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Würzburg
Raus aus der Uni, rein ins eigene Unternehmen: Wie ein Würzburger Start-Up mit Daten beim Hitzeschutz hilft
Sie verbinden Satellitenbilder und Klimadaten vor Ort: "UrbanSense" ermöglicht ganz neue Standortanalysen – und wird dabei über ein ESA-Programm in Würzburg gefördert.
Daten über Daten, aus dem Weltraum und vor Ort: das Würzburger Start-Up-Unternehmen UrbanSens wird von der Europäischen Weltraumagentur ESA gefördert. Im Bild die Gründer (von links) Nils Karges, Sofia Garcia, Andreas Bury, Annika Ludwig und Antonio Castañeda.
Foto: Antonio Jose Castañeda Gomez | Daten über Daten, aus dem Weltraum und vor Ort: das Würzburger Start-Up-Unternehmen UrbanSens wird von der Europäischen Weltraumagentur ESA gefördert.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 20.11.2023 03:05 Uhr

Der Klimawandel schreitet voran, Anpassungen sind notwendig – für die Menschen generell, und für Unternehmen und Kommunen im Besonderen. Sie müssen neue Standorte auf ihre Zukunftstauglichkeit prüfen oder  Bürgerinnen und Bürger vor negativen Klimafolgen schützen. Dazu braucht es Umweltdaten. Ein Würzburger Start-Up-Unternehmen liefert sie nun in bisher nicht gekannter Qualität.

Studierende haben eigene Sensoren entwickelt und bringen sie jetzt auf den Markt

Der Trick: Man verbindet Bilder von Erdbeobachtungssatelliten mit selbst erfassten Daten vor Ort. Die Firma "UrbanSens" bringt dafür eigens entwickelte Sensoren auf den Markt, in einem Pilotprojekt werden sie gerade in mainfränkischen Hitzehotspots getestet. Hier geht es konkret um die Erarbeitung von Hitzeschutzplänen.

Andernorts analysieren Firmen damit, wie energetisch gut oder schlecht sie an einem bestehenden oder geplanten Standort sind und wie sie sich besser aufstellen können. Oder sie finden heraus, wo besondere Hochwasserrisiken bestehen.

Das Jungunternehmen ist ein weiterer Baustein der erfolgreichen Satellitenforschung am Standort Würzburg. Sie sorgt seit 20 Jahren mit der Entwicklung von Kleinsatelliten an der Uni Würzburg und dem Zentrum für Telematik für Furore. Erst vor wenigen Wochen kamen hier wieder 70 Raumfahrtforscher aus aller Welt zu einem Workshop zusammen.

Mittlerweile hat auch die Europäische Raumfahrtagentur ESA erkannt, wie richtungsweisend in Würzburg gearbeitet wird: Sie fördert hier nicht nur die Entwicklung von Kleinsatelliten – Ziel ist aktuell eine Fabrik für die Serienfertigung. Seit vergangenem Jahr ist Würzburg auch einer von fünf bayerischen Standorten des ESA Business Incubation Centres (BIC). Erfolgreich darum beworben hatten sich die Würzburger Gründerzentren, "Satelliten-Professor" Klaus Schilling vermittelte den Kontakt.

Das Inkubationsprogramm funktioniert seiner Bezeichnung folgend wie ein Brutkasten: Es fördert Unternehmen mit bahnbrechenden Entwicklungen und digitalen Geschäftsfeldern in Robotik, Mobilfunkt, Mobilität, Luftfahrt – oder eben bei Satelliten. Betrieben wird das Programm vom Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen (AZO), es gehört zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Gelder kommen von der ESA, der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR und dem bayerischen Wirtschaftsministerium.

Würzburger Gründerzentren haben sich erfolgreich um ESA-Programm beworben

Mit seiner Geschäftsidee konnte auch UrbanSens überzeugen: Es ist das erste Start-Up, das am Standort Würzburg von ESA BIC Bavaria gefördert wird. Entstanden ist UrbanSens aus einem studentischen Projekt an der Uni: Im Rahmen ihrer Masterarbeit haben fünf Geoinformatik-Studierende den praktischen Nutzen ihrer Daten erkannt und bei einem ESA-Wettbewerb den ersten Preis gewonnen.

Nun sind die fünf gerade dabei, die eigene Firma zu gründen. Das 24-monatige Förderprogramm ist dafür eine "ideale Startrampe", sagt Mitbegründer Nils Karges. Und dabei geht es nicht nur ums Geld. Zwar helfen 50.000 Euro finanziell, um ein Unternehmen aus der Taufe zu heben. Nicht weniger wichtig für den Markteintritt sind aber der Zugang zu Knowhow und Netzwerke – und damit der frühe Kontakt zu möglichen Kunden und Zulieferern.

Seine ersten Räume hat UrbanSens im Technologie- und Gründerzentrum (TGZ) am Hubland Nord in Würzburg bezogen, das TGZ unterstützt das Jungunternehmen auch bei wichtigen betriebswirtschaftlichen Fragen. Geschäftsführer Dirk Jung freut sich über die Kooperation mit der ESA: "Damit können wir noch sichtbarer machen und intensivieren, was wir in Würzburg schon im Bereich Luft- und Raumfahrt haben." Neben dem TGZ sind vor Ort auch das Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) und das Zentrum für digitale Innovationen (ZDI) Mainfranken eingebunden. 

Jung ist zuversichtlich, dass sich über das ESA-Programm weitere Start-Up-Unternehmen zum Thema Kleinsatelliten für den Standort Würzburg anlocken lassen – ergänzend zu den Firmen und Instituten, die dazu bereits forschen und produzieren: das Zentrum für Telematik, der Satellitenhersteller S4, IT-Spezialist Infosim, das CAE, Indtact, Fraunhofer und Dr. Breunig Aerospace.

Oder es kommt zu weiteren Ausgründungen aus der Uni Würzburg wie im Falle von UrbanSens. Die fünf Firmengründer haben gemeinsam den Masterstudiengang "Applied Earth Oberservation & Geoanalysis" absolviert, der vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum geleitet wird.

Einer von ihnen ist Andreas Evangelista Bury. Der 34-Jährige ist überzeugt, dass die von ihnen entwickelte Sensorik in Verbindung mit den Satellitendaten deutlich bessere Standortanalysen ermöglicht – auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz, die Massen an Informationen und Daten verarbeitet. So könne man zum Beispiel Umweltwarnungen viel gezielter ausgeben. So könnten am Ende nicht nur Unternehmen von der Entwicklung profitieren, sondern die ganze Bevölkerung.

 
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