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Würzburg
Pool-Tests für Kita-Kinder: Kommen sie für Stadt und Landkreis Würzburg?
Das Landratsamt und die Stadt Würzburg loten derzeit aus, ob sie in Zukunft Pool-Tests für die Kindertageseinrichtungen anbieten. Wo die Vorteile liegen und wo die Nachteile.   
Kommen die Lolli-Pool-Tests in Stadt- und Landkreis Würzburg nun auch für die Kitas? Hier ein Bild von einem Erstklässler an der Grundschule in Estenfeld.
Foto: Silvia Gralla | Kommen die Lolli-Pool-Tests in Stadt- und Landkreis Würzburg nun auch für die Kitas? Hier ein Bild von einem Erstklässler an der Grundschule in Estenfeld.
Katja Glatzer
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:08 Uhr

In den Grund- und Förderschulen haben sich die Lolli-Pool-Tests nach einigen Startschwierigkeiten eingependelt und gehören zum Schulalltag dazu. Das schafft wieder ein Stück Sicherheit mehr, denn die Lollitests sind für die Kleineren nicht nur leichter anwendbar, sondern werden auch im PCR-Verfahren ausgewertet, das heißt sie sind zuverlässiger im Ergebnis als die Antigen-Schnelltests. 

Nun ermöglicht das bayerische Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales (StMAS) die Durchführung von PCR-Pooltestungen auch für Kinderbetreuungseinrichtungen. Allerdings können Landkreise und kreisfreie Städte selbst entscheiden, ob und wo sie PCR-Pool-Tests in der Kindertagesbetreuung einführen, oder ob sie weiterhin den Weg der Antigen-Schnelltests bei den Kita-Kindern beschreiten. 

Nachdem der Zeitraum für die finanzielle Förderung der Pool-Tests durch den Freistaat vom 31. Dezember auf den 25. Februar verlängert wurde, hat Landrat Thomas Eberth das Testmanagement am Würzburger Landratsamt beauftragt, den tatsächlichen Bedarf der Kinderbetreuungseinrichtungen im Landkreis abzufragen, heißt es aus der Pressestelle des Landratsamtes. Nachdem der auf das Personal der Kindertagesstätten - bei einer Beteiligung an den Pool Tests - erforderliche Arbeitsaufwand gegenwärtig noch nicht abzuschätzen ist, werde die Resonanz möglicherweise überschaubar sein, so die Einschätzung.

Teilnahme an den Tests ist freiwillig 

Für den Test lutschen die Kinder für 30 Sekunden an einem Abstrichtupfer wie an einem Lolli, alle Abstrichtupfer einer Klasse kommen gemeinsam in einen Behälter - so entsteht eine Sammelprobe, auch Pool-Probe genannt.

"Es besteht keine Pflicht, die PCR-Pool-Testungen in den Kitas einzuführen, die Teilnahme ist absolut freiwillig", erklärt Paul Justice vom Testmanagement. Es sei ein Angebot, "um auch die kleinen Kinder sowie die Erzieher noch besser schützen zu können". Das könne, wenn die Pool-Tests gut angenommen werden, ein Vorteil sein. Ein Schreiben an alle Einrichtungen im Landkreis sei Anfang der Woche verschickt worden, "um  auszuloten, ob Interesse besteht". Noch (Stand: Freitagmittag) habe es keine Rückmeldungen gegeben. 

Nicht verleugnen könne man aber den hohen Verwaltungsaufwand: "Die Pool-Testungen zu organisieren und vergaberechtlich ordnungsgemäß auszuschreiben, verlangt einen enormen zeitlichen Aufwand", sagt Justice. Erst, wenn sich mindestens zehn Einrichtungen anmelden, rechtfertigen sich Kosten und Aufwand. Zudem kommt, dass für einen PCR-Pool mindestens zehn einzelne Proben benötigt werden, "also mindestens zehn Kinder einer Kita mitmachen müssten". Ziel sei es, ihnen eine einfache Vorgehensweise zu ermöglichen, so dass die Kinder zuhause eigenständig einen Lolli-Test machen und diesen in ihrer Einrichtung abgeben, so der Testmanager. 

Er weist darauf hin, dass immer zwei Proben entnommen und in den Einrichtungen abgegeben werden müssen. "Sollte ein Pool positiv sein, sind im Anschluss die einzelnen Proben der Personen, sogenannte Rückstellproben, zu untersuchen."

In der Stadt Würzburg sehen Kitaleitungen die Pool-Tests eher skeptisch 

Ein weiteres großes Manko: Wenn die Kita an den PCR-Pool-Tests teilnimmt, darf sie für den betreffenden Monat keine Berechtigungsscheine zum kostenlosen Bezug von Selbsttests in Apotheken an die Eltern ausgeben. "Das gilt für alle Kinder der Einrichtung, egal ob sie am Pool-Test teilnehmen oder nicht", so Justice. Ein Wechsel der Testmethode sei nur zum Monatsanfang möglich.  

Ein Punkt, den viele Kita-Leitungen in der Stadt Würzburg monieren. Sie wurden in einer Online-Konferenz über die neue Möglichkeit informiert, wie Sozialreferentin Hülya Düber berichtet. An dieser nahmen etwa 50 Prozent der Kitas teil und  "konnten dies zum direkten Austausch nutzen".    

Laut Düber war unisono zu hören, dass es aufgrund der Personalkapazitäten "für die Einrichtungen schwierig ist, feste Gruppen zu bilden". Daher werde auch die Effektivität der Maßnahme angezweifelt. "Angenommen von 80 Kindern in der Kita lassen sich zehn im Pool testen, die sich dann aber am Nachmittag wieder mit denjenigen mischen, die nicht getestet sind, stellt sich die Sinnfrage", so Düber. Auch der Verwaltungsaufwand für die Kitas rechne sich nicht. Das wäre wiederum anders, wenn die Test verpflichtend wären, "weil dann alle daran teilnehmen müssten".

Kostenlose Schnelltests sind wichtig   

Zudem komme, dass die kostenlosen Schnelltests für Zuhause gerade nach den neusten Entwicklungen nicht unwichtig sind: Denn seit dieser Woche reicht für kleine Kinder mit leichten Krankheitssymptomen ein negativer Selbsttest aus, damit sie die Kita besuchen dürfen. Zeitaufwendige Arzt- oder Teststellenbesuche fallen weg. Die Eltern müssen lediglich eine selbst verfasste Bestätigung vorlegen.

Das bestätigt auch die Leiterin der Würzburger Kita "Unsere Liebe Frau", Andrea Zoller, die an der Konferenz teilgenommen hat. "Für unsere Kita sehe ich die Umsetzung der Pool-Tests eher schwierig. Es macht für mich keinen Sinn, wenn sich nur ein paar Kinder testen lassen und im Gegenzug für alle Kinder die Berechtigungsscheine wegfallen."       

Diskurs mit den Elternvertretungen führen

Keine leichte Entscheidung also, die erstmal vertagt ist. "Die Kitaleitungen können nun darüber nachdenken und den Diskurs mit den Elternvertretungen führen." Denn, so Düber, natürlich sei es wichtig, wie der Tenor der Eltern zu den Pool-Tests ist. Bis Mitte nächster Woche soll ein erweitertes Stimmungsbild vorliegen, "aufgrund dessen wir entscheiden, ob wir uns als Stadt beteiligen oder nicht". Wenn ja, würde man sich bezüglich der Logistik - sprich Laborbetreiber, Transportdienstleister und einer ordnungsgemäßen Ausschreibung - mit dem Landkreis zusammentun und Synergien schaffen.  

Aus dem Landratsamt heißt es: "Sofern sich mindestens zehn Einrichtungen mit jeweils mindestens zehn Personen bereit erklären, an den Testungen teilzunehmen, werden alle notwendigen Schritte in die Wege geleitet, um ein Pooltest-System zu etablieren."

Alternativ kann sich Düber für die Stadt gut vorstellen, den Weg der kostenlosen Antigen-Selbsttests für Kita-Kinder weiter zu beschreiten, hier aber niederschwellige Angebote zu schaffen, um möglichst alle Eltern zu erreichen. Manchmal scheitere es am Gang zur Apotheke, "da sind wir am Überlegen, wie wir die Kitas, beispielsweise bei der Testvergabe, miteinbeziehen könnten".              

 
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  • A. R.
    Pooltestungen ja, aber nur, wenn wir KitaLeitungen, das päd. Personal die Arbeit hierfür nicht übernehmen müssen! Wir sind komplett überlastet, haben zu wenig Fachkräfte und keinerlei zeitliche Ressourcen hierfür mehr frei!
    Es ist auch fraglich, ob dieses Vorgehensweise wieder mal Sinn macht? Warum werden die Pooltestungen nicht für alle Kitas verpflichtend gemacht? Es werden nie alle Eltern daran teilnehmen, das sieht man schon an der Möglichkeit des Bezuges der kostenlosen Schnelltest! Von 120 Eltern in meiner Kita nutzen es gerade mal 50% der Familien…
    Und dann kommt erschwerend hinzu, dass die Eltern ihre kranken Kinder in die Kita abschieben…auch außerhalb Corona gibt es noch Erkältungen, Grippe, usw… aber das juckt kaum jemanden! Hauptsache die Kitas haben offen, die Erzieher reißen sich den Hintern auf….Wie gut dass wir Erzieher NIE krank werden …. traurig
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  • J. G.
    Der Aufwand ist bei den Pooltests viel zu hoch. Zum einen braucht man ja mindestens 10 Proben und dann muss vorher eine Ausschreibung erfolgen. Ob da alle Eltern mitmachen ist fraglich. Wir bevorzugen wie andere Eltern in unserem Freundeskreis die bisherige Methode. Dass dann die bisherigen Schnelltests wegfallen, schreckt auch bestimmt einige ab.
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    ...Hoffentlich! Damit wir ALLE (Kinder und Erzieherinnen/Erzieher) gesund durch den Winter kommen!
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    Hoffentlich! Nicht nur an die "kleinen" sondern auch an die "großen" denken...! Ohne diese Personen, geht halt auch nichts. 😊
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