bete, Kraut oder Zwiebeln betroffen sind, spricht Matthias Dorsch von einer "ernsten Gefährdung der heimischen Versorgung mit Grundnahrungsmitteln".

Welche Gegenmaßnahmen gibt es?

Ein Patentrezept für die Bekämpfung gibt es nicht. Die süddeutschen Anbauverbände und Südzucker haben 2023 eine "Rüben-Taskforce" gegründet, um in vier Modellregionen verschiedene Anbau- und Pflanzenschutz-Konzepte zu erproben. Als wirksam habe sich der Verzicht auf den Anbau von Wintergetreide nach der Zuckerrübe erwiesen, sagt VFZ-Geschäftsführer Christoph Ott. Den Nymphen der Zikade, die im Boden überwintern, werde so die Nahrung entzogen. "Eine möglichst lange Winterbrache ist der größte Hebel, den wir derzeit haben, um die Zikaden zu reduzieren", sagt auch Jan Scherer von der Rübenabteilung der Ochsenfurt Zuckerfabrik. Als wirksam erwies sich auch der Einsatz von Bambusessig. Das traditionelle japanische Pflanzenstärkungsmittel wird durch das Verschwelen von Bambus gewonnen.

Welche Erlöse können die Zuckerrübenanbauer erwarten?

Der Rübenpreis richtet sich nach den tatsächlichen Vermarktungserlösen des Zuckers, die regelmäßig in einem EU-Preisreporting veröffentlicht werden, allerdings mit drei Monaten Verzögerung, um den Wettbewerb nicht zu beeinflussen. 2023 erreichte der Zuckerpreis innerhalb der EU einen Rekordwert von über 800 Euro je Tonne. Entsprechende Rübenpreise von über 60 Euro je Tonne führten dazu, dass Ertragseinbußen durch Stoburg und SBR weitgehend kompensiert wurden. Im Sommer 2024 ist der Zuckerpreis rasant eingebrochen auf rund 600 Euro, so Rainer Schechter, Leiter der Division Zucker bei der Südzucker AG. Rechnerisch würde sich daraus ein Rübenpreis von rund 40 Euro ergeben. Derzeit scheine sich der Preisverfall zu verlangsamen, so Schechter.

Was können Südzucker und die Anbauer tun, um den Markt zu stabilisieren?

Der Weltmarktpreis für Zucker werde vor allem durch die großen Erzeugerländer wie Brasilien, Indien und Thailand bestimmt, so Rainer Schechter. Wegen der hohen Transportkosten hat Zucker aus der EU gegenüber dem Zucker aus Übersee einen Kostenvorteil von bis zu 200 Euro pro Tonne. Allerdings herrsche derzeit in der EU ein Überangebot. Südzucker empfiehlt deshalb eine Reduzierung der Anbaufläche um sechs bis sieben Prozent, um das Angebot zu verknappen und so den Preis zu stabilisieren. "Das ist der einzige Hebel, den wir selbst in den Hand haben", so Schechter.

Welche Folgen hat der Preisverfall für die Südzucker AG?

Ein operatives Ergebnis mit Segment Zucker von 558 Millionen Euro bescherte der Südzucker AG 2024 das zweitbeste Jahr in der Unternehmensgeschichte, so Rainer Schechter. Im laufenden Geschäftsjahr rechnet der Konzern beim Zucker mit einem Verlust zwischen 50 und 150 Millionen Euro. An der Börse hat man diese Entwicklung offensichtlich vorausgesehen. Die Südzucker Aktie verlor seit Juli 2024 knapp ein Viertel ihres Werts und liegt aktuell bei unter 11 Euro.

Was bedeutet der gefallene Aktienkurs für die Zuckerrübenanbauer?

Über ihre Mitgliedschaft in der Süddeutschen Zuckerrüben-Verwertungs-Genossenschaft (SZVG) halten die Rübenanbauer die Aktienmehrheit an der Südzucker AG. Oberstes Ziel dabei ist, stets mindestens 50 Prozent der Anteile zu besitzen. Den niedrigen Aktienkurs hat die SZVG genutzt, um die Beteiligung seit Juli 2023 von 60,7 auf 63 Prozent zu steigern. Das entspricht aktuell einem Wert von rund 1,4 Milliarden Euro. "Uns gehört der Laden", sagt der stellvertretende VFZ-Vorsitzende Matthias Dorsch deshalb nicht ohne Grund.

 
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