Er ist hoch emporgewachsen in den vergangenen Monaten, der am meisten ins Auge fallende Teil der sogenannten Domherrenhöfe am Paradeplatz, ein Neubau an der Stelle der früheren Paradepost. An diesem Dienstag war Richtfest, fertig sein wollen die Bauleute im Mai kommenden Jahres, dann werden dort gegenüber des Doms unter anderem die Systemgastronomie L'Osteria und ein neues Haus der Hotelkette Motel One mit 234 Zimmern direkt in der Würzburger Innenstadt eröffnen.
Für die Investoren, den Immobilieninvestor Family Value, sagt Georg Prinz zu Salm-Salm, es sei ihm eine große Ehre und Freude, das Richtfest eröffnen zu dürfen. Es sei ein Privileg, hier in Freiheit seine Meinung sagen zu dürfen und dieses Fest feiern zu können, gerade weil derzeit 1000 Kilometer entfernt ein Volk um sein Selbstbestimmungsrecht kämpfe und nichts feiern könne. Er bat um ein kurzes Gebet und Gedenken.
"Wir sind hier wahnsinnig gerne und sind auch mit offenen Armen empfangen worden"
Im Anschluss zitierte er aus dem Frankenlied von Viktor von Scheffel "...ich will zur schönsten Sommerszeit ins Land der Franken fahren". "Es lohnt sich, wir sind hier wahnsinnig gerne und sind auch mit offenen Armen empfangen worden", erklärte er. Er lobte die "sehr konstruktive" Baubegleitung durch die Stadt. "Dafür sind wir dankbar." Mit dem Neubau werde der Paradeplatz wieder zu dem, was er einmal gewesen sei, nämlich ein Schmuckstück von Würzburg.
"Und da wo Geist und Leben ist, da entsteht auch etwas."
Die Stadt sei dabei ja auf dem richtigen Weg, dort noch ein bisschen Blech verschwinden zu lassen und den Bereich als Traverse zwischen dem Weltkulturerbe Residenz und dem Dom und der Innenstadt zu gestalten. "Diese Stadt ist ein Kleinod und man sagt nicht umsonst, sie sei die geistige Hauptstadt Frankens", so Prinz zu Salm-Salm. "Und da wo Geist und Leben ist, da entsteht auch etwas."
Oberbürgermeister Chrisitian Schuchardt hob die Bedeutsamkeit des Baus in seiner zentralen Lage an einer bedeutsamen Stelle in der Stadt heraus. Er freue sich, dass dieses Projekt auch so tief in der Stadtgesellschaft verankert sei. Denn es sei nicht ungewöhnlich, dass solche Projekt an sehr zentraler Lage in der Stadt durchaus oft einmal kritisch in der Stadtgesellschaft diskutiert würden. "Bislang ist an mich aber herzlich wenig Kritisches herangetragen worden", sagte der OB. Stattdessen habe er Anerkennung auch für die Qualität der Entwürfe und deren geplanter Umsetzung erfahren. "Dieses Areal im Herzen der Stadt hat eine hohe Qualität und diese weiter zu entwickeln ist unser Anliegen", so der OB.
Ein Teil der Hotelgäste wird in der Tiefgarage unter dem Gebäude parken können
Stadtbaurat Benjamin Schneider freute sich, dass mit diesem Richtfest ein Meilenstein erreicht worden sei. Durch die Brille des Baureferates erinnerte er an die Planungsphase dieses städtebaulich hochsensiblen Bereichs, wo es gegolten habe, eben sensibel vorzugehen. Und da sei die Erreichbarkeit des Hotels an dieser Stelle ein großes Thema gewesen, das man mit einem Mobilitätskonzept habe lösen können.
Ein Teil der Hotelgäste wird in der bereits bestehenden Tiefgarage unter dem Gebäude parken können, zudem werden sie zusätzliche Pkw-Stellplätze auf einem von der Würzburger Stadtverkehrs-GmbH (SVG) betriebenen Parkplatz außerhalb des Ringparks vorfinden, die von einem Shuttlebus angefahren werden. Auch der Fassadenwettbewerb, den das Würzburger Büro Geisel Architekten gewonnen habe, sei ein großes Thema gewesen, erinnerte der Stadtbaurat. So wird künftig das bisher an der Westseite angebrachte Phönix-Mosaik von Julius Bausewein nun die Front zum Paradeplatz hin zieren.
Nach einer Begrüßung durch den Dompfarrer Stefan Gessner sprach Polier Nijuz Ljajic vom Gerüst herab den Richtspruch, dann ging man zum gemütlichen Teil des Festes über.
Der Komplex, für den am Dienstag Richtfest gefeiert wurde, umfasst rund 7100 Quadratmeter Fläche für Gastronomie und Hotel. Insgesamt besteht das Ensemble der Domherrenhöfe aus acht miteinander verbundenen Gebäuden mit zwei Innenhöfen und rund 18.500 Quadratmetern Gewerbeflächen zwischen Paradeplatz, Hofstraße, der Ebracher Gasse und der Bibrastraße. Weitere Mieter sind die Telekom, die Würzburger Dolmetscherschule, die Fürstlich Castell'sche Bank und das Wirtshaus am Dom.
Leider wird sie von Teilen der Bürgerschaft, lokalen Entscheidungsträgern und Investoren nicht wirklich als solches wahrgenommen. Sonst gäbe es nämlich diese "modernen Prachtbauten" (aka "Klötzchenarchitektur" - z. Bsp. ZARA-Haus) im Innenstadtbereich nicht.
Und am Bahnhof droht das nächste architektonische Desaster, wenn ich mir die Gestaltungspläne für die Neubauten der Seitenflügel so ansehe. Da könnte ich auch heulen ...
Es erinnert mich wehmütig an "Topographie - Bauen und Bewahren" im BR vor 40 Jahren . Das wäre dort alles so derart verrissen worden ...