"Liebe Gäste und Freunde des Brunnenbäcks, schweren Herzens müssen wir verkünden, dass unser Pachtvertrag zum 31.01.2024 ausläuft." Diese traurige Nachricht verkündete Alexander Fuchsbauer, der Pächter und Küchenchef des Reichenberger Landgasthauses Zum Brunnenbäck ist, auf seiner Website. Eine traurige Nachricht für die ganze Gemeinde, die damit zumindest vorübergehend ihr letztes echtes Gasthaus verliert. Auch wenn der Pachtvertrag noch bis Ende Januar läuft, ist der letzte Tag des Restaurantbetriebs für Sonntag, 14. Januar, angekündigt.
Der gebürtige Würzburger Alexander Fuchsbauer erfüllte sich im November des Jahres 2018 seinen Kindheitstraum vom eigenen Restaurant. Der ehrgeizige junge Mann, der sein Küchenhandwerk bei einem regionalen Spitzenkoch lernte, sah seine Chance gekommen, als das Brunnenbäck einen Nachfolger für den ehemaligen Wirt Harald Schimmer suchte. Dieser bekochte zuvor stolze 38 Jahre die Menschen von Reichenberg und weit darüber hinaus.
Zu viele Krisen auf einmal
Die Anfangseuphorie bekam schnell einen großen Dämpfer. "Ein ganzes Jahr konnte ich den Brunnenbäck wie vorgesehen betreiben. Danach folgten vier Jahre Krisen mit Corona, zwei Rekord-Hochwasser in sechs Tagen und einen Blitzeinschlag. Und nun die nicht enden wollenden Kriege, die sämtliche Preise in die Höhe treiben und die Welt auf den Kopf stellen", so Fuchsbauer.
Bereits im vergangenen Jahr beklagte sich Fuchsbauer über die verheerenden Ausmaße des Fachkräftemangels. Nachdem immer mehr Gäste ihre Unzufriedenheit mit dem Service-Personal beklagten, wollte der Küchenchef im Sommer 2022 das Team umkrempeln. Sein Plan ging jedoch nicht auf: Gelernte, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden, war damals ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest, wenn diese dann noch bezahlbar sein sollten. Das hatte einen Konzeptwechsel zur Folge, der gleichbedeutend mit einem stark eingeschränkten Restaurantbetrieb war. Dass er bis zum Ende seines Pachtvertrags überhaupt geöffnet haben wird, zweifelte er damals noch an.
Kritik gab es jetzt auch an der aktuellen Politik. Die Entscheidung, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie wieder auf 19 Prozent anzuheben, bezeichnet Fuchsbauer als "Totalversagen der Bundesregierung". Dazu kommt die Erhöhung der Lkw-Maut und der CO2-Steuer. Steigende Preise im gesamten Lebensmittelsektor seien aus seiner Sicht nicht mehr zu vermeiden. Dazu wären auf das Brunnenbäck einige Investitionen zugekommen. Diese wollte er nicht mehr stemmen.
Die Möglichkeit, die Mehrkosten eins zu eins an die Gäste weiterzugeben, kam für Alexander Fuchsbauer nicht in Frage: "Eine weitere Preiserhöhung von 15 bis 20 Prozent halte ich für absolut unrealistisch und unsinnig." Das Brunnenbäck unter seiner Leitung sollte immer für Preise stehen, die für Gast und Gastronom gleichermaßen fair sind. Themen wie Nachhaltigkeit und Tierwohl genossen eine hohe Priorität und Fuchsbauer betonte, dass es ihm stets wichtig war, ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen. Dazu gehörte für ihn auch eine angemessene Bezahlung. "Die vier Jahre Krise haben all das nicht leichter gemacht."
"Die Gastronomie befindet sich gerade an einem großen Scheidepunkt. Es wird auch zukünftig Gastronomie geben, jedoch wird sie sich vermutlich stark verändern", resümiert der Küchenchef. Seine Zukunft sieht er trotzdem weiter im Koch-Handwerk. Er wird sich nun Zeit nehmen, eine neue Location für ein Restaurant zu finden. Währenddessen unterstützt er die Ausbildung der IHK und möchte eine Catering-Firma gründen. Bis zum 14. Januar freut er sich aber noch darauf, einige bekannte Gesichter aus Reichenberg ein letztes Mal zu bekochen.