
Joseph Ratzinger ist tot. Der emeritierte deutsche Papst, der von 2005 bis zu seinem freiwilligen Rückzug im Jahr 2013 als Benedikt XVI. an der Spitze der katholischen Kirche stand, starb am Samstag im Alter von 95 Jahren.

Bereits am Mittwochvormittag hatte sein Nachfolger Franziskus die Gläubigen um ein "spezielles Gebet" für Benedikt XVI. gebeten. "Denkt an ihn, er ist sehr krank. Und bittet den Herrn, ihn zu trösten und zu unterstützen in diesem Zeugnis der Liebe zur Kirche – bis zum Ende", sagte Franziskus zum Ende der Generalaudienz im Vatikan.
Der Bischof von Würzburg, Franz Jung, schloss sich dem Aufruf des Papstes an. Er bat "die Gläubigen unseres Bistums" für den "sehr kranken emeritierten Papst" zu beten.
Mehrfach war der gebürtige Oberbayer Ratzinger in Unterfranken zu Besuch. Ein Blick zurück:
1971: Joseph Ratzinger bei der Würzburger Synode

Kleriker und Laien wollten bei der Würzburger Synode in den Jahren 1971 bis 1975 gemeinsam die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) für Deutschland umsetzen. Der junge Theologieprofessor Joseph Ratzinger nahm aber nicht lange an den Sitzungen teil, weil er bereits mit weltkirchlichen Aufgaben betraut war. Manche meinen auch, die Würzburger Synode sei ihm zu fortschrittlich gewesen. Ratzinger hatte sich unter dem Eindruck der politischen 68er-Bewegung auch theologisch eher einer konservativen Richtung zugewandt.
1979: Requiem und Predigt bei der Beisetzung von Bischof Josef Stangl in Würzburg

Der Würzburger Bischof Josef Stangl weihte als zuständiger Interimsvorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz Joseph Ratzinger am 28. Mai 1977 zum Erzbischof von München und Freising. Ratzinger hat Stangl persönlich hoch geschätzt und hielt am 11. April 1979 Requiem und Predigt bei der Beisetzung von Bischof Stangl in Würzburg. Dabei würdigte er Stangl als großen Seelsorger, der sein Bistum durch das Beispiel seines Glaubens und seine überzeugende Güte gelenkt habe.
1989: 400-Jahr-Feier des Würzburger Priesterseminars

Karl Hillenbrand lud 1989 als Leiter des Priesterseminars Joseph Ratzinger, damals Präfekt der Glaubenskongregation, zur 400-Jahr-Feier des Seminars nach Würzburg ein. Ratzinger kam und hielt den Festvortrag. "Dieses lokale Jubiläum sollte auch in einen größeren weltkirchlichen Zusammenhang gestellt werden", erinnerte sich Hillenbrand später. Ratzinger habe einen vielbeachteten Vortrag über Fragen der Priesterausbildung gehalten. Darin bezeichnete er die christliche Liebe als Grundform jeder Art von Berufung und machte deutlich, dass diese nicht im bloßen Frommsein bestehen könne, sondern sich in der Praxis bewähren müsse. Ein Thema, das er dann auch in seiner ersten Papstenzyklika "Gott ist die Liebe" (2005) wieder behandelte.
2005: Begegnung mit dem Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann

Wenige Wochen nach seiner Wahl zum Papst im Jahr 2005 besuchte Würzburgs Bischof Friedhelm Hofmann Benedikt XVI. in Rom. Der Bischof lobte Ratzinger danach in einem Gespräch mit der Redaktion als hochintellektuellen Mann, der "auch eine sehr sensible, auf die Menschen zugehende" Art habe. Außerdem sei er "ein ganz demütiger Mann": Einmal habe Ratzinger einem einfachen Theologen sogar die Tasche hinterhergetragen, erinnerte sich Hofmann.
Hofmann war von 2003 bis 2017 Bischof von Würzburg. Nach der Wahl Ratzingers zeigte er sich erfreut über den neuen Pontifex: "Ratzinger ist ein fähiger Mann", sagte Hofmann damals. Er sei "einer der besten Theologen", aber dennoch "von tiefer Bescheidenheit". Ein bloßer Übergangspapst werde Benedikt XVI. nicht sein, prophezeite Hofmann. "Er kann als Integrationsfigur die Welt in die Zukunft führen." Und, so die Prognose des Bischofs: "Benedikt XVI. wird noch Überraschungen bieten." Spätestens mit dem Rücktritt Ratzingers 2013 hatte sich diese Prognose erfüllt.