
Die hochansteckende Omikron-Variante des Coronavirus lässt in Stadt und Landkreis Würzburg die Zahl der Neuinfektionen in die Höhe schnellen – und damit auch Quarantäne-Fälle oder krankheitsbedingte Ausfälle. Die Redaktion hat bei Polizei, Krankenhäusern, Feuerwehr und weiteren Institutionen nachgefragt, ob die Grundversorgung derzeit sichergestellt ist.
1. Polizei Würzburg: Verschiedene Maßnahmen für Einsatzfähigkeit getroffen

Die unterfränkische Polizei, und damit einhergehend die Polizeiinspektionen für Würzburg Stadt und Land, "kann sich der Ausbreitung des Coronavirus in der Omikron-Variante nicht verschließen", wie Polizeihauptkommissar Björn Schmitt von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Unterfranken mitteilt. Beamtinnen und Beamte seien infiziert oder in Quarantäne.
"Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes und auch aus einsatztaktischen Erwägungen" könne Schmitt jedoch keine konkreten Angaben zur Anzahl der Betroffenen nennen. Die Polizei habe jedoch frühzeitig Maßnahmen getroffen. Dazu gehören neben medizinischer Schutzausrüstung und einer umfassenden Teststrategie auch die Arbeit im Homeoffice sowie "Kapselungsmaßnahmen", bei der Gruppen in unterschiedliche Teams aufgeteilt und in verschiedenen Gebäuden untergebracht würden. Der Dienstbetrieb sei jedoch zu keinem Zeitpunkt eingeschränkt gewesen, versichert Schmitt.
2. Krankenhäuser: Personalengpässe haben sich in Würzburg verschärft

Im Universitätsklinikum Würzburg haben sich, besonders in den vergangenen zehn Tagen, Personalengpässe bemerkbar gemacht, wie Pressesprecher Stefan Dreising, erklärt. "Es gibt in der Belegschaft sowohl Corona-Fälle, als auch Mitarbeitende, die sich in Quarantäne befinden und deshalb ausfallen." Die Zahl belaufe sich auf rund 160 Mitarbeitende (Stand: 27.01.22).
Für spezialisierte Bereiche wie Onkologie, Neurochirurgie und Herzchirurgie haben die Verantwortlichen ein Notfallkonzept erarbeitet, so Dreising. In den kommenden Wochen könnten daher OP-Pläne angepasst werden. Aktuell sei dies jedoch nicht notwendig, erklärt er.
Die Zahl der Personalausfälle sei auch im Klinikum Mitte angestiegen, wie Sprecherin Daniela Kalb erklärt. Einschränkungen im Betriebsablauf hätte dies aber bisher nicht zur Folge. Dass bei einer Zunahme an Personalausfällen planbare Behandlungen verschoben und Personal umgeschichtet werden müsse, sei nicht ausschließen: "Eine derartige Verschärfung ist aktuell nicht absehbar."
Ergänzend weist Alexander Schraml, Vorstand der Kommunalunternehmen des Landkreises Würzburg auf den knappen Personalstand unter den Pflegekräften der Main-Klinik in Ochsenfurt hin. "Das lässt sich aber alles noch bewältigen."
3. Würzburger Müllabfuhr: Bei knappen Personal bleibt die Papiertonne stehen

Personalengpässe gibt es beim Müllabfuhrbetrieb des Landkreises "Team Orange" derzeit nicht, sagt Betriebsleiter Alexander Pfenning. Sollten in einzelnen Bereichen zu viele Mitarbeitende ausfallen, könne man kurzfristig umbesetzen, etwa vom Abfuhrbetrieb in die Wertstoffhöfe. "Zur Not müssten dann auch mal Mitarbeiter aus der Werkstatt aufs Müllauto", sagt Pfenning.
"Wenn das alles nicht hilft, müssen wir die Aufgaben priorisieren." Das könne beispielsweise dazu führen, dass einzelne Wertstoffhöfe tageweise geschlossen werden müssen. "Bei der Abfuhr würde erst mal die Papiertonne stehenbleiben, weil da am wenigsten passieren kann." Aber momentan sei eine solche Notlage nicht erkennbar und Pfenning ist guter Hoffnung, dass es so bleibt. "96 Prozent unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind vollständig geimpft, viele schon geboostert", sagt er.
"Die Lage ist entspannt, aber wir sind gut vorbereitet", sagt auch Petra Steinbach von der Pressestelle der Stadt Würzburg. Mit festen Teams und einer strengen Quarantäneregel würden die Stadtreiniger das Virus bändigen: "Wenn jemand zu einem Infizierten Kontakt hatte, dann schicken wir ihn nach Hause, auch wenn er gar nicht in Quarantäne müsste". Aktuell seien fünf der insgesamt 320 Beschäftigen betroffen. Zwei weitere seien infiziert und in häuslicher Isolation.
Sollte sich die Lage zuspitzen, dann greife auch hier eine Priorisierung. "Der Winterdienst hat Vorrang", so Steinbach. Sollte bei der Müllabfuhr das Personal knapp werden, würde auch in Würzburg zunächst die Papiertonne stehenbleiben.
4. Feuerwehr: Notfallpläne werden in Würzburg stetig angepasst

Bei der Berufsfeuerwehr der Stadt Würzburg und in der Integrierten Leitstelle sind aktuell "begrenzt Ausfälle durch die Virusvariante Omikron zu verzeichnen". Laut Brandinspektor Mark Berninger konnten Lücken zwischenzeitlich nur durch die hohe Einsatzbereitschaft der Mitarbeitenden kompensiert werden. Notfallpläne für sämtliche Katastrophenlagen lägen vor, die Aufrechterhaltung der Kernprozesse sei sichergestellt. "Die Notfallpläne werden in der Pandemie auch auf die verschiedenen Varianten, beispielsweise Omikron, stetig angepasst", so Berninger.
Zum Schutz vor Infektionen unterlägen die Kollegen und Kolleginnen neben üblichen Maßnahmen einem strengen Testkonzept "und die Arbeitsplätze wurden hygienisch aufgewertet". Zudem wurden die Dienstpläne mit unterschiedlichen Schichten angepasst. "Auch haben wir eine strikte Gruppeneinteilung, in der keine Vermischungen stattfinden." Als weitere Ressource führt Berninger für Würzburg die Freiwillige Feuerwehr an.
Auch der Kreisbrandrat des Landkreises Würzburg, Michael Reitzenstein, hebt die Notfallpläne hervor: "Wir sind gut vorbereitet, auch wenn die Zahlen steigen." Bisher habe es bei den Feuerwehren im Landkreis glücklicherweise kaum Ausfälle wegen Omikron gegeben. "Wir sind nur in wenigen Einzelfällen betroffen."
5. Würzburger Rettungsdienste: Mit einem Monitoring wird die Lage beobachtet

Paul Justice, Geschäftsführer des Zweckverbandes für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung, bekommt täglich eine Meldung über den aktuellen Stand. Er hat ein Monitoring eingeführt, so dass er die Lage stets im Blick hat. Die einzelnen Rettungsdienste teilen ihm mit, wie viele Beschäftigte in Isolation oder Quarantäne sind.
"Gerade zwei waren es in dieser Woche", sagt Justice. Das dürfte auch daran liegen, dass fast alle, die im Rettungsdienst in Stadt und Landkreis Würzburg tätig sind, bereits eine Auffrischimpfung bekommen haben. Bei den drei Hilfsorganisationen in Würzburg sind gut 200 Personen beschäftigt.
Dass es bei den Rettungsdiensten so wenige Infektionen mit der Coronavariante Omikron gibt, liege auch daran, dass sich alle im Einsatz gut schützen würden, sagt Justice. "Und wenn sich jemand mal infiziert, dann im privaten Umfeld, aber nicht im Dienst", ist er gewiss.
6. ÖPNV in Würzburg: "Spürbare Auswirkungen" der Omikron-Welle

Der ÖPNV in Stadt und Landkreis bleibt von der Omikron-Welle nicht verschont. Laut Pressestelle der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV), gebe es personell "spürbare Auswirkungen". Derzeit verzeichne man bei den 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Fahrdienst einen Krankenstand von rund 20 Prozent. Darunter fielen zwar nicht nur die Corona-bedingten, sondern alle Krankmeldungen, allerdings sei der Krankenstand derzeit nahezu doppelt so hoch wie in "Normalzeiten", so die WVV-Pressestelle.
"Die pandemiebedingten Ausfälle führen im Bereich des Fahrdienstes mit Straßenbahnen und Omnibussen dazu, dass von den zur Verfügung stehenden Mitarbeitenden verstärkt Überstunden geleistet und teilweise Urlaubszeiträume verlegt werden. Derzeit gelingt dies noch ohne Einschränkungen im Fahrplanangebot. Allerdings wird ein Notfallfahrplan ausgearbeitet, falls sich die Lage verschlechtern sollte", schreibt Pressesprecherin Susanna Blum.
Im Busverkehr des Landkreises gebe es ebenfalls Omikron-Fälle, der Fahrbetrieb werde derzeit davon aber nicht beeinträchtigt. "Bisher musste –anders als in anderen Gegenden oder bei anderen Verkehrsunternehmen – noch keine Fahrt wegen Personalmangels ausfallen", teilt Alexander Schraml mit. Er ist Vorstand des Landkreis-Kommunalunternehmens, zu dem auch die Landkreis-Nahverkehrsgesellschaft APG gehört. Weil für die APG verschiedene Vertragsunternehmer im Einsatz seien, sei das "Risiko gestreut". Gleichwohl gebe es bei der APG bereits seit zwei Jahren einen Notfallplan.
7. Energie: Vorsorge durch Homeoffice, Schichtregelungen und getrennte Teams

Entspannter stellt sich die Lage in der Energieversorgung dar. "Wir konnten in Bezug auf die Omikron-Welle bisher kaum eine Veränderung feststellen", teilt Pressesprecherin Eva Gerhart von der in Lülsfeld (Lkr. Schweinfurt) ansässigen Überlandzentrale Mainfranken (ÜZ) mit, zu deren Versorgungsgebiet auch Teile des nördlichen Landkreises Würzburg zählen. Die Impfquote im Unternehmen liege bei 95 Prozent, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien bereits geboostert. "Sollte es zu größeren Ausfällen kommen, werden wir uns nur noch auf die dringend notwendigen Arbeiten beschränken, um die Stromversorgung zu jeder Zeit gewährleisten zu können", so Gerhart.
Die ÜZ sei zudem bereits stark digitalisiert, so dass die Beschäftigten nicht unbedingt gemeinsam an einem Ort sein müssten. "Gerade die Netzleitstelle, die das Herz der Stromversorgung darstellt, ist so organisiert, dass alle Schaltmeister einen Heimarbeitsplatz haben", schreibt Gerhart. Bei den Monteuren würden die Arbeitsgruppen in feste Teams getrennt, "um eine Durchmischung untereinander zu vermeiden und damit das Ansteckungsrisiko zu minimieren".
Auch in Energie-Sektor der WVV verzeichne man "keine vermehrten Ausfälle durch Erkrankungen oder Quarantäne", teilt die Pressestelle mit. Zudem sei "in den kritischen Bereichen durch Schichtregelungen sichergestellt, dass die zwingend erforderlichen Tätigkeiten unverändert weitergeführt werden können". Ansonsten seien Vertretungsregelungen, Bereitschaftsdienste und eine Mindestbesetzung eingerichtet, um die Prozesse sicherzustellen. Im Notfall wäre auch ein zusätzlicher Einsatz externer Dritter möglich.