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VEITSHÖCHHEIM
Paukenschläge bei Fastnacht in Franken
Markus Söder mit Ehefrau Karin Baumüller Söder in Erinnerung an die gute alte Zeit Bayerns als Prinzregent Luitpold mit Ehefrau Auguste Ferdinande von Österreich
Foto: Silvia Gralla | Markus Söder mit Ehefrau Karin Baumüller Söder in Erinnerung an die gute alte Zeit Bayerns als Prinzregent Luitpold mit Ehefrau Auguste Ferdinande von Österreich
Achim Muth
 |  aktualisiert: 10.05.2023 10:37 Uhr

Als alles vorbei schien, die Liveübertragung war beendet und das Glitzerkonfetti hatte sich längst wie güldener Schnee über Tische und Boden in den Mainfrankensälen gelegt, da nahm sich Bernhard Schlereth doch nochmal das Mikrofon. Der 66-jährige Veitshöchheimer ist seit 2003 Präsident vom Fastnacht-Verband Franken, er ist der Motor dieser Sendung, und jetzt stand er inmitten seiner Akteure und der BR-Verantwortlichen.

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Schlereth erzählte von seiner Kindheit, davon wie er als Junge immer „Mainz bleibt Mainz“ im Fernsehen geschaut und wie er 1998 erstmals im Elferrat der beliebtesten Sendung des Bayerischen Fernsehens gesessen hatte. Bernhard Schlereth atmet „Fastnacht in Franken“. Dann blickte er von der Bühne hinüber zu seinem verwaisten Stuhl auf der Seitenempore und sagte: „Dort habe ich heute zum letzten Mal Platz genommen.“ Das war’s. Was die Worte bedeuten, für die Sendung, den Verband, die fränkische Fastnacht, das werden die nächsten Wochen zeigen, aber sie klangen sehr nach Abschied.

Bernhard Schlereth begann einen stillen Kampf mit den Tränen, und alle Menschen, die noch in der Halle waren, klatschten lange. Sehr lange. Die Ankündigung vom Rückzug war der späte Donnerhall einer Sendung, die vielleicht so gut wie selten war.

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Das Programm war frisch, unterhaltsam, lustig, authentisch, fränkisch. Doch spät in der Nacht wurde bei der Feier im Veitshöchheimer „Haus der Begegnung“ bei Würstchen und Wein auch über einen Tiefpunkt debattiert: Die Altneihauser Feierwehrkapell’n hatte sich mit der schlüpfrigen Nummer über Brigitte Macron, Frau des französischen Präsidenten, einen Ausrutscher geleistet, der viele bestürzte.

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Applaus verweigert

Manche Politiker und Gäste verweigerten in der Halle den Applaus aus Protest für einen Beitrag „der untersten Schublade“, wie einer der Ehrengäste sagte. Viele Besucher irritierte, dass die Kapelle ein Paar, das die europäischen Werte wie kaum ein anderes verkörpert, so derart tiefgehend beleidigte. Anscheinend ist die #metoo-Debatte an der Oberpfalz bislang gänzlich vorbeigegangen. Die Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, Inge Aures, hatte sich nach der Sendung auf der Bühne gleich direkt an Norbert Neugirg, den Chef der Oberpfälzer Kapelle gewandt mit den Worten: „Wenn du nochmal so etwas singst, dann fliegst du raus.“ Auf der Facebook-Seite der Feierwehrkapell’n gab es neben Lob auch massive Kritik der Fans: Peinlich, ordinär, so lauteten einige der Kommentare. Eine Frau schrieb: „Ich stamme aus der Oberpfalz und würde gerne Frau Macron um Entschuldigung bitten.“

Offenbar war die Nummer intern spätestens nach der Generalprobe ein Thema – sowohl im Kreis der Akteure wie auch bei den Verantwortlichen der Sendung im Verband und im BR. Zu spürbaren Veränderungen des Textes kam es aber wohl nicht. Es dürfte eine intensive Aufarbeitung geben.

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Tolle Quote für "Fastnacht in Franken"

Bei den Fernseh-Zuschauern war „Fastnacht in Franken“ indes wieder ein sehr großer Erfolg: Zum zweiten Mal in der 31-jährigen Geschichte übersprang die Sendung die Vier-Millionen-Grenze: 4,21 Millionen Menschen sahen sich deutschlandweit die Live-Prunksitzung an. Nur im vergangenen Rekordjahr waren etwas mehr Zuschauer gewesen. In Bayern lag der Marktanteil sogar bei fast sensationellen 51,6 Prozent – damit wird die Fastnacht auch 2018 wieder die meistgesehene Sendung des Bayerischen Fernsehens sein.

Im „Haus der Begegnung“ in der Veitshöchheimer Ortsmitte feierte die Fastnachtsfamilie bis spät in die Nacht hinein, und Akteure wie Bauchredner Sebastian Reich, der mit Amandas Wutrede an den abwesenden Ministerpräsidenten Horst Seehofer ein Glanzlicht gesetzt hatte, schnauften tief durch. Das Verwirrspiel um Zu- und Absagen der Politiker hatte Reich doch ganz schön mitgenommen: „So etwas brauche ich nicht jedes Jahr.“

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Markus Söder indes war da schon längst zuhause. Der als Prinzregent Luitpold verkleidete Finanzminister und designierte Ministerpräsident lobte „Fastnacht in Franken“ als „Supersendung“ und bat das Publikum um eine Abstimmung: Soll er, wenn er denn mal Landesvater sein wird, im Smoking erscheinen oder verkleidet? Wenn sich Söder an das Applausbarometer hält, werden wir ihn auch 2019 wieder in einem fantasievollen Kostüm erleben.

Der harte Kern zog dann bis zum Morgengrauen weiter durch die örtliche Gastronomie, und irgendwann erreichte Bernhard Schlereth auch eine SMS von Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die wegen der Koalitionsverhandlungen ihren Lieblingstermin hatte streichen müssen. Ihre Botschaft: „Körperlich bin ich in Berlin, mit dem Herzen in Veitshöchheim.“

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  • B. S.
    die Altneihauser Feuerwehrkapelle wird vermutlich nicht mehr eingeladen werden,nachdem dieses so unrühmlich ablästerte.

    Humor..schön und gut,aber mit diesen wirklich sarkastischen und unpassenden Kommentare war die Grenze des Erträglichen auch in der närrischen Jahreszeit weit überschritten.
    Den Altneihausenern wünsche ich mehr Selbstreflexion und etwas mehr Kritikfähigkeit und..Verstand für Folgeauftritte sowie eine deutliche Nachbesserung des Vortrags-Skripts.
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  • M. B.
    Klasse was die MP Herrn Söder für eine Bühne bietet. Unglaublich überall wohin man schaut Söder-Söder und noch mals Söder. Was für eine Selbstinzinierung dieses in meinen Augen so was von extrem Machtbessenen Mannes. Muss da an das Lied von der Gruppe BAB denken. "Ahl Männer Aal glatt" War eine Anspielung auf Politiker und heißt vom Kölsch ins Deutsch übersetzt. Alte Männer Aal glatt.Wobei Niedecken meinte das es auch genug junge Aal glatte Politiker gibt.
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  • B. V.
    Eine schöne Sitzung, bei der aber der BR versagt hat. Die Handschrift des Bayerischen Rundfunks zieht sich durch die ganze Sendung. Da verwundert es einen, dass so ein frauenfeindlicher sexistischer Beitrag der Altneuhauser Feuerwehrkapelle durchging. Auch nach der Generalprobe hätte man noch so einige Textpassagen ändern können.
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  • A. S.
    Es ist doch so dass "Alter Mann - junge Frau" in unserer Gesellschaft so was von ok ist! Aber wehe es ist mal andersrum da kommen dann solche Frotzeleien die wirklich unterste Schublade sind.
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  • A. G.
    was für ein skandal.
    wo bleibt eigentlich der #aufschrei, wenn melania trump durch den kakau gezogen wird?
    ach ja, deren vertrockneter ehegreis ist ja eh unbeliebt, und in einem solchen fall kann man sich gerne darüber lustig machen, das geht auch bei schröder, münte, loddar usw.
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  • S. K.
    das Problem bei den Altneihausern ist, dass ihnen mit Herrn Neugirg ein absolutistischer Autokrat vorsteht. Ob die anderen Kapellenmitglieder seine Meinung tragen, oder überhaupt gefragt werden, wer weiß das...
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  • F. G.
    Wirklich eine Supersitzung bis, ja bis die Feierwehr aus der Oberpfalz einen unrühmlichen Schlusspunkt setzte. Das war wirklich unterste Schublade. Die jahrelangen Frotzeleien gegen Franken, unserem Wein etc. etc. kann man schon nicht mehr hören und sehen; jedes Jahr der gleiche Schmarrn. Doch was man sich als was Besonderes ausgedacht hat, ging kräftig daneben. Frauenfeindlich, sexistisch, sehr tiefe Gürtellinie!!! Normalerweise hätten alle Frauen laut protestieren und den Saal verlassen müssen. Hat solche Auslassungen unsere fränkische, nicht oberpfälzische, Fasenacht nötig? Doch halt, da gab es doch eine Generalprobe. Ist das wirklich im Sinne des Fastnachtsverbandes Franken und des BR, dass eine ansonsten hervorragende Veranstaltung durch solch eine finale Darbietung in die negativen Schlagzeilen kommt? Schade für all die gelungenen Beiträge davor, insbesondere von den erstmalig auftretenden Akteuren. Die Feierwehr brauchen wir in dieser Verfassung nicht mehr in der Sitzung.
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  • B. S.
    Die renommierten Akteure,die überhaupt die Möglichkeit bekommen,bei Fastnacht in Franken aufzutreten - gibt es da keine übergeordnete Beratung,Kritikinstanz,die solche Pannen wie die negativen Worte an Madame Macron künftig vermeiden lassen?
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  • R. Ö.
    Womöglich Alice Schwätzer, ähm Schwarzer meine ich natürlich grinsen
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  • H. B.
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  • B. L.
    Kein Schwachpunkt, alles bestens. Die Oberpfälzer Kapelle hatte Recht. Frau Macron ist 64 Jahre all so ein Oldimer. Ihr Mann ist erst 40 Jahre alt.
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  • G. W.
    Geht's noch?
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  • A. H.
    Wenn schon - was ich persönlich aus grundsätzlichen Bedenken vor einem Dammbruch aber strikt ablehne - im Fasching (Fastnacht) /Karneval immer mehr auch Schläge unter die Gürtellinie goutiert zu werden scheinen (vor allem, wenn es gegen "rechts" geht) warum soll dann ausgerechnet das nicht auch toleriert werden müssen?
    Ich wiederhole: Grundsätzlich bin ich da auch dagegen, das zu thematisieren -aber wenn die Gesellschaft schon an diesem Punkt angelangt ist.....
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  • Veraltete Benutzerkennung
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  • M. C.
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  • B. S.
    60 ist für viele die neue 40 und die heutigen "60er"haben mit der Nachkriegsgeneration nicht mehr viel zu tun,weder optisch noch kräftemässig.

    Man muss diesen extremen Altersunterschied des Ehepaars Macron nicht gut finden,aber auch nicht dermassen unangemessen kommentieren.

    Irgendwo ist mal gut :-//.
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