Nach der Wahl ist vor der Wahl: Am 11. Mai trifft sich der neugewählte Würzburger Kreistag zu seiner konstituierenden Sitzung. 70 Kreisräte wählen dabei auch die Stellvertreter des Landrats. Dabei möchten alle Fraktionen mitreden. Vor allem die Grünen, die gestärkt aus der Kommunalwahl hervorgehen und mit 14 Sitzen nach der CSU (27) nun die zweitstärkste Fraktion stellen.
Beim neuen Landrat Thomas Eberth (CSU) stehen aber nicht die Grünen an erster Stelle, sondern die SPD. Christine Haupt-Kreutzer, Spitzenkandidatin der Partei bei der Kommunalwahl und bereits seit 2014 stellvertretende Landrätin, soll dies weitermachen. "Weil sie die Erfahrung hat", sagt Eberth. Dass ausgerechnet die SPD, die bei der Wahl zum Kreistag am 15. März über 378 000 Stimmen und damit sieben Mandate verloren hat, Eberths erste Wahl ist, stößt den Grünen sauer auf. "Nach diesem Wahlergebnis hat die SPD keinen Anspruch auf den ersten Stellvertreter", sagt Grünen-Kreisvorsitzende Jessica Hecht, die dem Kreistag künftig angehören wird und im Fraktionsvorstand ihrer Partei vertreten ist.
SPD wirbt für Christine Haupt-Kreutzer
Es geht um Karen Heußner, die Thomas Eberth in der Stichwahl unterlag. Sie war bisher dritte Stellvertreterin des Landrats und will jetzt aufsteigen. Heußner, so ist es ihre Art, hält sich zumindest nach außen hin, bedeckt. Sie macht aber deutlich, dass Eberths Wunsch am Wählerwillen vorbeigehe. Und sie betont ausdrücklich: "Selbstverständlich trete ich für das Amt der stellvertretenden Landrätin an."
Es läuft also auf eine Kampfkandidatur hinaus. Denn die SPD hält in einer Pressemitteilung an Haupt-Kreutzer fest: "Für das Amt der ersten Stellvertreterin des Landrates empfiehlt die SPD-Fraktion Christine Haupt-Kreutzer und wirbt dafür bei allen demokratischen Kräften des Kreistages." Das geben der Fraktionsvorsitzende Stefan Wolfshörndl und der Kreisvorsitzende Volkmar Halbleib bekannt. Es liefen aber noch Sondierungsgespräche, um eine Konsenslösung zu finden. "Es gibt Maximalforderungen und auch Chancen für eine gemeinsame Lösung", heißt es im Pressetext. Für die SPD bedeute die Wahl der stellvertretenden Landräte aber keine Festlegung für eine ausschließliche politische Zusammenarbeit mit einzelnen Fraktionen, sondern bleibe eine Persönlichkeitswahl des Kreistages.
Unterstützen die Freien Wähler weiterhin die Grünen?
Und dann gibt es noch die Fraktion der Unabhängigen Wählergemeinschaft und der Freien Wähler (UWG-FW), die sich von zehn auf elf Sitze verbessert hat. "Wir hätten dem Wahlergebnis entsprechend gerne weiterhin den zweiten Stellvertreterposten", sagt deren Spitzenkandidat Felix von Zobel. Der 27-Jährige, der sich deutlich für Karen Heußner in der Stichwahl ausgesprochen hat, sieht diese bei der Besetzung der Landratsvertreter auch an erster Stelle. "Sie hätte es verdient", sagt er. Fraktionsvorsitzender Hans Fiederling ist da etwas zurückhaltender. Die Position der UWG-FW sei es, die Reihenfolge der Stellvertreter wie bereits vor sechs Jahren nach dem Wahlergebnis festzulegen.
2014 wollte CSU-Fraktionsvorsitzender Manfred Ländner gerne die mittlerweile verstorbene Elisabeth Schäfer als stellvertretende Landrätin durchsetzen, scheiterte aber damit an der Mehrheit im Kreistag. Bis auf die CSU sprachen sich alle anderen Fraktionen für Haupt-Kreutzer aus – und damit auch gegen den von Ländner geäußerten Anspruch, die stärkste Fraktion im Kreistag solle auch den Vertreter des Landrats stellen.
Wer wird der dritte Stellvertreter?
Eberth unterstreicht, dass es ihm bei der Besetzung der Stellvertreter nicht um die Rangfolge der Fraktionen gehe. "Dann müsste die CSU den ersten Stellvertreter stellen", sagt er und hat dabei durchaus auch Verständnis für die Argumente der Grünen. Ein letztes Wort scheint also noch nicht gesprochen zu sein. An diesem Montag tagt die neue CSU-Fraktion zum ersten Mal und berät über diese Frage. Sicher geht es dabei auch um den dritten Stellvertreter, den Eberth gerne an eine CSU-Kreisrätin oder einen Kreisrat aus dem südlichen Landkreis geben würde. Martina Schmidt aus Aub oder Rosa Behon aus Ochsenfurt könnte er sich gut vorstellen. Aber auch Björn Jungbauer, Bürgermeister in Kirchheim, sei dafür geeignet. Dieser dementiert das aber. Wie es aus CSU-Kreisen heißt, soll Jungbauer eventuell Fraktionsvorsitzender und damit Nachfolger von Manfred Ländner werden.
Es bleibt also spannend. Denn auch die UWG-FW stellt Ansprüche. Felix von Zobel will erst einmal weiter studieren und vielleicht in zwei, drei Jahren Ernst Joßberger als zweiten Stellvertreter ablösen. Ob das alles so aufgeht, entscheidet aber der Kreistag. Und der tagt am 11. Mai.