Trotz schlechter Nachrichten bleiben die vier Opfer des Würzburger Axt-Attentats aus Hongkong zuversichtlich. Und das, obwohl der 31-jährige Ingenieur, der am 18. Juli am schwersten verletzt worden war, vor kurzer Zeit auf der Arbeit zusammengebrochen ist. Bereits zum zweiten Mal. Die Nachricht von seinem Rückfall erreichte Hans-Peter Trolldenier, den stellvertretenden Vorsitzenden der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft Würzburg e. V. (GDCF), per E-Mail.
Prof. Dr. Ralf-Ingo Ernestus von der Uniklinik in Würzburg reagierte sofort und sandte ergänzend erbetene Unterlagen nach Hongkong, um die dortigen Mediziner bei der Nachbehandlung seines ehemaligen Patienten zu unterstützen. Sein Team von der Neurochirurgie hatte im Sommer vergangenen Jahres wochenlang um das Leben des jungen Mannes gerungen.
Ingenieur arbeitet in alter Stelle
Vor wenigen Tagen konnte der 31-Jährige das Krankenhaus in Hongkong nach etlichen Rundum-Checks nach rund einer Woche wieder verlassen. Mittlerweile hat er seinen Job in seiner alten Arbeitsstelle wieder aufgenommen. Doch die Ärzte warnen ihn, sich nicht zu übernehmen. Denn der unerbittliche Neun-Stunden–Arbeitstag ist hart für den Mann, der nach dem Attentat wegen einer schweren Kopfverletzung lange Zeit im Koma gelegen hatte. Ihrem Bruder falle der Arbeitsalltag schwer, schreibt die 26-jährige Schwester. Er sei noch nicht stark genug. In Hongkong sei es aber nicht so einfach wie in Deutschland, erst einmal stundenweise wieder in den Job einzusteigen. Auch die 27-jährige Verlobte macht sich Sorgen. Sie dringt darauf, dass er sich länger ausruht.
Die beiden jungen Frauen stehen in regelmäßigem Kontakt mit der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft. Diese sammelte seit August Geld für die chinesischen Attentatsopfer.Über 15 000 Euro und Genesungswünsche von mehr als 200 Spendern aus Mainfranken waren zusammengekommen. Allein der Helferkreis Ochsenfurt hatte 900 Euro überwiesen. Die Gesellschaft wird in den nächsten Tagen das Spendenkonto auflösen und das restliche Geld an die Familie überweisen.
Mittlerweile geht es den chinesischen Opfern, zumindest in finanzieller Hinsicht, besser. In einer Stellungnahme der Bundesregierung heißt es: „Die Opfer und Verletzten aus Hongkong haben Leistungen aus der gesetzlichen Unfallversicherung sowie Zahlungen auf Grundlage des Gesetzes über die Entschädigung für Opfer von Gewalttaten, sowie Härteleistungen für Opfer terroristischer Straftaten erhalten.“ Der 31-Jährige schrieb unmittelbar vor seinem ersten Zusammenbruch per E-Mail an die GDCF: „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Im Moment sind keine weiteren Spenden mehr notwendig. Falls es aufgrund meiner Verletzung zu weiteren Komplikationen kommen sollte, werde ich mich an die deutsche Regierung wenden.“
Konsulat unterstützt die Opfer
Das deutsche Generalkonsulat in Hongkong unterstützt die Familien bei allen administrativen Schritten. Auch die Hongkonger Regierung leistete finanzielle Hilfe, karitative Organisationen aus Hongkong halfen mit Spenden: Geld, das aufgrund des langen Verdienstausfalls und der medizinischen Folgekosten, die von der chinesischen Krankenkasse nicht übernommen werden, dringend gebraucht wurde, so die Asiaten.
Auch die 27-jährige Verlobte des Ingenieurs und ihre Eltern waren bei dem Axt-Attentat schwer verletzt worden. Alle vier sind noch in medizinischer und psychotherapeutischer Behandlung. Doch ihr Gesundheitszustand hat sich gebessert. Seit kurzer Zeit hat die junge Frau eine neue Stelle bei der Hongkonger Regierung, „eine große, aber angenehme Herausforderung“, wie sie schreibt.
Familie trotz allem optimistisch
Der 31-Jährige, seine Schwester, die ihn die ganze Zeit in Würzburg begleitet hatte und seine Verlobte lassen sich ihren Lebensmut nicht nehmen. In einer bewegenden E-Mail wendet sich die Schwester an alle, die die Familie unterstützt haben: „Wir möchten allen danken, die uns nicht nur Geld, sondern auch ihre Anteilnahme geschenkt haben. Wir möchten allen Spendern mitteilen, dass es uns nicht mehr so schlecht geht.“