Der unterfränkische Modekonzern s.Oliver hat im Jahr 2022 ein historisch schlechtes Ergebnis eingefahren. Wie das Unternehmen mit Sitz in Rottendorf (Lkr. Würzburg) bestätigt, summieren sich die Verluste auf 174 Millionen Euro - und das, obwohl der Umsatz in dem Geschäftsjahr um 19 Prozent auf 1,085 Milliarden Euro gestiegen war.
In einer Mitteilung begründet s.Oliver das Minus mit anhaltenden "Störungen der weltweiten Lieferketten, damit verbundene Probleme von verspäteten Auslieferungen sowie hohe Frachtkosten und Abwertungen auf hohe Lagerbestände". Gleichzeitig spricht man in Rottendorf von einem "Turnaround" im Jahr 2023.
Hoffnungen ruhen auch auf neuem Logistik-Zentrum in Dettelbach
"Nach den hohen Verlusten des Jahres 2022 mussten wir schnell und entschlossen umsteuern, um das Unternehmen zu stabilisieren", so Finanzvorstand Kai Bauknecht. Das sei "durch eine fortlaufende Anpassung unserer Kostenstrukturen in allen Geschäftsbereichen" sowie einer "Reduzierung der Bestände" in Höhe von rund 100 Millionen Euro gelungen. Konkret geht man bei s.Oliver vorläufig davon aus, den Verlust 2023 auf 40 Millionen Euro reduziert zu haben.
Auch in Zukunft werde es für das Modeunternehmen "ein entscheidender Erfolgsfaktor sein, unabhängig und flexibel auf die weiteren Entwicklungen reagieren zu können", heißt es in der Mitteilung weiter. Eine zentrale Rolle dabei spiele demnach unter anderem "der weitere Ausbau der technologischen Infrastruktur durch die Inbetriebnahme" des neuen Logistik-Zentrums in Dettelbach (Lkr. Kitzingen).
100 Beschäftigte sollen in Transfergesellschaft wechseln
Unterdessen wurde am Mittwochvormittag die Belegschaft in einer Betriebsversammlung von Betriebsrat und Geschäftsführung über weitere Details eines bereits Ende 2023 angekündigten "Personalumbaus" informiert. Dabei will s.Oliver knapp 100 Stellen abbauen.
Wie nun bekannt wurde, bekamen die betroffenen Angestellten das Angebot, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. "Hier können sie sich bis zu ein Jahr lang orientieren und eine andere Beschäftigung suchen oder bis zur Rente überbrücken. Der Arbeitgeber stockt die Leistungen der Transfergesellschaft auf, außerdem erhalten Betroffene eine Abfindung", teilte s.Oliver gegenüber der Redaktion mit.
Unternehmen und Geschäftsführung sei es wichtig gewesen, "eine verantwortungsvolle Lösung" für die Mitarbeitenden zu finden, "die dem Anspruch als Familienunternehmen gerecht wird". Der Umbau der Unternehmensstrukturen sei wichtig, um die Zukunftsfähigkeit von s.Oliver "in einem durch Krisen und Herausforderungen geprägten Markt weiter zu erhalten und auch die Arbeitsplätze langfristig zu sichern".
CEO: Personal in Schlüsselbereichen aufbauen
CEO Jürgen Otto betonte, man optimiere "Strukturen und Prozesse in der gesamten Wertschöpfungskette". Diesen Wandel werde man "aktiv managen und gestalten". Man wolle "fit für die Zukunft" sein. Das heiße auch, "dass wir in Schlüsselbereichen Personal und Know-how aufbauen oder qualifizieren werden", so Otto.
Das 1969 in Würzburg gegründete Unternehmen beschäftigt nach eigenen Angaben mit Stand 31. Dezember 2023 4700 Mitarbeitende weltweit und 1350 Mitarbeitende am Standort Rottendorf. Zu dem Konzern gehören die Marken s.Oliver, QS, Comma, Liebeskind Berlin und Copenhagen Studios.