
Erinnern Sie sich noch an den arbeitslosen Schäfer, der im vergangenen Jahr mehrere Wochen in der Würzburger Fußgängerzone saß? Mit seinen drei großen weißen Hunden zog er damals in der Eichhornstraße vor dem Modegeschäft "Zara" viel Aufmerksamkeit auf sich. Diese Redaktion hatte über ihn berichtet und Hans nun nach knapp einem Jahr wieder getroffen. Was ist in der Zwischenzeit passiert?
"Ich bin wieder ein Jahr älter geworden", erzählt der heute 64-Jährige mit einem Grinsen im Gesicht. Der anhaltende Regen scheint seine Stimmung nicht trüben zu können. Im kommenden Jahr will er Rente beantragen und sich endgültig zur Ruhe setzen. "Deshalb bin ich auch viel entspannter und suche jetzt nicht zwangsläufig einen Job bis dahin."
Schäfer Hans hat große Neuigkeiten und Pläne für die Zukunft
Mit seinem Wohnwagen hat sich Schäfer Hans wieder eine ruhige Ecke außerhalb von Würzburg gesucht, wo er und seine Hunde die Nacht verbringen. Lediglich für ein paar Stunden am Tag ist er in der Fußgängerzone anzutreffen. "Das geht allein schon wegen der Dreien hier nicht", sagt Hans und zeigt auf seine Hunde. Erst da fällt auf: Irgendwas ist anders. Und tatsächlich, der 64-Jährige erzählt, dass seine alte Hündin Frieda nicht mehr dabei ist. "Sie ist zu krank, hat Arthrose und ist deshalb zu Hause."
Dafür ist nun Uschi dabei. Im vergangenen November habe er plötzlich bemerkt, wie Frieda immer runder geworden sei. Anfangs habe er gedacht, sie hätte nur viel gefressen, doch irgendwann stand fest: Frieda ist schwanger. Bei minus 17 Grad habe sie im Wohnwagen ihr Junges bekommen – Uschi, die nun an ihrer Stelle Schäfer Hans auf seinen Reisen begleitet.
Seit Sonntag sitzt der 64-Jährige wieder in Würzburg. Wie lang er diesmal bleiben will, weiß er noch nicht. "Das letzte Mal war es sehr schön hier", erinnert er sich. Er habe viel Hilfsangebote bekommen und auch bei dieser Redaktion hatten sich verschiedene Menschen gemeldet, die dem arbeitslosen Schäfer mit einem Jobangebot unter die Arme greifen wollten. Was ist daraus geworden?
Rente bedeutet für Schäfer Hans nicht zwangsläufig Ruhe
"Da hat sich nichts Festes draus ergeben", sagt Hans. Das sei aber nicht schlimm. Im Sommer habe er ohnehin genug zu tun gehabt und sei oft in Frankreich unterwegs gewesen und im Winter ziehe er sich dann ohnehin zurück. Er wirkt entspannter als noch im vergangenen Jahr – das mag vor allem an der Aussicht auf seine Rente liegen. Schließlich hat der Schäfer 40 Jahre lang hart dafür gearbeitet, sagt er.
Ganz zur Ruhe setzen will er sich ab dem kommenden Jahr aber nicht. "Ich kann mir nicht vorstellen, mit der Rente immer nur Zuhause zu sitzen." Ihn ziehe es raus in die Natur und vor allem Frankreich besuche er wahnsinnig gern. "Ich unterhalte mich aber auch sehr gern mit den Leuten", sagt Hans. Möglich also, dass er auch in Zukunft Würzburg immer mal einen Besuch abstatten wird.
Denn die Würzburger Fußgängerzone scheint auch finanziell interessant für den Schäfer und seine Hunde zu sein. Immer wieder kommen Menschen vorbei, stecken dem 64-Jährigen fünf, zehn oder sogar 20 Euroscheine zu.