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Ochsenfurt
Vor Ochsenfurter Supermarkt: "Omas" protestieren gegen AfD-Stand, Norma-Team wird spontan zum Sicherheitsdienst
Ein ungewöhnlicher Einkaufs-Samstag: Als die AfD neben dem Supermarkt ihren Stand aufbaut, demonstrieren die "Omas gegen Rechts" in Filzhut und Sonntagsmantel.
Sie sind die 'Omas gegen Rechts': Barbara Clobes (Zweite von links) und ihre Mitstreiterinnen. Am Karsamstag protestierten sie in Ochsenfurt gegen eine Aktion der AfD.
Foto: Lara Meißner | Sie sind die "Omas gegen Rechts": Barbara Clobes (Zweite von links) und ihre Mitstreiterinnen. Am Karsamstag protestierten sie in Ochsenfurt gegen eine Aktion der AfD.
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 07.04.2024 02:36 Uhr

Karsamstag, 12.45 Uhr: Die Kassenschlange in der Ochsenfurter Norma-Filiale ist lang. Auf dem Parkplatz des Discounters und dem angrenzenden öffentlichen Parkplatz herrscht reges Kommen und Gehen. Die letzten Oster-Einkäufe werden erledigt, die Stimmung ist friedlich.

Eine Viertelstunde später ändert sich das. Zwei Männer und eine Frau bauen einen blauen Sonnenschirm, Stehtische und Lautsprecher auf. Sie sind Mitglieder der AfD, haben auf dem öffentlichen Parkplatz einen Wahlkampfstand angemeldet. Gleichzeitig macht sich direkt daneben ein gutes Dutzend ältere Damen bereit. Sie tragen Filzhut und Sonntagsmantel – und streifen sich weiße Warnwesten über. Energisch halten sie Schilder in die Höhe. "Omas gegen Rechts" steht darauf und "Alle Menschen sind Ausländer. Wir kommen alle aus Ländern."

Ein junger Mann, der sich den "Omas" angeschlossen hat, hat eine tragbare Musikbox dabei und dreht voll auf. Die Reden der AfD-Mitglieder, mit denen die Norma-Kunden auf dem Weg zu ihren Autos beschallt werden sollen, sind nicht mehr zu hören. Immer mehr Menschen kommen aus dem Supermarkt oder über die Alte Mainbrücke gelaufen und gesellen sich zu den "Omas". Autofahrer, die vom Parkplatz fahren, strecken den Daumen nach oben.

Binnen kürzester Zeit haben die "Omas gegen Rechts" und ihre Sympathisanten den Wahlkampfstand beinahe umzingelt. Viel ist nicht mehr von den Aufstellern zu sehen. Bei der Polizeistreife vor Ort melden die Frauen spontan eine Kundgebung an, als Verantwortliche meldet sich Barbara Clobes aus Tückelhausen. Sie ist eine echte Oma und auch für ihre Enkel hier: "Ich möchte nicht, dass meine Enkel mich später fragen: Warum hast du nichts unternommen, als es anfing? Genau das habe ich meinem Vater immer vorgeworfen."

"Ich möchte nicht, dass meine Enkel mich später fragen: Warum hast du nichts unternommen, als es anfing? Genau das habe ich meinem Vater immer vorgeworfen."
Barbara Clobes, eine der "Omas gegen Rechts"

Ein paar Meter weiter, direkt neben dem Supermarkt-Gebäude, steht Michael Stinzing und ist stinksauer: "Das ist eine Unverschämtheit", sagt er und nickt rüber zum AfD-Stand. Stinzing ist normalerweise Norma-Bereichsleiter, am Karsamstag muss er spontan mit ein paar Kollegen den Sicherheitsdienst geben.

Erst am Tag zuvor habe er auf Facebook entdeckt, dass der AfD Kreisverband Würzburg die Veranstaltung ankündigte – mit dem Slogan "Wahlkampfveranstaltung auf dem Norma-Parkplatz – einkaufen und informieren". Für ihn ein Schock: "Das ist gar nicht der Norma-Parkplatz, das ist der öffentliche Parkplatz neben dem Norma-Parkplatz." Eine Handhabe, was dort stattfindet, habe die Supermarkt-Kette nicht. Gemein machen mit der AfD wolle sie sich auf keinen Fall, sag Stinzing: "Wir stellen unseren Parkplatz keiner politischen Institution zur Verfügung."

Schon einmal war eine AfD-Veranstaltung neben dem Supermarkt geplant

Auch seitens der Polizei heißt es dazu auf Nachfrage dieser Redaktion: "Die Versammlungsfläche der AfD ist nicht Teil des Norma-Parkplatzes. Auch in dem Bescheid des Landratsamts Würzburg wird als Versammlungsfläche nicht der Begriff 'Norma-Parkplatz', sondern die Begrifflichkeit 'auf dem Parkplatz neben Supermarkt/Norma' verwendet, welche öffentliche Verkehrsfläche der Stadt Ochsenfurt ist."

Anfang März hatte die AfD schon einmal angekündigt, auf dem öffentlichen Parkplatz neben dem Supermarkt einen Wahlstand aufzubauen. Norma-Bereichsleiter Michael Stinzing hatte daraufhin eine Sicherheitsfirma engagiert. "Ich wollte verhindern, dass Infomaterial der Partei an unsere Kunden ausgeteilt wird oder die Menschen gar beim Einkaufen angesprochen werden." Die Veranstaltung sei dann aber kurzfristig abgesagt worden. 

Norma-Mitarbeiter im Gespräch mit Kunden

Jetzt, am Karsamstag, muss er selbst ran: "Auf die Schnelle hab ich keinen Sicherheitsdienst auftreiben können." Die Fahne mit dem Supermarkt-Logo, die normalerweise am Parkplatz hängt, hat er eigenhändig abmontiert. Jetzt steht er entschlossen mit einer Handvoll Kollegen vor der Filiale, spricht mit Kunden und macht keinen Hehl aus seinem Unmut über die rechte Partei. 

Und die AfD? Der Stand findet kaum Beachtung hinter den "Omas gegen Rechts". Einkaufen und informieren – das Konzept geht an diesem Tag nicht auf. Silvio Kante schaut im AfD-blauen Poloshirt säuerlich in die Runde. Die "Omas" würden ihn nicht stören, bringt er knapp hervor. Ob er sich von der Veranstaltung Wählerstimmen für seine Partei erhofft? "Das kann ich erst hinterher sagen."

14 Uhr: Es ist wieder Ruhe eingekehrt, das samstägliche Treiben nimmt seinen Lauf. Die AfD ist weitergezogen, sie hat an diesem Tag auch in Eibelstadt und Randersacker einen Infostand angemeldet.

 
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  • Otto Ziegler
    Vielen Dank, liebe Omas gegen Rechts! ❤️
    Vielen Dank, dass ihr Gesicht zeigt, präsent seid, uns den Spiegel vor haltet, dass auch wir aus unserer Komfortzone kommen können und sollen!
    Wann, wenn nicht endlich jetzt, steht endlich die breite Masse auf ... jetzt, wo uns sogar ein paar Omis die lange Nase zeigen (sinnbildlich), weil wir zu bequem geworden sind ...
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  • Ulrike Herold-Zehentner
    Toll, dass die Omas in Ochsenfurt, und auch in Eibelstadt und Randersacker der AfD etwas entgegengesetzt haben. Wobei die Veranstaltung der AfD äußerst erbärmlich war. Uralt-Reden vom Band, den Applaus gleich mit dazu - das passt zu den Uralt-Vorstellungen über ein ,,blühendes Vaterland".
    Dass die MAIN POST über diese ,,Mücke" berichtet, finde ich äußerst wichtig und richtig. Denn wenn diese blau-braunen Herren (einschließlich vereinzelter Damen) an die Macht kämen, dann ginge Deutschland wirklich den Bach runter.
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  • Sabine Schmidt
    Super Aktion der Omas gegen Rechts! Wo die Demokratie angegriffen wird, wird Wiederstand zur Pflicht! Weiter so!
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  • Erna Müller
    @Georg Wohlfart-Mitznegg Nur das die Partei, die Sie in Schutz nehmen nicht das Fundament sanieren, sondern mit dem Dach zuerst beginnen und das Haus unter der Last sogar komplett zuammenbricht...
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    Sie reden von einer Partei. Ich rede von einer Koalition,Frau Müller.
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  • Ingrid von Wietersheim
    Ich finde es toll, dass die OMAs der AfD entgegentreten. Wir brauchen mehr solche Aktionen um die Faschisten auszubremsen. Und ich freue mich über die Berichterstattung in der Mainpost!
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  • Martin Deeg
    Man muss den Faschisten auf allen Ebenen und selbst auf einem Parkplatz immer wieder den Spiegel vorhalten, dass es keine politische „Meinung“ ist, was sie vertreten und niemand mit halbwegs Verstand in Deutschland akzeptieren wird, dass Nazis wieder den „Wert“ menschlichen Lebens bestimmen.
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  • Neutrale Berichterstattung a la Mainpost, immer auf das Wesentliche und die Themen fokussiert, die die Menschen bewegen. Chapeau!
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  • eva steinmetz
    Wer schreibt einer Zeitung vor, dass sie "neutral" zu sein hat?
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  • Erna Müller
    Auch eine Tageszeitung ist heutzutage absolut poltisch und wenig sachlich - obwohl ich diese Aktion sogar begrüße. Hier und da ausgewählte Meinungen und Kommentare der Redaktion geben mir kein Vertrauen in eine obejektive Berichterstattung seit Corona mehr.
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  • Martin Heberlein
    Eine großartige Aktion - und sehr clever, das als spontane Kundgebung anzumelden. Und natürlich muss die Mainpost über solche hervorragenden Beispiele einer funktionierenden Zivilgesellschaft auch weiter informieren.
    Übrigens: Wer AfD wählt, muss eventuell mit erheblichen Renteneinbußen rechnen:
    https://www.dgb.de/themen/++co++60b8391a-25d0-11e7-8bd1-525400e5a74a
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  • Roland Rösch
    Billige Werbung für Norma
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