Ausgerechnet der Hauptdarsteller fehlt: Christoph 18, der gelbe Rettungshubschrauber, sollte am Mittwochnachmittag eigentlich als Hintergrund-Kulisse für das Gruppenfoto dienen. Doch kaum ist der Helikopter in der Luftrettungsstation an der Ochsenfurter Main-Klinik gelandet, wird die Besatzung zum nächsten Einsatz gerufen.
Seit 40 Jahren ist auf dem Greinberg in Ochsenfurt ein Rettungshubschrauber, der auf den Funknamen Christoph 18 hört, stationiert. Zuerst flog der Helikopter unter der Verantwortung des Bundesgrenzschutzes, danach übernahm der ADAC, zwischendurch die Deutsche Rettungsflugwacht bis am 1. Januar 2011 wieder die ADAC-Luftrettung den Zuschlag bekam. Der Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung vergibt die Verträge für den Betrieb der Luftrettungsstation an der Ochsenfurter Main-Klinik zunächst für fünf Jahre, mit der Option sie auf zehn Jahre zu verlängern. Danach wird in jedem Falle neu ausgeschrieben. Zuletzt im November 2019. Und wieder ist es die ADAC-Luftrettung, deren Angebot überzeugte.
Mitbewerber ließ Vergabeverfahren nachprüfen
"Die Entscheidung wurde nicht schnell getroffen", erklärt Paul Justice, Geschäftsführer des Zweckverbandes. Denn ein weiterer "qualifizierter Bewerber" habe sich ebenfalls für die Luftrettungsstation in Ochsenfurt beworben und ein "gutes Angebot" abgegeben. Nach Informationen dieser Redaktion ist die Deutsche Rettungsflugwacht (DRF) dieser zweite Bewerber. Piloten der DRF Luftrettung sind zwischen 1996 und 2011 mit Christoph 18 von Ochsenfurt aus zu Einsätzen in der Region gestartet.
Die gemeinnützige Organisation bestätigt, ein Angebot abgegeben zu haben und gratuliert dem Mitbewerber. Allerdings ist die Entscheidung zugunsten der ADAC Luftrettung nicht ganz unumstritten. "Für die DRF Luftrettung haben sich im Verfahren Fragestellungen ergeben, die wir nochmals klären lassen wollten", schreibt Pressesprecherin Stefanie Kapp. Die Vergabekammer an der Regierung von Mittelfranken wurde angerufen, eine Nachprüfung in die Wege geleitet. "Weder der Prozess noch die Auswahl wurden beanstandet", sagt Paul Justice. Dass es zu einem solchen Verfahren überhaupt gekommen ist, ist für Justice bei der "Bedeutung des Standorts Ochsenfurt" durchaus nachvollziehbar. Und die DRF Luftrettung akzeptiert die Entscheidung. "Einen Rechtsbehelf dagegen erwägt die DRF nicht", erklärt Kapp.
15 Notärzte gehören zur Christoph 18-Crew
Der harte Wettbewerb um den Standort Ochsenfurt hat seinen Grund: Seit Jahren ist Christoph 18 der Rettungshubschrauber, der bayernweit am häufigsten zu Einsätzen gerufen wird. Durchschnittlich 2000 Einsätze fliegt er im Jahr, weiß Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung. Allein in diesem Jahr sei der Helikopter bereits 900 mal alarmiert worden, darunter waren auch sechs Corona-Einsätze. "Eine so hohe Qualität und Einsatzdichte wie in Ochsenfurt ist nur möglich, weil wir mit sehr starken, kompetenten und zuverlässigen Partnern zusammenarbeiten", so Bruder.
Drei Rettungsdienst-Organisationen, die Malteser, das Bayerische Rote Kreuz und die Johanniter stellen die Rettungskräfte an Bord. Dazu kommen 15 Notärzte, die meisten davon stellt die Main-Klinik ab. Verstärkt wird die Crew durch Anästhesisten der Universitätsklinik Würzburg. "Jeder Einzelne ist mit Herzblut dabei", sagt Bruder.
Christoph 18 wird am häufigsten zu Unfällen gerufen
Stellvertretende Landrätin Christine Haupt-Kreutzer hat den Vorsitz im Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, zu dem die Landkreise Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart sowie die Stadt Würzburg gehört. "Christoph 18 ist aus dem Rettungsdienst nicht mehr wegzudenken", sagt sie. Und Landrat Thomas Eberth unterstreicht dies mit eindrucksvollen Zahlen. In sieben Flugminuten sei der Hubschrauber beispielsweise in Aub, wohin er im vergangenem Jahr zu 30 Einsätzen gerufen worden ist. Bergtheim erreiche Christoph 18 in acht, Eibelstadt gar in fünf Minuten. "Oft landet Christoph 18 bereits dann, bevor überhaupt ein Rettungswagen vor Ort ist", so Eberth.
Oft sind es Unfälle, zu denen der Rettungshubschrauber gerufen wird. 38 Prozent aller Einsätze hängen mit Freizeit-, Sport-, Schul- und Verkehrsunfällen zusammen. Danach folgen in der Statistik Notfälle des Herz-Kreislauf-Systems mit 21 Prozent. 14 Prozent der Einsätze seien auf neurologische Notfälle wie Schlaganfälle zurückzuführen, so die ADAC Luftrettung.