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Würzburg
Prozess um Hammer-Attacke am Landgericht Würzburg: Gericht zeigt Pornofilme grausamster Art
Was waren die Motive des brutalen Angriffs auf eine junge Frau in ihrer Wohnung in Würzburg? Das Gericht greift auf der Suche nach der Wahrheit zu drastischen Mitteln.
In Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt: Am Landgericht Würzburg muss sich ein 28-jähriger Handwerker wegen versuchten Mordes an junger Frau in ihrer Wohnung verantworten.
Foto: Thomas Obermeier | In Fußfesseln in den Gerichtssaal geführt: Am Landgericht Würzburg muss sich ein 28-jähriger Handwerker wegen versuchten Mordes an junger Frau in ihrer Wohnung verantworten.
Manfred Schweidler
 |  aktualisiert: 18.03.2023 03:49 Uhr

Der Angriff erfolgte heimtückisch: Zwölfmal soll ein Handwerker einer Würzburger Studentin seinen Hammer auf den Kopf geschlagen und sie dabei lebensgefährlich verletzt haben. Warum, ist dem Landgericht Würzburg ein Rätsel – und der Vorsitzende Richter Thomas Schuster greift zur Aufklärung zu drastischen Mitteln. Denn der Angeklagte in diesem Prozess beruft sich in entscheidenden Momenten auf Erinnerungslücken.

Lückenhafte und beschönigende Schilderungen des Angeklagten

Dabei redet der 28-Jährige viel mehr, als seinem Verteidiger lieb ist. Nur über sich, seine traurige Kindheit, nie über das Opfer. Aber um das fürchterliche Geschehen im Mai 2022 zu erklären, dafür sind seine Worte zu lückenhaft und beschönigend, wirft ihm das Gericht vor.

Der Angeklagte redet darüber, wie er der bewusstlosen jungen Frau, die mit geborstenem Schädel in einer Blutlache am Boden lag, den Puls gefühlt und ihre Atmung überprüft habe. Als sei er zu ihrer Rettung gekommen. Und immer wieder betont er vor Gericht, er habe "meine Kundin" nicht vergewaltigen und töten wollen.

Dass er, wie es laut Anklage heißt, die arglose junge Frau in ihrer Wohnung von hinten überraschend attackierte, ihr das Handy wegschlug, damit sie keine Hilfe herbeirufen konnte -  daran will er keine Erinnerung haben. Als Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach, Richter Thomas Schuster und die Anwältin des Opfers, Barbara Rost-Haigis, dem Handwerker seine Versuche vorhalten, den Verdacht auf einen Unbekannten abzulenken, werden die Erklärungen immer vager.

Das Geschehene nachgestellt: Der Angeklagte fühlt den Puls der Staatsanwältin

Am zweiten Verhandlungstag kommt es deshalb zu einer makabren Szene im Gerichtssaal: Da kniet der Angeklagte in Ketten mit hochrotem Kopf am Boden - neben einer jungen Staatsanwältin, die in die Rolle des Opfer schlüpft. Das Gericht lässt die Szene aus der Wohnung nachstellen: Der Angeklagte zeigt, wie er den Hammer wegwarf, dem schutzlos daliegenden Opfer den Puls fühlte und vorsichtig ihren Kopf drehte, um nach der Atmung zu sehen. 

Im Saal kann sich niemand in diesem Moment so recht vorstellen, wie einer in plötzlicher Aufwallung mit einem Hammer von hinten auf eine Frau losschlägt, bis sie zu Boden geht. Und dann plötzlich aus dem Rausch erwacht und das Opfer umsorgt.

Doch es wird noch dramatischer auf der Suche nach dem Motiv. Den Ermittlungen zufolge stimulierte sich der 28-Jährige, der beteuert, höchsten Respekt vor Frauen zu haben, vor der Attacke mit Handy-Pornos härtester Art. Filme, die kaum zu ertragen sind. In denen Frauen getötet werden - vor, während oder nach der Vergewaltigung. 

Drei grausame Filme mit Mord und Vergewaltigung vor Gericht gezeigt 

Auf der Suche nach der Wahrheit macht das Gericht vor diesen Filmen nicht Halt: Drei grausame Videos werden vorgeführt, mit entsetzlichen Szenen. Im Gericht herrscht lähmende Stille. 

Als Sterbende vergewaltigt werden - viele können nicht mehr hinsehen, auch der Angeklagte nicht. Der Staatsanwalt macht sich Notizen, um nicht auf den Bildschirm schauen zu müssen, manche Richter schauen neben die Leinwand. Einige Zuschauer verlassen entsetzt den Saal. Als zwischenzeitlich der Laptop aussteigt, wird der Monitor schwarz, als wolle ein gnädiges Schicksal den Rest ersparen.

Frappierende Parallelen zwischen Film und Wirklichkeit

Aber die Parallelen zwischen den Filmen zu der angeklagten Tat sind unübersehbar: Das ahnungslose Opfer wird  heimtückisch von hinten angegriffen. Der Täter schlägt das Handy weg, dreht scheinbar besorgt den Kopf  der bewusstlosen Frau zu sich. 

Wer will dem Handwerker jetzt noch glauben, der beteuert: "Ich hatte bestimmt vorher keine Mordlust." Der Vorsitzende Richter bemüht sich immer wieder, herauszufinden, was den mutmaßlichen Täter zu dem Überfall trieb. "Es ist uns bis jetzt nicht gelungen", muss Schuster am Ende des zweiten Verhandlungstages bilanzieren. Noch bleiben dafür weitere sechs Prozesstage.

 
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  • E. K.
    Ich finde die Diskussion, ob solche Videos die Gewalt versursachen müßig. Evtl. können wir uns aber darauf einigen- wer solche Darstellungen interessant oder sogar erregend findet hat und ist ein Problem.
    Während ich die Definition von "Normal" an anderen Stellen schwierig finde, weil sie oft Randgruppen ausgrenzt- hier ist die Grenze klar überschritten, das ist nicht mehr Normal!
    Für mich gehören solche Videos in die gleiche Kategorie wie Kinderpornographie. Wer sie besitzt und konsumiert sollte verflogt und bestraft oder zumindest zu einer Therapie verpflichtet werden.
    Aktuell ist lediglich die Verbreitung strafbar, nicht aber der Besitz und Konsum.
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  • D. P.
    Hier in den Kommentaren zeigt sich wieder die übliche Vorverurteilung entlang hanebüchener Argumente. Während andere Medien unter solchen Artikeln die Kommentarfunktion konsequent deaktivieren, lässt man bei der Main-Post allerlei unbelegten Unsinn und unpassende Vergleiche als Meinung zu. Fakt ist: Es gibt keinen beweisbaren Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Gewalttaten - egal ob Filme oder Videospiele. Gäbe es den, hätten wir jeden Sonntag nach dem Tatort echte Probleme in diesem Land. Individuen mit Gewaltphantasien konsumieren fragwürdige Medien. Das heißt nicht, dass fragwürdige Medien Individuen mit Gewaltphantasien bzw. Gewaltpotenzial machen. Ob es diese fragwürdige Medien wirklich braucht kann man diskutieren, hat mit solchen Taten aber nichts zu tun.

    Schöne Zusammenfassung der aktuellen Studienlage:
    https://www.swr3.de/aktuell/fake-news-check/gaming-computer-gewalt-100.html
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  • G. K.
    @meinungsvertreter

    Wenn ich ihren Kommentar lese, dann frage ich mich, warum die Werbung Jahr für Jahr Millionenbeträge in die mediale Werbung steckt,wenn Medienkonsum angeblich ohne jede Wirkung bleibt und keine Spuren hinterlässt...
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  • D. P.
    Sie könnten sich wenigstens die Mühe machen und auf den Link klicken, um sich über die aktuelle Studienlage zu informieren. Die Auswirkung der Werbung auf das Komsumverhalten ist nicht vergleichbar mit der Auswirkung von Medienkonsum auf Gewalttaten.
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  • D. P.
    Ich habe Ihren Kommentar bewusst ignoriert, da Sie sich offensichtlich an meinen Kommentaren abmühen und versuchen zu diskreditieren. Auch hier wieder: Meine Antwort war an deltatango gerichtet, nicht an Sie. Tut mir leid, wenn Sie sich trotz meiner Ignoranz durch mich missverstanden fühlen.
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    Seltsame Meinung, die Sie da vertreten! 🤔
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    @meinungsvertreter: Der aktuelle Fall zeigt genau das Gegenteil Ihrer Behauptung auf! 😳
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  • D. P.
    Ich bin der Einzige hier in den Kommentaren, der seine Argumente mit wissenschaftlichen Studien untermauern kann. Diese Studien sind keine Behauptungen oder Meinungen. Bitte liefern Sie doch für Ihre Aussagen und Vergleiche entsprechende Quellen, die belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen Medienkonsum und Gewalttaten gibt.
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    @meinungsvertreter: In diesem Fall sind Ihre Studien dann wohl falsch... 🙈
    Der Typ hat sich solche "Filme" angesehen um dies selbst nachzustellen - was wolle Sie noch? 🙊
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  • D. P.
    Sie leugnen wissenschaftliche Studien, die sich mit der Thematik seit mittlerweile Jahrzehnten beschäftigen und keinen Beweis für Ihre Behauptungen finden konnten - und Sie liefern leider weiterhin keine Belege, sondern verweisen auf die konkrete Tat als Beweis. Ihre Annahme und Vergleiche (z.B. mit Werbung/Konsum) sind Zirkelschlüsse. Ich kann mich nur wiederholen: Menschen mit Gewaltphantasien konsumieren auch (!) solche Videos. Das heißt nicht, dass man Gewaltphantasien entwickelt, wenn man diese Videos konsumiert. Wie erklären Sie sich denn solche Taten, die es bereits lange vor dem Internet und der Verbreitung solcher Videos gab? Wenn Ihre Annahme richtig wäre, müsste es ja eine Zunahme solcher Taten parallel zur Verbreitung der Videos geben. Gibt es aber nicht. Nicht mal in den Studien, in denen man Probanden direkt mit gewalttätigen Inhalten konfrontiert hat. Ein normal sozialisierter und gesunder Mensch kann problemlos Fiktion und Realität unterscheiden. Lesen Sie die Studien.
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    Dann wünsche ich Ihnen "Gute Besserung"!
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    Dann können Sie mir sicher auch sagen, wieviele "unnormale" Menschen es gibt, die sich durch solche Filme "anregen" lassen es selbst zu tun. Wie werden diese "Filme" produziert? Glauben Sie tatsächlich jeder Studie der "Wissenschaftler"? Sie sollten die Wahrheit nicht ausblenden! 🤔
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  • D. P.
    Wissenschaftlicher Konsens ist in der Regel richtig, weil sich Wissenschaft selbst hinterfragt - so wie sich diese Studien und ihre Thesen über Jahrzehnte selbst hinterfragt haben und immer wieder zu sehr ähnlichen Ergebnissen gekommen sind. Das hat nichts mit Glaube zu tun, sondern mit Systematik. Es ist immer wieder sehr erheiternd, wenn Einzelne schlauer sein wollen als die Wissenschaft, aber ihre eigenen Aussagen weder hinterfragen noch mit Belegen untermauern können. Sowas nennt man Scharlatanerie.
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    Schreiben Menschen, die Fakten nicht erkennen und Ihr "Wissen" im Internet googeln und ohne eigene Meinung und Erkenntnis zum "Besten" geben!🤏
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  • D. P.
    Liefern Sie bitte Belege dafür, dass ich falsch liege. Melden Sie bitte meine Beiträge, damit diese aufgrund falscher Informationen gelöscht werden. Ich habe die Studien oben verlinkt. Sie liefern genau wie gardner einfach nichts, stattdessen diskreditieren Sie mich wie gewohnt. Wir drehen uns im üblichen Kreis von Fakten und Ihrer persönlichen Meinung, die Sie als unumstößlich richtig über alles andere stellen. Damit ist doch alles gesagt.
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    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
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