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München/Würzburg
Rassismus-Eklat bei bayerischer Integrationsbeauftragten: Bayerischer Flüchtlingsrat fordert ihren Rücktritt
Ein irritierendes Zitat in der Pressemitteilung der bayerischen Integrationsbeauftragten sorgt für Wellen der Empörung. Was dahinter steckt und wie sie sich erklärt.
Mit einem aus Würzburger Expertensicht rassistischem Zitat sorgt die bayerische Integrationsbeauftragte eine Welle der Empörung. Sie spiele Geflüchtete gegeneinander aus, sagen die Grünen.
Foto: Symbolbild: Patty Varasano | Mit einem aus Würzburger Expertensicht rassistischem Zitat sorgt die bayerische Integrationsbeauftragte eine Welle der Empörung. Sie spiele Geflüchtete gegeneinander aus, sagen die Grünen.
Gina Thiel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:41 Uhr

Den "ukrainischen Geflüchteten muss nicht erklärt werden, wie eine Waschmaschine funktioniert, oder dass auf dem Zimmerboden nicht gekocht werden darf". Dieses Zitat stammt von Gudrun Brendel-Fischer (CSU), Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung. Eigentlich sollte es in der Pressemitteilung vom 19. April um den Zugang zu Sprachkursen für ukrainische Geflüchtete gehen. Doch die Argumentation von Brendel-Fischer rückte das eigentliche Thema in den Hintergrund. Ihr Zitat sorgte für eine Welle der Empörung.

Der bayerische Flüchtlingsrat zeigte sich schockiert angesichts der Äußerung und forderte den Rücktritt von Brendel-Fischer: "Die bayerische Staatsregierung sollte sich schleunigst nach einer neuen Besetzung für das Amt der Integrationsbeauftragten umsehen", so Stephan Dünnwald, Sprecher des bayerischen Flüchtlingsrates. Dass eine Integrationsbeauftragte zur Verbreitung rassistischer Stereotype beitrage, sei nicht tragbar.

Ariv Tastalen (SPD): "Das ist einer Integrationsbeauftragten nicht würdig"

Dem schließt sich auch der SPD-Abgeordnete Arif Tasdelen an: "Das Zitat offenbart die Ansicht der Integrationsbeauftragten und der gesamten CSU." Überrascht ist der zweifache Familienvater von der Aussage Brendel-Fischers allerdings nicht. Das "veraltete Weltbild" der CSU und das "mittelalterliche Denken" hätte sich schon in verschiedenen anderen Situationen gezeigt. Dass diese Äußerungen nun auch in einer offiziellen Pressemitteilung veröffentlicht werden, ist für den SPD-Abgeordneten "diskriminierend und einer Integrationsbeauftragten nicht würdig", wie er gegenüber dieser Redaktion erklärt.

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Er empfiehlt Brendel-Fischer den Rücktritt und wünscht sich, dass dieses Amt an eine parteiunabhängige Person übertragen werde. Unterstützung bekommt er von Gülseren Demirel, Grünen-Fraktionssprecherin für Asyl, Migration und Flucht. Für sie sind die Aussagen von Brendel-Fischer nicht mit ihrem öffentlichen Amt vereinbar. Mit Zitaten wie diesen spiele die Integrationsbeauftragte ukrainische Geflüchtete gegen andere Geflüchtete aus. Werde eine Gruppe Geflüchteter "als weniger gut oder weniger wert eingestuft, dann handelt es sich um Rassismus", so Demirel.

Klarstellung der Integrationsbeauftragten kam drei Tage später

An diesem Freitag, rund drei Tage nach der Veröffentlichung der Pressemitteilung, reagierte Brendel-Fischer auf die Welle der Entrüstung. Sie beteuert, dass sie sich unabhängig vom Herkunftsland für die Interessen aller geflüchteten Menschen stark mache. "Sollten die Aussagen in der Pressemitteilung falsche Assoziationen hervorgerufen haben, darf ich Ihnen mitteilen, dass es nicht meine Absicht war, andere Geflüchtete zu diskreditieren", heißt es in der veröffentlichten Stellungnahme.

Das sind Vorurteile, die einst von weißen Menschen erfunden wurden, um sich die Welt zu unterwerfen.
Dr. Julien Bobineau, Rassismusforscher an der Universität Würzburg

Über Rechtfertigungen wie diese kann der Würzburger Rassismusforscher Dr. Julien Bobineau nur den Kopf schütteln. "Es geht nicht um das, was sie gemeint hat, sondern wie es auf Menschen wirkt, die es hören." Er hätte sich von einer Integrationsbeauftragten eine reflektiertere Stellungnahme gewünscht. "Wenn Sie mir über den Zeh fahren und dann sagen, Sie hätten es nicht so gemeint, dann tut mir der Zeh trotzdem weh", versucht er die Situation herunterzubrechen. Entschuldigen gehe anders.

Mit dieser mutmaßlichen Rechtfertigung könne das Zitat der bayerischen Integrationsbeauftragten nicht abgetan werden, so Bobineau weiter. "Sie schafft mit diesem Zitat den Nährboden für überholte Stereotype aus der Kolonialzeit." Für den Wissenschaftler impliziere Brendel-Fischers Aussage, dass nicht-weiße Geflüchtete unterentwickelt sind und nicht wüssten, wie eine Waschmaschine funktioniere. Er erinnert daran: "Das sind Vorurteile, die einst von weißen Menschen konstruiert wurden, um sich die Welt zu unterwerfen."

 
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  • robert.erhard@gmx.de
    Klar woher die Rücktrittsforderungen kommen! Politische Nonames und sonst Personen die nie in Erscheinung treten!

    So ein Schwachsinn da etwas hinein zu interpretieren!
    Und sie hat einfach recht!

    Ich empfehle allen die das jetzt als Einladung um auf nen Zug zu springen (bei geschlossen Türen) sich mal die Ankerzentren oder Unterkünfte anzusehen! Sie wären schnell anderer Meinung!
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  • haba2908
    Ich weiß nicht, was die ganze Aufregung soll…….. die Frau hat mit dieser Aussage einfach nur Recht! Aber die Wahrheit darf man bei uns ja nicht mehr unverblümt sagen !
    Ihr könnt mich jetzt als Rassisten beschimpfen…… ok, damit muss ich dann leben 🤷🏻‍♂️
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  • Arcus
    Der Flüchtlingsbeauftragten fehlt die notwendige Sensibilität. Sie sollte zügig zurücktreten.
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  • l.saubert@web.de
    Warum? Wollen Sie mit Ihrer ideologisch verblendeten Brille die Realität ausblenden? Das ist dann Rassismus.
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  • @dregr
    Nicht alle Menschen die Probleme damit hätten eine Waschmaschine zu benutzen sind dazu nicht fähig wegen mangelnder geistiger Fahigkeiten, oft sind es die Ehefrauen die sie daran hindern, da sonst die Wäsche verfärbt wäre.
    Es gibt einen Unterschied zwischen nicht bedienen können und nicht bedienen wollen!
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  • HTH2
    Die Wahrheit ist manchmal bitter. Jemand der aus dem Urwald kommt und keine Waschmaschine kennt, kann sie auch nicht bedienen. Ist halt so. Mit ein bischen gesunden Menschenstand auch leicht zu verstehen. Auch dass es in vielen Teilen Afrikas üblich ist auf dem Boden zu kochen und in der Ukraine halt nicht kann man kapieren, wenn man will. Einige wollen aber nicht kapieren, sondern suchen das Haar in der Suppe damit sie sich empören können.
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  • ToDietz@web.de
    So ein dämlicher Artikel. Da wollten einige Wichtigtuende vermutlich mal in der Zeitung stehen.
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  • Zugut
    Liebe MP:
    ein Geld nd für einen Eklat ist das nicht. Es wird zu einem gemacht. Auch durch die Art der Berichterstattung.
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  • Zugut
    Korrektur: Ein Grund für einen Eklat statt Geld. Sorry.
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  • Dann bin ich also ein Rassist, wenn ich einem subsaharischen Flüchtling erkläre, wie diverse technische Gerätschaften funktionieren, die diese möglicherweise nicht kennen (können). Gut, dann lass' ich's halt...
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  • jutta.noether@web.de
    Also, ganz ehrlich: ich kann an dieser Aussage nichts wirklich Schlimmes finden. Für mich liest sich das so, als wollte Frau Brendel-Fischer damit nur anmahnen, dass die Ukrainer immerhin moderne, zivilisierte Menschen sind, denen man durchaus auf gleicher Ebene begegnen dürfe. Anscheinend ist man ja zB bei den Hilfsangeboten für die 2015er Flüchtlinge davon ausgegangen, dass sie direkt aus der Höhle kommen, was definitiv diskriminierend war.
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  • gernotgunter
    Warum wird heute eigentlich immer jemand verurteilt der die Wahrheit sagt?
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  • gowell70@yahoo.de
    Wo ist denn das rassistische Stereotyp?

    Weche *Rasse* wird denn in der Aussage Brendel-Fischers beleidigt?

    Welche *Rasse* schürt denn gern auf Fußböden Feuer zum Kochen?

    Welche *Rasse* schmeißt denn dreckige Klamotten lieber in die Badewanne und ein Stück Seife dazu, anstatt sich mit der Handhabung einer Waschmaschine auseinander zu setzen?

    Dass es gewisse Menschen aus gewissen Kulturkreisen gibt, die westliche Lebensweisen und Gepflogenheiten rundum ablehnen, das steht außer Zweifel!

    Derartiges Benehmen nun aber empört als Diskriminierung aufgrund irgendeiner *Rasse* schönreden zu wollen, das zeugt davon, daß der Fluchtlingsrat sich eben gern aufregt, auch wenn's eigentlich nix zum aufregen gibt!

    Vielleicht gibt's auch Menschen, die in ihrer Unterkunft Ziegen halten wollen, aber was hat das mit *Rasse* zu tun?

    Da geht's doch eher um kulturelle Eigenarten, und um das starrköpfige Festhalten an solchen Verhaltensweisen.
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  • Einwohner
    Wenn man sonst keine Probleme hat, macht man sich im modernen Deutschland eben welche.
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  • Zugut
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  • lutterbeck
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