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München
"Rote Liste" immer länger: Artenvielfalt bei Blühpflanzen in Bayern und Unterfranken in Gefahr
Jede zweite in Bayern heimische Farn- und Blütenpflanze ist vom Aussterben bedroht. Was die Gründe dafür sind und welche Blume in Unterfranken bereits ausgestorben ist.
Artenvielfalt in Gefahr: Jede zweite Farn- und Blühpflanze in Bayern steht auf einer neuen 'Roten Liste' gefährdeter Arten. Einige Arten gelten als bereits ausgestorben - auch in Unterfranken.
Foto: Miriam Lang | Artenvielfalt in Gefahr: Jede zweite Farn- und Blühpflanze in Bayern steht auf einer neuen "Roten Liste" gefährdeter Arten. Einige Arten gelten als bereits ausgestorben - auch in Unterfranken.
Henry Stern       -  Obermeier/ Henry Stern
Henry Stern
 |  aktualisiert: 27.11.2024 02:45 Uhr

Jede zweite Farn- und Blütenpflanze in Bayern ist vom Aussterben bedroht. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue "Rote Liste", die das Landesamt für Umwelt (LfU) kürzlich veröffentlicht hat.

Seit der letzten "Roten Liste" aus dem Jahr 2003 hat sich die Zahl der gefährdeten Arten demnach von 1483 auf 1620 erhöht. 20 Arten sind seit 2003 in Bayern sogar komplett ausgestorben – darunter etwa die einst in Unterfranken verbreitete Acker-Ringelblume, die im Landkreis Main-Spessart ihr letztes natürliches Vorkommen hatte.

Mehr als 1600 Pflanzen auf der Rote Liste, weitere zehn Prozent im Bestand gefährdet

Immerhin ist die Anzahl ungefährdeter Arten von 30 Prozent im Jahr 2003 auf nun 37 Prozent gestiegen. Diese Verbesserung ist laut der LfU-Experten jedoch vor allem auf eine bessere Datengrundlage und eine methodisch veränderte Einstufung zurückzuführen, während die Zunahme der Arten auf der "Roten Liste" tatsächlich auf "realen Bestandsverschlechterungen" beruhten. Jede zehnte Farn- und Blühpflanze in Bayern steht zudem aufgrund abnehmenden Bestrands auf einer Vorwarnliste.

Als Grund für den Artenschwund nennen die Experten unter anderem den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Insektenvernichtern, Gülledüngung und ein zu häufiges und zu frühes Mähen von Grünlandflächen. Auch die Flächenversiegelung durch Neubaugebiete und Gewerbeflächen gefährde die Artenvielfalt in Bayern. Durch den Klimawandel komme es zudem gerade in Unterfranken zu einer Absenkung des Grundwasserspiegels oder zum Trockenfallen von Moorflächen, was manchen Arten den Lebensraum nimmt, warnen die LfU-Experten.

Grünen-Landtagsabgeordneter Friedl: Söder könnte Artensterben stoppen

Der Würzburger Grünen-Landtagsabgeordnete Patrick Friedl forderte die Bayerische Staatsregierung als Reaktion auf die neue "Rote Liste" auf, unter anderem das inzwischen zehn Jahre alte bayerische Biodiversitätsprogramm zu überarbeiten: "Die Söder-Regierung hätte es in der Hand, das Artensterben zu stoppen", findet Friedl – zum Beispiel durch eine Verringerung des Flächenverbrauchs oder durch den Ersatz nicht heimischem Blühstreifen-Saatgut durch Saatgut mit gefährdeten heimischen Arten.

Auch für den Schutz von Blühwiesen müsse Bayern mehr tun, fordert Friedl: Hier hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) erst vor wenigen Tagen einen besseren Schutz von Flachland- und Bergmähwiesen in Deutschland eingefordert. "Wenn hier nicht schnell bessere Schutzmaßnahmen ergriffen werden, drohen auch für Bayern teure Strafzahlungen", befürchtet Friedl mit Blick auf dieses Urteil.

 
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  • Armin Genser
    Nebenbei angemerkt: Die Wasserwirtschaftsämter klagen über Personalmangel um ihren vielfältigen Aufgaben nachzukommen. Ohne Überwachung und Beratung geht es leider nicht. Dafür gibt es viele Beispiele - vom umgedrehten Wasserzähler bis zur Gewässerverschmutzung des Präsidenten des Bayerischen Bauernverbandes - Söders Lieblingskandidat für das zukünftige Amt des Landwirtschaftsministers.
    Entgegen den Notwendigkeiten will Söder 100 Stellen abbauen.
    So wird das nichts. Auch die tolle Broschüre aus dem bayerischen Umweltministerium zur "Wassersensiblen Siedlungsentwicklung" findet in den Kommunen kaum Anwendung. Die Verpflichtung aus dem Wasserhaushaltsgesetz zur Versickerung von Niederschlägen wird schlicht ignoriert - mit Folgen für unser Grundwasser.
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  • Andreas Gerner
    Richtig dargestellt?

    "Rote Liste" wird in aller Regel falsch verstanden und interpretiert.

    Wenn eine ZUSÄTZLICHE Art (und davon wenige Individuen) gefunden wird, steigt nominal die Zahl der als "bedroht" eingestuften Arten.

    Tatsächlich ist die Vielfalt mit der neuen Art größer.
    Verbreitet wird aber, dass mehr Arten bedroht sind.
    Das wird dann interpretiert als einen Artenschwund.

    Wie sich die Vielfalt tatsächlich entwickelt hat, zeigt dieser Mainpost-Artikel

    https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/jetzt-hat-er-wieder-seinen-bodendecker-blick-so-arbeitete-lenz-meierott-an-dem-mammutwerk-ueber-die-flora-von-bayern-art-11644202

    Blieb "seltsamerweise" ohne große Resonanz.
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  • Dietmar Eberth
    Sehen in Deutschland halt "mehr als 150 Wissenschaftler*innen von 75 Institutionen" bei der Veröffentlichung "Faktencheck Artenvielfalt" etwas anders als Sie. Insbesondere wenn man etwas über den Tellerrand schaut.
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  • Andreas Gerner
    Kann ja jeder sehen wie er will.
    Ich empfehle, sich objektiv mit Erhebungsmethoden auseinanderzusetzen und Aussagen von Studien zu hinterfragen, statt einen oder wenige ausgewählte Sätze aus dem Studienfazit leichtgläubig zu schlucken.

    Tatsächlich gezählte mehr Arten (siehe link) sind halt ein Fakt.

    Dagegen die statistische Erhöhung der "bedrohte Arten"-Anzahl durch zählen von Individuen einer Art, die man vorher nicht gezählt hatte, muss man wie ich meine, objektiv als "Kniff" bezeichnen.
    So kann man beauftragte Studien mit dem gewünschten Fazit ausstatten und alle daran beteiligten profitieren.

    -

    Sagt Ihnen die "Krefeld Studie" etwas ?
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  • Matthias Hohmann
    Politik fängt mit dem Betrachten der Wirklichkeit an. In den letzten Jahren habe ich immer mehr das Gefühl, dass die unterbleibt. In unserer Generation sterben immer mehr Arten aus. Früher war es den Menschen unbekannt, dass Tiere und Pflanzen überhaupt aussterben können. Heute ist es Normalität, die mit einem Schulterzucken hingenommen wird. Wir brauchen Natur-, Umwelt- und Herzenbildung und die Wertschätzung für Mitgeschöpfe wiederzugewinnen.
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  • Armin Genser
    Herr Mennig, mit ihrem Kommentar treffen sie den Nagel auf den Kopf.
    Was von Herrn Felßner als Landwirtschaftsminister zu erwarten ist, läßt sich auf Grund seiner "Vita" erahnen.
    Sehr interessant da mal unter Felßner auf Wikipedia nachzulesen:
    "Verurteilung wegen Gewässerverunreinigung".
    Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth ermittelte, da von seinem Hof über mehrere Jahre hinweg Silosickersäfte in ein benachbartes Wasserschutzgebiet geflossen sein sollen. Felßner sei einer Aufforderung des zuständigen Landratsamt, diese Probleme zu beheben, nicht nachgekommen...
    Er wurde wegen Boden- und 
    Gewässerverunreinigung zu einer Geldstrafe von 90 Tagessätzen u. einer mehrheitlichen Übernahme der Gutachterkosten verurteilt.
    Das sind die "Besten" Voraussetzungen für einen Minister Landwirtschaft u. Naturschutz zusammen zu bringen.
    Abgesehen davon, dass ein Lobbyist (Präsident des Bayerischen Bauernverbandes und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes) in so einem Amt nichts verloren hat.
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  • Gerhard Müller
    Neben den massiven Folgen des menschengemachten Klimawandels ist das Artensterben weltweit eines der bedrohlichsten Themen der Zukunft - und das wird bleiben, auch wenn die neoliberalen und rechten Parteien vermeintlich überall Oberwasser haben. Da freut mich das regionale Engagement eines beharrlich-ökologischen Grünen-Abgeordneten:)
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  • Christa Büttner
    Wir leben in der Zeit des größten Artensterbens seit der Ausrottung der Dinosaurier. Das interessiert diese arrogante CSU einfach nicht.
    Wo soll das noch enden ?
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  • Heribert Mennig
    Die Forderung von Herrn Friedl interessiert Herrn Söder nicht! Der hat ja schon angekündigt, dass er bei einer CDU/CSU-geführten Regierung das Landwirtschaftsministerium für die CSU beansprucht. Als Minister hat er Herrn Feißner auserkoren. Dieser Herr ist Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). Der BBV wie auch der Deutsche Bauernverband vertreten nur die landwirtschaftlichen Großbetriebe und Agrargenossenschaften. Die kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betriebe gehen diesen Verbänden (mit Verlaub) am Allerwertesten vorbei! In meiner beruflichen Tätigkeit hatte ich immer wieder von kleinen und mittleren Landwirtsbetrieben gehört, dass diese mit den Verbänden völlig unzufrieden sind. Viele sind daher aus den Verbänden ausgetreten. Mit einem Landwirtschaftsminister Feißner macht man den sprichwörtlichen Bock zum Gärtner. Eine Landwirtschaftspolitik, die Rücksicht auf eine wertvolle Kulturlandschaft nimmt halte ich unter so einem Minister für ausgeschlossen!
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  • Thomas Friedrich
    Und, wen wundert das jetzt, "Agrarflächen" für Gurken, Karotten, Zuckerrüben, Rotkraut, Weißkraut, Kartoffeln und Mais...nebenbei Pfingstrosen, die natürlich besonders wichtig sind...von Blühstreifen keine Spur.
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