Unterfranken ist weiterhin eine der sichersten Regionen Deutschlands."Die Anzahl der Straftaten hält sich weiterhin auf sehr niedrigem Niveau", machte Polizeipräsident Gerhard Kallert am Mittwoch deutlich – auch mit der besten Aufklärungsquote seiner Beamten seit 25 Jahren.
Die Zahl der Einbrüche sank ebenso wie die der gestohlenen hochwertigen Autos. Und gerade gut informierte Senioren vereiteln (mit Hilfe von Bankangestellten und Taxifahrern) häufig die Versuche von Enkeltrick-Betrügern, ihnen Geld aus der Tasche zu ziehen.
70 Prozent aufgeklärter Straftaten sind beispielhaft für Bayern, das für sich in Anspruch nimmt, Spitzenreiter beim Thema Sicherheit in Deutschland zu sein. Aber hier spielt die aufgeklärte Serie von 1500 Sachbeschädigungen des Lackkratzers ebenso eine Rolle wie die Delikte eines zweiten Serientäters, der 105 junge Frauen in Lebensgefahr gebracht hatte. Aber auch ohne diese Fälle liegt die Aufklärungsquote der bekannt gewordenen Straftaten in Unterfranken bei einem Spitzenwert von 69 Prozent, betonte der Polizeipräsident.
Zahl der Straftaten auf niedrigem Niveau
Kallert ist es wichtig, den Befürchtungen in weiten Teilen der Bevölkerung, Opfer einer Straftat zu werden, objektive Zahlen gegenüber zu stellen. Alarmierend ist die Entwicklung beim Rauschgift-Konsum: Die Polizei registriert bald doppelt so viele Fälle wie vor zehn Jahren, 5600 statt 3000. Bei Kontrollen sind Drogenfunde im zweistelligen Kilobereich keine Ausnahme mehr. Die Zahl der Drogentoten war in den zwei vergangenen Jahren so hoch wie seit einem Jahrzehnt nicht. Gerade Kinder und Heranwachsende greifen häufiger zum Rauschgift.
Der Entwicklung stellt das Präsidium nicht nur Verfolgungsdruck entgegen, wie der Leitende Kriminaldirektor Matthias Weber betonte: Nach längerer Vorbereitung läuft jetzt ein gezieltes Präventionsprogramm zusammen mit Kommunen, Landkreisen und Schulen an, das sich an gefährdete Jugendliche wendet. Dafür soll es künftig gemeinsame Info-Tage geben, bei denen siebte bis neunte Klassen gezielt angesprochen werden. Auch bereits erwischten Jugendlichen werden die Folgen des Konsums vor Augen geführt.
Zwei Täter treiben Statistik nach oben
Zwei Serientäter machten der Polizei viel Arbeit: Der Lackkratzer beschädigte seit 2017 über Monate hinweg in Würzburg und Umgebung, im Landkreis Main-Spessart und Schweinfurt über 1500 Autos. Im April 2018 wurde ein 24-jähriger Tatverdächtiger aus dem Landkreis Würzburg auf frischer Tat ertappt. Er soll für einen Gesamtschaden von zwei Millionen Euro verantwortlich sein. Ob die Justiz in Schweinfurt dem 24-jährigen Verdächtigen in dem bevorstehenden Prozess jeden einzelnen Fall nachweisen kann, ist ungewiss. Das gleiche gilt für die Frage, welche Konsequenzen den jungen Mann erwarten, der offenbar psychische Probleme hat.
Ähnlich liegt der Fall bei dem zweiten Serientäter - mit weitaus schwerer wiegenden Folgen für die Opfer. Unterfranken verzeichnete seinetwegen statistisch eine gewaltig steigende Kurve bei Mordversuchen von 862 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Grund: Das bizarre Hobby des angeblichen "Dr. Vogel" von der Uni Münster - in Wahrheit ein Computerexperte aus dem Landkreis Würzburg. Der 28-Jährige soll reihenweise Mädchen ab 13 Jahren und junge Frauen im Internet dazu gebracht haben, für 200 Euro an einem angeblichen medizinischen Experiment teilzunehmen: Sie sollten sich vor laufender Kamera selbst Stromstöße versetzen. Dadurch brachte er 105 junge Frauen in Lebensgefahr. Die Opfer kommen aus ganz Deutschland. Der Verdächtige sitzt seit einem Jahr in U-Haft. Ob es zu einer Verurteilung kommt, ist noch ungewiss.
Wenn 2 Delikte die Statistik verzerren können, kann's ja nicht viel gewesen sein. Und das ist gut so!
Vielen Dank an die Polizei und Glückwunsch für 70+% Aufklärungsquote.