Im langen Prozess um die Messerattacke von Würzburg steht die Entscheidung bevor. Nach einem letzten Zeugen haben an diesem Freitag zwei Gutachter das Wort. Die Frage, die im Raum steht: Ist Abdirahman J. verantwortlich zu machen für den Tod von drei Frauen und die Verletzung von sechs weiteren Opfern am 25. Juni 2021?
Schon im Vorfeld ihrer Aussagen vor Gericht ist klar, dass beide Psychiater den 32-jährigen Somali für schuldunfähig zur Tatzeit halten. Der Beschuldigte selbst gab an, er habe Stimmen gehört, die ihm das Töten von Menschen befohlen hätten. Für den Verdacht eines islamistischen Hintergrundes fand sich bei den Ermittlungen keinerlei Beleg.
Zwei Gutachten, eine Meinung: schuldunfähig
Die Sachverständigen waren nach Angaben des Bayerischen Landeskriminalamts (LKA) und der Generalstaatsanwaltschaft München unabhängig voneinander zu diesem Ergebnis gekommen. Dies dürfte zur Folge haben, dass das Landgericht Würzburg den Messerangreifer dauerhaft in einer Klinik unterbringen lässt. Ob er dann im Bezirkskrankenhaus Lohr bleiben würde oder (wie im vorigen Jahr) in eine Einrichtung im Raum München verlegt wird, ist bisher nicht entschieden.
Damit ist der weitere Verlauf dieses aufwändigen Prozesses vorgezeichnet. Am kommenden Montag, 25. Juli, könnte Oberstaatsanwältin Judith Henkel im Namen der Generalstaatsanwaltschaft München ihr Plädoyer halten. Dann folgen die Anwälte der 14 Nebenkläger und voraussichtlich am Dienstag die Verteidiger Hanjo Schrepfer und Tilman Michler.
Urteil schon am kommenden Donnerstag?
Die beiden Anwälte ließen auf Anfrage noch offen, ob der Beschuldigte danach das Recht des letzten Wortes wahrnimmt. Dann könnte das Gericht bereits am kommenden Donnerstag, 28. Juli, seine Entscheidung treffen - elf Sitzungstage und zwei Monate vor dem ursprünglich geplanten Termin.
Die Generalstaatsanwaltschaft München wirft Abdirahman J. Mord in drei Fällen und versuchten Mord in weiteren elf Fällen vor. Der Geflüchtete aus Somalia hatte die Taten am ersten Verhandlungstag im April über seine Anwälte zugegeben.
Der 13. Verhandlungstag an diesem Freitag, 22. Juli, beginnt um 10 Uhr, in der Weißen Mühle in Estenfeld (Lkr. Würzburg).
