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Würzburg
Protest: "Stumme Künstler" stellen Forderungen an die Politik
Die bundesweite Aktion "Stumme Künstler" machte Station in Würzburg. Rund 70 lokale Kulturschaffende machten auf die existenzielle Bedrohung der Kulturbranche aufmerksam.
Mit der Demo 'Stumme Künstler' haben Kulturschaffende aus der Region auf derauf ihre schwierige Lage in der Corona-Pandemie aufmerksam gemacht.
Foto: Christoph Weiß | Mit der Demo "Stumme Künstler" haben Kulturschaffende aus der Region auf derauf ihre schwierige Lage in der Corona-Pandemie aufmerksam gemacht.
Maria Faiß
Maria Pfister
 |  aktualisiert: 09.02.2024 04:37 Uhr

Künstler und Veranstalter sind von der Corona-Krise nach wie vor schwer getroffen. Bereits in der Nacht auf den 23. Juni hatte die Branche mit der "Night of Light" auf die Situation aufmerksam gemacht, nun gingen Kulturschaffende und Solo-Selbständige aus Würzburg und Umgebung in die nächste Runde, um ihre Lage ins Licht der Öffentlichkeit zu rücken.

Die in Dresden gestartete Aktion "Stumme Künstler", die bundesweit auf die existenzielle Bedrohung der Kulturwirtschaft durch die Corona-Krise hinweisen will, machte am Donnerstag Station auf der Hafentreppe hinter dem Kulturspeicher. Nach Würzburg geholt hat das Projekt der Dachverband freier Würzburger Kulturträger unter Mitwirkung der Initiative "Kunstleerer Raum".

Musiker spielten bei der 'Ode an die Freude' nur jeden vierten Ton – ein Hinweis auf die Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.
Foto: Christoph Weiß | Musiker spielten bei der "Ode an die Freude" nur jeden vierten Ton – ein Hinweis auf die Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie.

Einblick in die Situation im Schatten der Pandemie

Rund 70 Vertreter der Kulturbranche waren zur Hafentreppe gekommen, aus der Politik war die Bundestagsabgeordnete Simone Barrientos (Linke) vor Ort. Die Hymne der Aktion, die "Ode an die Freude", erklang gleich zu Beginn - wenn auch in reduzierter Form. Der Grund: Die Musiker spielen bewusst nur jeden vierten Ton, um die derzeit notwendigen Abstandsregeln zu symbolisieren. Musikalisch begleitet wurde die Aktion unter anderem vom Gitarristen Nils Hübenbecker und Saz-Spieler Houssein Mahmoud.

"Solidarität für die Kulturbranche ist in der Bevölkerung gegeben - jetzt brauchen wir diese auch von der Politik."
Kilian Förster, Initiator der Aktion "Stumme Künstler" aus Dresden

Antje Molz vom Dachverband Freier Würzburger Kulturträger und Kilian Förster, Initiator der Dresdner Aktion, eröffneten die Demo. "Solidarität für die Kulturbranche ist in der Bevölkerung gegeben – jetzt brauchen wir diese auch von der Politik", sagte Förster, während im Hintergrund Teilnehmer mit Schildern den Schriftzug "Stumme Künstler" aufstellten. 

Mit Auftritten und Redebeiträgen gaben Kulturschaffende einen Einblick in ihre Situation. So auch Csaba Beke vom Theater Chambinzky. Der Spielbetrieb sei für sein Haus aktuell nicht kostendeckend, das Theater könne sich nur noch bis Oktober über Wasser halten. "Wir brauchen die Unterstützung jetzt – lassen sie uns nicht austrocknen", sagte er. 

"Wir brauchen die Unterstützung jetzt - lassen sie uns nicht austrocknen."
Csaba Beke, Leiter Theater Chambinsky

Auch im Gespräch mit Mathias Repiscus vom Theater Bockshorn wird die Lage der Kulturwirtschaft deutlich. Das Bockhorn habe für ein kleines Theater sehr hohe Haltungskosten. "Wir haben keine Laien im Haus und müssen hohe Gagen für professionelle Darsteller zahlen", weiß Repiscus. Dies könne nicht finanziert werden, solange nur 40 oder 50 Zuschauer eingelassen werden dürfen. "Das geht alles nicht, deswegen ist unsere Zukunft bis auf weit hinaus unsicher," so der Leiter des Theaters.

'Abgehängt' fühlen sich die Kulturschaffenden und machten im 'Kunstleeren Raum', einem offenen Würfel, während der Demo darauf aufmerksam. 
Foto: Christoph Weiß | "Abgehängt" fühlen sich die Kulturschaffenden und machten im "Kunstleeren Raum", einem offenen Würfel, während der Demo darauf aufmerksam. 

Wie weitreichend die Folgen für den Kulturbetrieb sind, zeigte sich im "Kunstleeren Raum" - einem Würfel, in den sich Teilnehmer nacheinander unter dem Hashtag-Motto "#abgehängt" mit einem Porträt-Plakat stellten: DJ, Sänger, Theaterleiter, Schauspieler oder Kunstwissenschaftlerin - auf alle habe die Corona-Krise eine direkte Auswirkung, so die Botschaft. Die "#abgehängt"-Plakate sind bereits in Volkach und Gerolzhofen zu sehen, ab  Sonntag auch in Würzburg sowie ab 7. Juli in Schweinfurt und Kitzingen. 

Forderungen der Teilnehmer an die Politik

"Die freien Künstler und Solo-Selbstständigen befinden sich aufgrund der aktuellen Geschehnisse der Corona-Pandemie seit Wochen in einer existenzbedrohenden Situation", fasste Kilian Förster das Problem zusammen. Soforthilfen gingen an vielen aus der Branche vorbei. Die Forderungen der Kulturschaffenden zielten deshalb unter anderem auf Überbrückungshilfen des Bundes, Anerkennung von Lebenserhaltungskosten oder Grundeinkommenssicherung, Finanzhilfen für Einnahmeausfälle, Offenlegung der Richtlinien für Lockerungen und Ausfallhonorare. 

Unterstützung kam dafür von Simone Barrientos. Die Probleme müssten weiter für die Politik sichtbar gemacht werden, fand sie. "Am Regierungstisch entscheiden meist keine Kulturminister über finanzielle Mittel", so die Linken-Politikerin, die dazu aufrief, sich auch an die kommunale Politik zu wenden, um gehört zu werden.

 
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