
Der Rechtsstreit zwischen der Stadt Würzburg und Stadtbau-Geschäftsführer Hans Sartoris ist jetzt zu Ende. Noch Ende Oktober hatte sich die Zivilkammer des Würzburger Landgerichts mit der Klage der Stadtbau gegen ihren Geschäftsführer beschäftigt. Der Beklagte war damals allerdings nicht erschienen. Der Richter fällte daraufhin ein Versäumnisurteil, das Sartoris zur Zahlung von knapp 1,6 Millionen Euro Schadensersatz verpflichtete, weil er seine Pflichten als Geschäftsführer verletzt habe.
Der Vergleich kam bei außergerichtlichen Verhandlungen zustande
Gegen das Versäumnisurteil hat Sartoris Einspruch eingelegt. Anschließend haben Kämmerer Robert Scheller, der Anwalt der Stadt Jörg Hofmann von der Würzburger Kanzlei Bendel & Partner, mit dem Rechtsanwalt von Sartoris und Vertretern der Manager-Haftplichtversicherung Vergleichsvereinbarungen geführt. Heraus gekommen ist eine Lösung, die laut Pressemitteilung der Stadt Würzburg so aussieht: "Die Versicherung zahlt zur Abgeltung der geltend gemachten Schadensersatzansprüche 1,3 Millionen Euro an die Stadtbau Würzburg GmbH."
Hintergrund ist ein Vorfall aus dem Jahr 2016 bei einem Bauprojekt am Hubland. Das kommunale Immobilienunternehmen Stadtbau besitzt und verwaltet nicht nur rund 5500 Wohnungen, sondern entwickelt als Bauherrin unter anderem am Hubland große Wohnungsbauprojekte.
Beim Bau des ersten, 40 Millionen Euro teuren Bauabschnitts am Hubland verlangte eine Baufirma am 23. Dezember 2016 von der Stadtbau innerhalb weniger Tage eine Bürgschaft von über vier Millionen Euro als sogenannte Bauhandwerksicherheit. Da die Stadtbau diese Sicherheit über die Feiertage bis Anfang Januar nicht leistete, kündigte die Firma ihren Vertrag.
Warum die Stadtbau ihren Chef verklagt hat
Die Folgen für die Stadtbau: Sie musste die Baumaßnahme für einen höheren Preis neu vergeben, dadurch verzögerte sich die Fertigstellung der neun Häuser und 175 Wohnungen und so die Einnahme von Mieten. Dazu kamen Gerichts- und Anwaltskosten für den Rechtsstreit mit der Baufirma sowie die Entschädigung, die am Ende an die Firma gezahlt wurde. Insgesamt addiert sich der Schaden laut Stadtbau auf 1,6 Millionen Euro.
Diesen Schaden machte die Stadtbau gegenüber ihren Geschäftsführer Sartoris geltend, der für solche Fälle eine Manager-Haftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Allerdings wollte diese Versicherung zunächst nicht zahlen, deshalb versuchte die Stadt ihren Schadenersatz mit juristischen Mitteln durchzusetzen und verklagte Ende vergangenen Jahres Sartoris.
Dem Vergleich über 1,3 Millionen Schadensersatz hat am Donnerstag der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung zugestimmt. Am Freitag wurde er der Zivilkammer des Landgerichts eingereicht, das dann die Akten schließen kann.
Laut Kämmerer Robert Scheller sind Fälle wie dieser sehr selten. Die Stadt Würzburg sei zuletzt 2010 juristisch gegen Geschäftsführer von Tochterunternehmen vorgegangen. Damals drehte es sich es um Millionenverluste der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) aus risikoreichen Zinswetten. Diese rund vier Millionen Euro wollte die Stadt teilweise von Geschäftsführern und Aufsichtsräten der WVV – beziehungsweise ihren Versicherungen – zurück haben und zog vor Gericht. Auch diese Klage vor dem Landgericht Würzburg endete 2012 mit einem Vergleich.