Es ist ein knappes Rennen am Sonntagabend: Nicht um Platz eins, sondern um die Plätze zwei und drei - und damit um die Frage, wer tritt gegen Thomas Eberth (CSU) in der Stichwahl an. Karen Heußner (Bündnis90/Die Grünen) und der junge Kandidat der Freien Wähler und Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG-FW), Felix von Zobel, liegen fast gleich auf.
Am Ende ist es dann Karen Heußner, die knapp die Nase vorne hat. Über ihre Erwartungen für die Stichwahl will sie am Sonntagabend noch nicht sprechen. „Wir müssen uns angesichts der Situation mit dem Coronavirus über ganz neue Formen des Wahlkampfes Gedanken machen.“
Für den CSU-Kandidaten Thomas Eberth ist das Erreichen der Stichwahl "ein Teilerfolg". Glücklich über sein Ergebnis, das zum Zeitpunkt des Telefonats mit ihm bei 41,9 Prozent lag, ist er nicht. "Zwei, drei Prozent mehr hätte ich mir schon gewünscht", sagt er enttäuscht. Vor allem, weil er im Wahlkampf sehr viel bei den Menschen vor Ort gewesen sei. "Ich habe mir schon erwartet, dass dies bei den Menschen besser ankommt."
Felix von Zobel trauert der verpassten Stichwahl nicht nach. „Für mich ist das ein super Ergebnis, ich bin ein bisschen überrascht“, sagt der Freie-Wähler-Kandidat. Sein Vorteil im Wahlkampf seien sein Alter und seine neue Herangehensweise an die Themen gewesen. Gibt er nun eine Wahlempfehlung ab? „Ich habe großen Respekt für Thomas Eberth“, sagt er auf Nachfrage dieser Redaktion. „Ich bin aber der Meinung, dass ein Wechsel dem Landratsamt gut tun würde.“ Eine direkte Empfehlung wolle er nicht abgeben, aber: „Ich persönlich werde mich für Karen Heußner aussprechen.“
Christine Haupt-Kreutzer (SPD) klingt am Telefon niedergeschlagen. „Der Wähler schaut wohl nicht auf die Arbeit, die man in den letzten sechs Jahren für den Landkreis geleistet hat, sondern nur auf die letzten paar Monate des Wahlkampfs.“ Mit Blick auf den Wahltrend für ihre Partei und das Ergebnis ihrer Parteikollegin Kerstin Westphal in der OB-Wahl, sei es für sie jedoch noch vergleichsweise gut gelaufen. Respekt hat sie für das gute Ergebnis von Felix von Zobel: „Das ist eine tolle Botschaft, dass junge Kandidaten auch gute Chancen haben.“
Simone Barrientos (Die Linke) ist von ihrem Ergebnis nicht enttäuscht: „Ich bin angetreten, um meine Partei sichtbar zu machen“, sagt sie. Auf drei Prozent hatte sie gehofft. „Das heutige Ergebnis ist für mich keines, über das ich mich ärgern muss.“
„Bitter“ findet sie allerdings, dass die AfD es ohne Wahlkampf geschafft hat, sie zu überholen. „Da gibt es Menschen, die offenbar unreflektiert diese Partei wählen, während ich für jede Stimme hart gearbeitet habe“, sagt sie.
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Für Olaf Stabrey (AfD) ist die Wahl ein Erfolg: „Dafür, dass die AfD zum ersten Mal im Landkreis angetreten ist, können wir sehr zufrieden sein."