Eltern fürchten vor allem im Straßenverkehr um ihre Kinder. Dabei passieren laut Bundesarbeitsgemeinschaft "Mehr Sicherheit für Kinder" die meisten Unfälle zu Hause. Jedes sechste Kind im Alter von 1 bis 17 Jahren wird innerhalb von zwölf Monaten wegen einer Unfallverletzung ärztlich behandelt. Bei den 11- bis 17-Jährigen passieren die meisten Unfälle laut Statistik beim Sport, auf dem Spielplatz oder im Verkehr. Die Ein- und Zweijährigen verletzten sich zu 80 Prozent zu Hause, bei den Drei- bis Sechsjährigen sind es 60 Prozent.
In einer Umfrage der Bundesarbeitsgemeinschaft gaben 21 Prozent der Eltern von Kindern unter drei Jahren an, ihre Kleinen auch mal eine Zeit lang unbeaufsichtigt zu lassen. "Eltern unterschätzen die Gefahren", sagt Prof. Thomas Meyer, Leiter der Kinderchirurgie, Kinderurologie und Kindertraumatologie der Chirurgischen Klinik an der Uniklinik in Würzburg. Vor kurzem wurde dort ein zweijähriges Mädchen mit 32 Magneten im Magen eingeliefert.
Was hält Meyer für die größten Risiken? Welche Gefahren sieht der Mediziner im Kinderzimmer?
Prof. Dr. Thomas Meyer: Magnete befinden sich häufig im Spielzeug, zum Beispiel in Konstruktionsspielzeug. Genauso gefährlich für Kleinkinder können aber auch Magnete sein, mit denen man Zettel am Kühlschrank befestigt. Wenn ein Kind einen Magneten verschluckt, kann das auch gutgehen. Sind es aber mehrere, so ziehen sie sich gegenseitig an und die Fremdkörper können sich im Dünndarm verfangen.
Meyer: Die Zweijährige wurde mit starken Bauchschmerzen bei uns eingeliefert. Im Röntgenbild konnten wir die Fremdkörper erkennen. Die vielen Magnete hatten bereits die Darmwand verletzt. Daher mussten wir bei der Operation auch ein Stückchen des Dünndarmes entfernen, weil das Gewebe durch die Magnete stark geschädigt worden war. Wichtig ist es in so einem Fall, so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu fahren.
Meyer: Es kommt häufig vor, dass Kleinkinder Dinge aus dem Haushalt verschlucken. Kleinkinder erkunden ihre Welt über den Mund. Dabei kommt es vor, dass sie zum Beispiel Legoteilchen, Murmeln oder Knöpfe verschlucken. In den meisten Fällen besteht kein Grund zur Panik, da viele Fremdkörper auf natürlichem Weg wieder ausgeschieden werden. Doch es kann auch zu Komplikationen kommen, wie in diesem Fall.
Meyer: Ein erstes Anzeichen nach dem Verschlucken ist oftmals ein vermehrter Speichelfluss. Das Kind schluckt dann wesentlich öfter als normalerweise. Brechreiz und Erbrechen sind weitere Hinweise, dass etwas nicht stimmt. Auch eine unerklärliche Unruhe und Bauchschmerzen sind Symptome, die unbedingt beachtet werden müssen.
Meyer: Sehr gefährlich sind Knopfzellen. Werden sie verschluckt, kann dies zu lebensgefährlichen Verletzungen führen. Knopfbatterien bleiben besonders häufig in der Speiseröhre von Kindern stecken. Und hier liegt auch das Problem: Die Batterie bleibt an der Schleimhaut haften, negativer und positiver Pol werden überbrückt. Durch den dauerhaften Stromfluss kann es schon einige Stunden nach dem Verschlucken zu ausgeprägten Verätzungen der Speiseröhre kommen. Ist dies der Fall, handelt es sich um einen lebensbedrohlichen Zustand und man muss schnellstmöglich mit dem Kind in die Klinik.
Prof. Meyer: Wie in jedem Sommer sehen wir hier fast täglich Knochenbrüche nach Unfällen auf dem Trampolin. Beim Springen wirken Kräfte auf das Kind ein, die zu schweren Verletzungen führen können. Die meisten Unfälle passieren, wenn mehrere Kinder gemeinsam hüpfen. Machen auch noch Erwachsene mit, wird es besonders gefährlich. Die Kinder werden regelrecht nach oben katapultiert. Hier kann es zu schweren Frakturen in Knie, Ellenbogen und Oberarm kommen.
Meyer: Schwere Unfälle treten dann auf, wenn das Netz um das Trampolin nicht geschlossen oder defekt ist. Trampoline ohne Netz sollte man nicht nutzen. Auch wenn Kinder mit anderen Sportgeräten wie einem Ball oder einem Spielzeug auf dem Trampolin springen, sind schwerwiegende Verletzungen möglich. Aus Sicht des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte gehören Kinder unter sechs Jahren nicht auf ein Trampolin.
Meyer: Ein häuslicher Unfallschwerpunkt ist die Küche. Hier können Messer, Kanten, Töpfe mit kochendem Wasser oder die heiße Herdplatte zu Verletzungen führen. Verbrennungen sehen wir vor allem, wenn Kinder inhalieren, wenn sie heiße Töpfe vom Tisch ziehen oder sich mit Tee oder Kaffee verbrühen. Natürlich kommen auch Stürze aus dem Bett oder von der Treppe vor.
Meyer: Beim Inhalieren muss man gut aufpassen. Man sollte den Vorgang auf jeden Fall vorher mit dem Kind besprechen und alle Dinge, die ablenken können wie beispielweise ein Handy, außer Reichweite legen. Meist sind es größere Kinder, so ab zehn oder elf Jahren, die sich beim Inhalieren verbrennen. Der Klassiker der Unfälle ist: Das Handy klingelt, die Kinder heben den Kopf und ziehen den heißen Topf mit dem Handtuch herunter.
Meyer: Kleinflächige Verbrennungen umgehend kühlen. Entfernen Sie die Kleidung an der betroffenen Stelle, wenn diese nicht mit der Haut verklebt ist. Sind Textilen mit der Haut verklebt, sollten diese nicht gelöst werden, da dadurch die Haut noch stärker geschädigt werden kann. Bei großflächiger Verbrennung sollten Sie umgehend den Rettungsdienst informieren.
Meyer: Tatsächlich gilt auch das Hochbett als eine Gefahrenquelle im Kinderzimmer. Das Gefährliche an Hochbetten sind die Verletzungen an Kopf und Hals. Kinder unter drei Jahren haben ein höheres Risiko sich dort zu verletzen, da ihr Körperschwerpunkt höher liegt und sie dazu tendieren, mit dem Kopf voraus zu fallen. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte empfiehlt Hochbetten daher erst ab sechs Jahren. Was wir an der Uniklinik Würzburg häufig sehen sind Knochenbrüche.
Meyer: Waschmaschinen-Tabs, Rohreiniger, Putzmittel - das alles sollte nicht in die Reichweite von Kindern gelangen. Diese Dinge gehören am besten nach ganz oben in einen Schrank – besser noch unter Verschluss! Hier kann es zu wirklich schwerwiegenden Verätzungen von Mund und Speiseröhre kommen - mit schweren Folgen. Die Verletzungen, die entstehen sind lebensgefährlich. Wir haben ein kleines Mädchen therapiert, das Rohrreinigerpulver in den Mund genommen und geschluckt hat. Bei der Einjährigen waren Mund, Hals und Speiseröhre verätzt. Es ist auch in diesen Fällen sehr wichtig, dass Sie unverzüglich mit dem Kind ins Krankenhaus kommen.
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sind leider die "Eltern"..
die sind mit allem möglichen beschäftigt
da wird schon mal der Kinderwagen auf die Straße geschoben
weil die Mutter am Handy rumdaddelt
und gar nicht mitbekommt was vor sich geht...