zurück
Eibelstadt
Quereinsteiger-Programme und eine Frauenbeauftragte sollen die Personalsorgen der Feuerwehren lindern
Die Feuerwehrspitze des Landkreises wähnt sich mit einem Plus an Aktiven "sehr gut aufgestellt", wie Landrat Eberth sagt. Doch das Fundament ist nicht stabil.
Bei der Fahrzeugschau zum Kreisfeuerwehrtag 2023 in Eibelstadt gab es reichlich Gelegenheit zum Fachsimpeln.
Foto: Antje Roscoe | Bei der Fahrzeugschau zum Kreisfeuerwehrtag 2023 in Eibelstadt gab es reichlich Gelegenheit zum Fachsimpeln.
Antje Roscoe
 |  aktualisiert: 10.02.2024 16:29 Uhr

Knapp drei Stunden strammes Informationsprogramm war der Kreisfeuerwehrtag für die rund 360 Verantwortlichen aus den 113 Feuerwehren im Landkreis und die Ehrengäste aus den befreundeten Blaulichtorganisationen. Zum Fachsimpeln unter Kollegen diente die kleine, beeindruckende Fahrzeugschau vor der Dreifeldhalle in Eibelstadt. Hier konnte nachvollzogen werden, was mit den sich verändernden Herausforderungen für die Feuerwehren und die darauf abgestimmter Technik gemeint sein könnte.

Der Umgang mit brennender Photovoltaik und Carbonfasern an Fahrzeugkarosserien im Fahrzeugbau gehört dazu. Aber auch der Großbrand eines landwirtschaftlichen Anwesens in Zeubelried und die Gefahrenabwehr bei auslaufenden Garresten einer Biogasanlagen in Fuchsstadt tauchten im Jahresbericht von Kreisbrandrat (KBR) Michael Reitzenstein auf. Ungewöhnlich viele Flächenbrände im vergangenen Jahr erfordern neue Konzepte, so Reitzenstein, ausgedehnt auch auf Waldbrandszenarien. Die Brandeinsätze im Landkreis hätten sich damit in den vergangenen sechs Jahren sogar verdoppelt. Den Spitzenplatz unter den Kuriositäten nahm ein "therapeutischer Urschrei" im Wald ein, der eine groß angelegte Vermisstensuche und noch einmal Kopfschütteln auslöste.

Durchschnittlich 14 Feuerwehreinsätze am Tag im Landkreis

Mit durchschnittlich 14 Feuerwehreinsätzen am Tag, landkreisweit fast 5000 Einsätzen insgesamt und 57.000 ehrenamtlichen Einsatzstunden waren die Anforderungen an die Hilfeleistungen der Feuerwehren 2022 wieder auf dem Niveau von 2019 angelangt. Weniger schweren Lkw-Unfällen auf der Autobahn durch den Wegfall der Baustellen standen steigende Unwettereinsätze gegenüber, wie Reitzenstein darlegte.

Neue Gesichter in der Landkreisfeuerwehr: von links Landrat Thomas Eberth, der neue Kreisbrandmeister in der Inspektion Süd Christian Kollert, die Frauenbeauftragte für den Kreisfeuerwehrverband Sabrina Eck und Kreisbrandrat Michael Reitzenstein.
Foto: Antje Roscoe | Neue Gesichter in der Landkreisfeuerwehr: von links Landrat Thomas Eberth, der neue Kreisbrandmeister in der Inspektion Süd Christian Kollert, die Frauenbeauftragte für den Kreisfeuerwehrverband Sabrina Eck und ...

Der Respekt für die gemeinsame Arbeit in den befreundeten Diensten war bei Jürgen Maier, dem Leiter der Polizeiinspektion Ochsenfurt, greifbar. Er würdigte die neuen, immer professionelleren Anforderungen an die freiwilligen Feuerwehren, gerade beim Katastrophenschutz. Landtagsabgeordneter Manfred Ländner (CSU) verwies auf die Vorreiterrolle des Landkreises Würzburg beim Aufbau eines Katastrophenschutzzentrums, von dem man inzwischen in ganz Bayern spreche. Nachbesserungsbedarf sieht Ländner bei den Kosten für den Unterhalt der Geräte, nachdem der Freistaat nur die Anschaffung bezuschusse. 

Immer mehr Frauen gehen zur Feuerwehr

Freude machte Landrat Thomas Eberth "der hervorragende Stand" an Einsatzkräften. Ein Plus von 200 Aktiven bedeutet nun 5700 Dienstleistende, und das, obwohl bei den männlichen Feuerwehranwärtern ein Minus steht, dafür aber immer mehr Frauen den Dienst bei der Feuerwehr aufnehmen. Beim Kreisfeuerwehrtag waren die Feuerwehrfrauen allerdings deutlich unterrepräsentiert.

Zunehmend wird es für Feuerwehren zum Problem, dass sie tagsüber gar nicht oder nur unterbesetzt ausrücken können. Und perspektivisch werde dieses Problem eher größer: "Das Thema Demografie wird uns gnadenlos treffen. Die Feuerwehr wird hochgeschätzte Personen an den Ruhestand verlieren", blickte Ebert auf die nahe Zukunft, wenn die Babyboomer-Generation in den nächsten fünf Jahren aus dem aktiven Dienst ausscheidet.

Sabrina Eck will mehr Gleichstellung bei der Feuerwehr

Die Arbeit mit den Kinder- und Jugendfeuerwehren gilt als wichtigstes Instrument, um diese Lücken zu schließen. Hier unterstützt vor allem der Feuerwehrverband des Landkreises, dem fast alle Wehren angehören. Vielleicht kann aber auch die erste Frauenbeauftragte der Landkreisfeuerwehr zur Abhilfe beitragen. Die 25-jährige Sabrina Eck aus Sonderhofen will nicht zuletzt Unterstützungsangebote für Mütter mit Kleinkindern auf den Weg bringen, um den Frauenanteil zu erhöhen. Barrieren will sie abbauen und Workshops anbieten, um auch bei der Feuerwehr Gleichstellung zu erreichen. Ein Quereinsteigerprogramm in die Feuerwehr – nicht nur für Frauen – gilt ebenfalls als Lösungsansatz im Rahmen der neu strukturierten Ausbildung.

Zu den Personalien gehörte die Vorstellung des seit Februar neuen Kreisbrandmeisters für den Bereich Süd, Christian Kollert aus Gaurettersheim, als Nachfolger von Felix Enzelberger, der sich beruflich verändert hat. Die Einsatzbereitschaft und Kooperation in der neu strukturierten Kreisbrandinspektion und den freiwilligen Feuerwehren betreffend, resümierte Reitzenstein: "Ich nehme es als sehr gutes Gefühl mit, dass es nie die Frage war, wer unterstützt, sondern nur  wann."

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Eibelstadt
Antje Roscoe
CSU Würzburg
Feuerwehr Schwanfeld
Freiwillige Feuerwehr
Jugendfeuerwehren
Jürgen Maier
Kreisbrandmeister
Kreisbrandräte
Manfred Ländner
Mütter
Thomas Eberth
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top