zurück
Würzburg
Party-Musik am Jahrestag der Würzburger Messerattacke: Stadt nennt Brückenfest "kaum angemessen"
Beim Brückenfest des Faschingsvereins KaGe Elferrat ging es am Samstag heiß her – ausgerechnet am Jahrestag der Tragödie. Das stieß auf Kritik seitens der Stadt.
Auftritt der 'Partyvögel' beim Brückenfest in Würzburg am Samstag.
Foto: Linda Mathey | Auftritt der "Partyvögel" beim Brückenfest in Würzburg am Samstag.
Lara Meißner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 12:49 Uhr

Nach dem Wochenende des Jahrestages der Messerattacke am Barbarossaplatz macht sich Unmut seitens der Stadt Würzburg gegenüber des Würzburger Faschingsvereins KaGe Elferrat breit. Der Grund: Von Freitag bis Sonntag feierte der Verein sein traditionelles Brückenfest am Vierröhrenbrunnen neben dem Rathaus. Am Samstagabend heizte die Partyband "Die Partyvögel" dem Publikum nach zwei Jahren pandemiebedingter Feier-Abstinenz ordentlich ein - und das ausgerechnet am ersten Jahrestag der tödlichen Attacke, bei der drei Frauen starben und weitere sechs Personen, darunter ein Kind, schwer verletzt wurden. 

"Die Partystimmung am Samstag war aus Sicht der Stadt dem Jahrestag der Messerattacke kaum angemessen", heißt es in einem Statement aus dem Rathaus. Am Freitag ging es laut Pressestelle der Stadt im Vergleich zum Samstag noch ruhiger zu: "Das konkrete Aufspielen und das sich aufbauende Partytreiben am Samstag hat sich von der volkstümlichen Darbietung am Freitag deutlich unterschieden."

Die Veranstaltung war regulär angemeldet gewesen, wie schon in den Jahren vor der Pandemie hatte der Faschingsverein von Ordnungsamt eine Sondernutzungserlaubnis und eine gaststättenrechtliche Gestattung erhalten, um ihr Brückenfest zu feiern.

"Wir hatten nie im Sinn, Opfern und Angehörigen der Tragödie nicht den nötigen Respekt zu zollen."
Georg Göbel, Gesellschaftspräsident der KaGe Elferrats

"Wir waren uns der Sensibilität des Tages bewusst", sagt Georg Göbel, Gesellschaftspräsident des Vereins. "Deswegen hatten wir das Programm auch so geplant, dass die Gedenkfeiern zu keinem Zeitpunkt gestört wurden." So hatten die Verantwortlichen der Karnevalsgesellschaft etwa vor dem Start der Band Kontakt zur Polizei aufgenommen und den Beginn der Show um 20 Minuten verschoben, damit eine Gedenk-Veranstaltung im Rathaus nicht durch Partymusik gestört wurde.

Die eigentliche Trauerfeier am Barbarossaplatz war lange vorbei, als die "Partyvögel" das Spielen anfingen. Auch für Menschen, die nach dem offiziellen Gedenken den Ort der Tragödie besuchen wollten, war die Partyband am Vierröhrenbrunnen außer Hörweite.

"Wir hatten nie im Sinn, Opfern und Angehörigen der Tragödie nicht den nötigen Respekt zu zollen", so Göbel weiter. "Aber unser Brückenfest soll den Menschen die Möglichkeit geben, in der heutigen Zeit mit all seinen negativen Vorkommnissen und Auswirkungen Frohsinn und Frohmut zu verbreiten."

In Zukunft wolle man bei Terminüberschneidungen mit dem Jahrestag der Messerattacke aber noch besser planen, so Göbel. Die wird es vermutlich regelmäßig geben: Das Brückenfest der KaGe Elferrats ist traditionell seit fast 50 Jahren am letzten Juni-Wochenende, der Tag der Messerattacke jährt sich stets am 25. Juni. Kommendes Jahr etwa wird der Jahrestag auf den Sonntag des letzten Juni-Wochenendes fallen.

Umfrage
Ted wird geladen, bitte warten...
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Lara Meißner
Instagram-Inhalte
Messer-Attentate
Messerattacke Barbarossaplatz
Polizei
Stadt Würzburg
Tragödien
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • I. I.
    Wie war das letztes Jahr mit dem CSD? Wurde der abgesagt? Nein? Warum dann scheinheilig auf diesem Brückenfest rumhacken. Die haben Rücksicht genommen und ihre Musik später anfangen lassen. Sollen die jetzt immer wenn der 25.6. auf das Wochenende fällt, auf ihr Fest verzichten? Ein Ausweichtermin ist sicher nicht so einfach zu finden, wer schon einmal mit einem Verein und der Organisation eines Festes zu tun hatte, weiß, wie schwer bzw. unmöglich das ist!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Die Stadt Würzburg schießt sich ein Eigentor nach dem anderen. Kompetenz sieht anders aus. Aber man muss sich nur die Handelnden anschauen, dann muss man sich nicht wundern.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • J. F.
    Die kontinentale Bedeutung des schönen und lebenswerten Würzburg wird nicht gesteigert, indem die fürchterliche Messerattacke seit vielen Wochen medial täglich neu zelebriert wird. Damit ist niemandem gedient, außer vielleicht der Sensationsgier Einzelner. Das gilt auch für Journalisten. Viel mehr Sensibilität täte allgemeiner Beruhigung gut. Bevor demnächst der zweite Jahrestag jenes schrecklichen Ereignisses gedanklich bereits vorbereitet wird. Leider gibt es solch traurige Anlässe wahrscheinlich täglich auf der Welt. Bitte also auf kleinerer Flamme kochen und Würzburg nicht ständig in eine kriminelle Ecke stellen. Mehr Gelassenheit ist besser als die Sucht nach fragwürdiger Eigenprofilierung. Die meisten Menschen haben aktuell andere Sorgen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • R. B.
    Auf den Punkt gebracht! Ein gutes Beispiel hierfür ist Herr Schuchardt, welcher sich fortwährend In Szene setzt. Würde er mehr Anstrengungen in seine originären Aufgaben stecken, würde dies der ihm anvertrauten Stadt zu Gute kommen. Aber leider steht er hier mehr für Stillstand und Rückschritt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • T. D.
    Es liegt einzig und alleine an der Kommunikation und vielleicht sollte der Pressesprecher
    der Stadt Würzburg hier für Abhilfe sorgen , als nur Kritik an dem Karnevalsverein
    auszuüben .
    Hätten die Stadt und das Ordnungsamt eine klare gemeinsame Linie vertreten und dies
    auch nach außen kommuniziert , hätte der Verein sicherlich sein fest verlegt oder nicht
    genehmigt bekommen .
    Jetzt aber die Schuld einen anderen zuzuweisen , lenkt eigentlich von der eigenen Unfähigkeit ab !
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Veraltete Benutzerkennung
    Leider steht Ihnen die Kommentarfunktion auf mainpost.de nicht zur Verfügung. Deshalb werden wir Ihren Kommentar nicht veröffentlichen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. F.
    oje - wieder solche darsteller!
    hat man eigentlich keinen respekt mehr vor den toten und den angehörigen?
    man hätte doch auch rechtzeitig mit dem faschingsclub sprechen können, dass diese
    ihr festle 8 tage früher hätten halten können, kommendes wochenende is ja auch auf der
    talavera wieder was los. aber so is halt unsere gesellschaft.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • H. S.
    Man hat angemessen der Toten gedacht. Wir haben früher Faschingsveranstaltungen wg. Golfkrieg ausfallen lassen. Hat es etwas genutzt? Auf der Welt herrscht immer irgendwo Krieg, immer passiert irgendwo etwas Schreckliches.
    Wenn die Orte in direktem Zusammenhang stehen, ist natürlich eine Pause, ein nachdenken, ein gedenken angebracht. Am Tag nach der Messerstecherei fand eine bunte Parade statt. Die hätte vielleicht ausfallen können. Aber ansonsten geht das Leben doch weiter und feiern, Spaß haben, beisammen sein gehört dazu.
    Nebenbei: Wenn die Stadt wirklich etwas gegen das Brückenfest gehabt hätte, hätte sie vorher intervenieren können. Es war lange vorher angemeldet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. K.
    Zitat MP: ".... hatte der Faschingsverein von Ordnungsamt eine Sondernutzungserlaubnis und eine gaststättenrechtliche Gestattung erhalten, um ihr Brückenfest zu feiern." und "Das stieß auf Kritik seitens der Stadt."

    Erst eraubt die Stadt etwas, dann wird der Verein kritisiert. Wenn schon Kritik, dann sollte die Stadt als allererstes ihr eigenes Ordnungsamt kritisieren! Nicht den Verein.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • K. B.
    Warum nicht! Über all passiert etwas Schreckliches da dürfte man ja nie mehr etwas feiern.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. W.
    Leider verstößt Ihr Kommentar gegen die Kommentarregeln auf mainpost.de. Wir haben den Kommentar deshalb gesperrt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten