
Vor über 250 Jahren reichte ein Gewitter oder ein überraschender Frost aus, um eine Unschuldige in den grausamen Tod zu schicken. Wer bei einem Hexen-Prozess angeklagt war, hatte kaum eine Chance zu entkommen. Unter Folter gestand am Ende jeder, angebliche Beweise wurden schnell gefunden und der Volkszorn mit einer spektakulären Hinrichtung besänftigt. In der neuen Podcast-Folge von "Freilich Würzburg" spricht Moderatorin Johanna Juni über dieses historische Thema mit Stadtführer Rudi Held, Uni-Wissenschaftler Robert Meier und der modernen Hexe Debbie Craft. Aufgezeichnet wurde das Gespräch vergangenen Samstag beim Festungsflimmern vor 200 Zuhörern und mit musikalischer Begleitung durch Matze Wolf von der Band "Widersacher aller Liedermacher".
Nur gut einen Kilometer weiter vom Aufzeichnungsort entfernt, im Hexenbruch bei Höchberg, wurde 1749 die letzte Würzburger Hexe verbrannt. Weit verbreitet ist in Würzburg die Ansicht, Julius Echter sei treibende Kraft bei der Hexenverfolgung gewesen. Doch stimmt dies wirklich? Robert Meier hat diese Frage eingehend untersucht und lang verschollene Unterlagen gefunden. Er ist überzeugt: "Julius Echter war kein aktiver Hexenverfolger." Gleichwohl habe der Fürstbischof derartige Prozesse auch nicht unterbunden.
Und mit einem weiteren Irrglauben kann Meier ausräumen: Der Hinrichtungsplatz in Würzburg befand sich nämlich vor der Stadtmauer auf dem Sanderrasen, wo heute der Sportplatz zu finden ist. Dort wurden Scheiterhaufen errichtet und Hexen bei lebendigem Leib verbrannt. Viele Menschen glauben wohl aufgrund des entsprechenden Wikipedia-Eintrags, dass dies auch auf dem Marktplatz passiert sei. "Kein Mensch hätte mitten in einer Stadt, die überwiegend aus Holz besteht, Scheiterhaufen errichtet. Das Risiko sich selbst abzubrennen, wäre viel zu groß gewesen", sagt Meier. Der betreffende Wikipedia-Autor dürfe sich gern bei ihm zur Erörterung dieser Frage melden.

Der Glaube an Hexen war im Mittelalter weit verbreitet, doch schon in den Epochen davor glaubten Menschen an Mystisches. "Es ist eher ungewöhnlich, dass wir heute in Europa so unmagisch leben. Das ist historisch gesehen was ganz Neues", meint Rudi Held. Doch noch gibt es Menschen, die an Übersinnliches glauben. In Deutschland bezeichnen sich schätzungsweise mehrere zehntausend Frauen und Männer als Hexen – so wie Debbie Craft. Für die Musikerin und Künstlerin aus dem Landkreis Würzburg ist Hexerei eine spirituelle Haltung, die ihr Kraft gibt. Das hat wenig mit dem zu tun, was Menschen zur Zeit der Hexenverfolgung sich vorstellten. Für Craft ist vielmehr der Respekt vor dem Leben und die Verbundenheit zur Natur das, was Hexerei ausmacht. Mehr dazu erfahren die Hörer im Podcast.
Fragen und Anregungen nimmt Johanna Juni gerne jederzeit entgegen. Entweder auf Instagram, Facebook oder per Mail an freilich-wuerzburg@mainpost.de.