Seine große Liebe gilt der Musik, doch auch die Filmkunst hält der diplomierte Pianist und Kulturreferent Muchtar Al Ghusain für einen wichtigen Bestandteil im städtischen Kulturleben. So ist für ihn das Internationale Filmwochenende ein „Aushängeschild“ der Stadt, wie er beim eben zu Ende gegangenen Festival bekundete. Es war nicht sein letzter „offizieller“ Besuch des Central-Kinos im Bürgerbräu, bevor er – wie berichtet– im März Beigeordneter für Jugend, Bildung und Kultur der Stadt Essen wird. An diesem Sonntag, 4. Februar, bekommt er im Central im Bürgerbräu ein Abschiedsvorstellung.
Al Ghusain wird dort einen seiner Lieblingsfilme, den Streifen „Ein Lied für Nour“ vorstellen. Mit dieser Sondervorstellung bedankt sich das Central beim Kulturreferenten „für die kompetente Beratung und tatkräftige Unterstützung bei der Entstehung und dem Aufbau des Kinos“, sagt Central-Geschäftsführerin Heidrun Podszus. „Ohne seinen Einsatz gäbe es weder die Genossenschaft noch das Central.“
Anschubhilfe aus dem Rathaus
Ein Blick zurück gibt ihr Recht: Nachdem 2009 bekannt wurde, dass zum Jahresende mit dem „Corso“ das letzte Innenstadt- und Programmkino schließt, sammelten engagierte Cineasten über 2500 Unterschriften– damit auch nach dem Corso-Aus hochwertige und nicht kommerziell orientierte Filmkunst in Würzburg gezeigt werde. Die Initiative „Programmkino“ übergab die Unterschriften dem Kulturreferenten.
Und Al Ghusain sicherte Unterstützung aus dem Rathaus nicht nur zu, er brachte auch tatkräftig Anschubhilfe ein. Das fing an mit Treffen mit der Kino-Initiative, vom Kulturamt unterstützten Testläufen von Filmvorführungen an verschiedenen Orten wie dem Chambinzky-Theater oder dem Theater am Neunerplatz und endete letztlich mit der Gründung der Programmkino-Genossenschaft.
Die Idee mit der Genossenschaft
Den Kinobetrieb auf die Beine einer Genossenschaft zu stellen, war Al Ghusains Idee. Denn von Anfang an hatte er deutlich gemacht: Ein von der Stadt finanziertes kommunales Kino werde es nicht geben. Zum einen sei die Förderung der Filmwirtschaft keine primäre Aufgabe einer Kommune, zum anderen habe die Stadt dafür kein Geld.
Als Vorbild für ein Genossenschaftskino diente ein Kino im württembergischen Aalen. Wie dieses Modell funktioniert, darüber informierte ein Vertreter aus Aalen im Saalbau „Luisengarten“ – vor fast 400 Besuchern. Das riesige Interesse übertraf selbst Al Ghusains Erwartungen. Ihm attestiert Kino-Geschäftsführerin Podszus, er habe es geschafft, ein breites bürgerliches Engagement zu wecken.
Dieses führte relativ rasch zur Gründung der Kino-Genossenschaft – mit vielen Genossen, die jeweils einen 100-Euro-Anteil zeichneten und genügend Ehrenamtlichen zur Führung der Genossenschaft und zum Stemmen des Kinobetriebs. Im November 2010 eröffnete das Central in der Mozartschule – und wurde eine Erfolgsgeschichte. Diese scheint sich nach dem Umzug aufs Bürgerbräu-Gelände Ende 2016 fortzusetzen: Mit mittlerweile rund 500 Genossen und über 65 000 Besuchern im vergangenen Jahr.
Zum Abschied ein arabischer Film
„Es war ein Glücksfall, dass damals die richtigen Leute zusammenkamen“, erinnert sich Al Ghusain. Er gehört auch dem Aufsichtsrat der Genossenschaft an. In einer Matinee an diesem Sonntag bekommt er eine Abschiedsvorstellung im Central und wird erklären, weshalb er sich „Ein Lied für Nour“ des palästinensisch-niederländischen Regisseurs Hany Abu-Assad ausgesucht hat: Nach einer wahren Begebenheit wird die Geschichte von Mohammed Assaf erzählt, der im Gaza-Streifen aufwuchs und es gesellschaftlichen und politischen Widrigkeiten zum Trotz zur arabischen Castingshow „Arab Idol“ schafft. Arabische Wurzeln hat auch Al Ghusain: Der Sohn eines Jordaniers verbrachte seine ersten Jahre in Kuwait, bevor er in Gerbrunn aufwuchs.
Die Sondervorstellung mit „Ein Lied für Nour“ mit Kulturreferent Muchtar Al Ghusain beginnt am Sonntag, 4. Februar um 11 Uhr im Central im Bürgerbräu, Frankfurter Straße 87. Reservierungen unter (09 31) 78 01 10 57 oder unter: www.central-bb.de