Es war das erste Mal, dass die Klimaschutzbewegung "Letzte Generation" auch in Würzburg den Verkehr gestört hat, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen: Fast eine Stunde lang dauerte am frühen Mittwochabend ein Protestmarsch mit knapp 100 Personen am Mainkai entlang vom Alten Kranen bis zur Anlegestelle der Mainkuh.
Nach den Razzien gegen die "Letzte Generation" in mehreren Bundesländern finden in dieser Woche in fast 30 Städten deutschen Städten Protestveranstaltungen statt. Eine Sprecherin der Gruppe kritisierte die Razzien gegen die "Letzte Generation" scharf. Sie sei erschüttert, traurig und wütend, "weil dadurch diejenigen aus der Gesellschaft ausgeschlossen werden sollen, die verzweifelt die Lebensgrundlagen für uns alle zu schützen versuchen, während diejenigen, die sie zerstören, das legal tun dürfen."
Klebstoff kam nicht zum Einsatz
In Würzburg trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer um 18 Uhr an der Kreuzung Juliuspromenade/Mainkai/Karmelitenstraße, wo sie von der Polizei bereits erwartet wurden. Da die Veranstaltung im Vorfeld nicht angemeldet worden war, dauerte es fast eine halbe Stunde, ehe sich die Aktivisten und die Beamten auf den Ablauf geeinigt hatten.
Klebstoff kam dabei nicht zum Einsatz, aber auch durch den Protestmarsch gelang es den Teilnehmenden, den Feierabendverkehr spürbar zu stören. "Quälend langsam", so ein begleitender Polizeibeamter, liefen sie auf der rechten Fahrspur am Mainkai entlang. Von den Behinderungen waren nicht nur viele Autofahrer, sondern auch ein gutes Dutzend Linienbusse betroffen, die als Schienenersatzverkehr wegen der Gleisbaustelle am Rathaus in den Pfingstferien die Innenstadt umfahren.
Kritik an die Ampelkoalition in Berlin
Auf Plakaten wurde unter anderem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder aufgefordert, im Freistaat die Klimaziele einzuhalten. Mehrmals stoppte die Polizei die Demonstration, um nachfolgende Autos und Busse passieren zu lassen. Zu Störungen der Veranstaltung kam es mit Ausnahme eines schimpfenden Passanten und einiger aufheulender Motoren nicht.
An der Mainkuh hatten die Würzburger "Psychologists For Future" eine Solidaritätskundgebung angemeldet, mit der die Demo gegen 20 Uhr endete. Johanna Sing als Sprecherin der "Letzten Generation" richtete ihre Kritik an die Ampelkoalition in Berlin: "Die Bundesregierung versucht, uns als Klimaschutzbewegung zu kriminalisieren, statt ihren Job zu machen und endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen umzusetzen."