
Ein Tückelhäuser Kartäusermuseum der Zukunft ist machbar. Das zeigt eine gerade vorgestellte Studie mit Entwicklungskonzept. Die Zielvorstellung: Das Museum soll jeden Tag zugänglich sein, möglichst geringe Kosten im laufenden Betrieb verursachen und sich zeitgemäß präsentieren.
Vielleicht wäre künftig "Dokumentationszentrum" die fachlich treffendere Bezeichnung, mutmaßte Bürgermeister Peter Juks. Landläufig bleibe es aber das "Kartäusermuseum", auch wenn die Veränderungen, die das Würzburger Kulturbüro Frankonzept als zukunftsweisend erarbeitet hat, nicht unerheblich sind und über ein mediales Update weit hinaus gehen. Die Präsentation jedenfalls hatte offenbar die 25 Anwesenden inspiriert: Kirchenverwaltung, Freundeskreis, Nachbarn, Stadträte und weitere Akteure fanden die analysebasierten Lösungen "sehr überzeugend".
Mönchszelle soll über eine Zeitschaltuhr zugänglich sein
Kulturwissenschaftlerin Dagmar Stonus und Jochen Ramming, die Frankonzept-Geschäftsführer, zeigten im Auftrag der Diözese Würzburg und der Stadt Ochsenfurt Wege auf, wie die einmalig erhaltene Klosteranlage des Kartäuserordens und das Leben der Kartäusermönche erlebbar werden können – und zwar täglich.
Dabei würde von den bislang zwei Mönchszellen nur diejenige direkt neben der Kirche zugänglich bleiben, inklusive des Gartens. Die Zelle würde dann wie bisher eine Inszenierung der Alltagswelt der Mönche darstellen, multimedial ergänzt. "Sozusagen eine Zeitkapsel", sagte Stonus.
Der zweite Garten – aus historischer Sicht ein Fragment – biete Potenzial für einen neuen, barrierefreien Eingangsbereich vom Dorfplatz her. Hier sollen nach dem ausgearbeiteten Konzept Tagestouristen über ein Zeitschaltschloss Zugang zur Mönchszelle bekommen. Personal als gewichtiger Kostenfaktor wäre damit weitgehend obsolet.
Der Kreuzgang mit dem bisherigen Eingangsbereich und der Kapitelsaal seien exklusiv im Rahmen von Führungen erlebbar. Hier könnten die wertvollen Exponate aus der zugehörigen Sammlung zum Kartäuserkloster gesichert Platz finden. Die Kirche bleibe über den Klosterhof zugänglich.
Einzigartigkeit und Authentizität des Ortes konnten punkten
Für das neue Museum konzeptionell nicht benötigt und nicht einbezogen waren die zweite Mönchszelle, die frühere Galerie mit sakraler Kunst im ersten Stock und das Atelier des Tückelhäuser Malers Karl Clobes unter dem Dach. Allerdings soll die Mauer des Klostergartens eine neue Funktion bekommen: Sie trägt Informationen zur Historie der Kartäuser beziehungsweise des Ortes und lenkt die Aufmerksamkeit direkt zum Eingangsbereich – in das Mysterium Kartäuserkloster.

Was ohne ein neues Konzept drohe, erinnerte der Kunstreferent der Diözese Jürgen Emmert mit dem Blick zum einstigen Museum Kartause Astheim, das gerade aufgelöst wurde. "Der Mietvertrag ist zum 31. Mai beendet", sagte Emmert.
Für das Museum in Tückelhausen dagegen habe es insgesamt so viel positiven Input gegeben, dass er hoffe, es könne zu einem Ort gemacht werden, der für Ochsenfurt und den ganzen Gau Impulse gibt. Das große Engagement vieler Akteure punktete nicht zuletzt auch bei der Analyse von Frankozept. Daneben fielen auch die Einzigartigkeit und Authentizität des Ortes sowie starker Exponate positiv ins Gewicht. Als einzig nicht lösbares großes Manko gilt die fehlende Gastronomie.
Eine Potenzialanalyse war zwar nicht beauftragt, aber zwei Erfahrungen haben auch Dagmar Stonus während der Arbeit vor Ort verblüfft, wie sie gestand: nämlich wie überraschend groß das öffentliche Interesse war und wie viele Leute zu den Aktionstagen des Freundeskreises gekommen waren. Mindestens 1400 Besucher haben im gerade abgelaufenen Aktionsjahr die Gelegenheit genutzt, den monumentalen Bau, die Geschichte und Spiritualität des Ortes kennenzulernen.
Stonus nannte es "eine ganz großartige Unterstützung für den Prozess". Hinzukomme, dass fast täglich Besucher ohne festes Ziel von der einzigartigen Anlage angezogen werden und suchend durch das Areal irrlichtern. Allerdings berge dies auch Konfliktpotential, nachdem weite Teile des Ensembles bewohntes Privateigentum sind. Es gelte diesen Besuchern klare Orientierung zu geben.
Neukonzeption soll sich über drei Jahre erstrecken
Die Aufwertung des Dorfplatzes 2026 und 2027 im Rahmen des Dorfentwicklungsprogramms solle auch Auftakt für die Umgestaltung des Museums sein, so Bürgermeister Peter Juks. Dass sich die Neukonzeption des Museums, beginnend mit dem öffentlich zugänglichen Außenbereich ab 2026 über drei Phasen und Jahre erstrecken soll, hielt Andrea Trumpfheller, Sprecherin des Freundeskreises, für zu lange.

Emmert und Juks allerdings stuften den vorgestellten Zeitplan als bereits ambitioniert ein, weil sich die öffentlich-rechtlich geführten Haushalte für 2025 schon in der Planungsphase befänden und bis 2026 noch einige Vorarbeit zu leisten sei. Stadtrat Jan Kohlhepp (Grüne) sah in der Aufteilung auf drei Jahre zudem bessere Realisierungs- und erhöhte Förderchancen.
Frage der Baulast für das Museumsgebäude bleibt ungeklärt
Nicht Thema des Abends war die noch ungeklärte Frage der Baulast für das Museumsgebäude, mit der die Eigentümerin, die Katholische Kirchenstiftung Tückelhausen, als überfordert gilt. Pfarrer Oswald Sternagel als Vorsitzender der Kirchenverwaltung hob sie deutlich als die Schicksalsfrage schlechthin hervor: "Es ist alles unter der Prämisse, dass wir die Baulast in trockene Tücher bekommen".
Gerettet ist das Kartäuser-Museum also trotz der dargestellten, zukunftsweisenden Entwicklungsmöglichkeiten definitiv noch nicht. Dass es dennoch richtig gewesen sei, parallel zur Baulast auch die Entwicklungsmöglichkeiten ausgelotet zu haben, betonte Juks. Auf die Kosten der Umsetzung wollten Emmert und Juks zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingehen. "Aber", antwortete Emmert auf die entsprechende Frage: "Es gibt mit diesem Konzept keine Bereiche mehr, die in der Erschließung großen Aufwand bedeutet hätten; also keine Aufzüge, keine Galerie." Die Umstrukturierung werde wohl nicht an den Kosten scheitern, zumal man sich aufgrund der Einmaligkeit des Objekts entsprechend hohe Bezuschussungen erhofft.
Die Übernahme der Baulast für diesen Gebäudetrakt sei dagegen ausgeschlossen. Das hatten Bürgermeister und Kunstreferent bereits früher mehrfach betont. Emmert versprach für die Diözese die inhaltliche Mitarbeit und will sich dafür einsetzen, dass sie ein einmaliges finanzielles Engagement sowie eine kleine Förderung für das Museum beiträgt. Juks: "Die Baulast ist zwischen örtlicher Kirche und wem auch immer zu lösen".
