Es könnte eng werden an diesem Donnerstag, wenn das Programmkino Central eröffnet wird. Die zum Kinosaal umfunktionierte Aula im ersten Stock der Mozartschule hat 190 Sitzplätze. Der Betreiber Programmkino-Genossenschaft zählt allein über 250 Mitglieder. Genossenschaftsvorsitzende Heidrun Podszus weiß, dass das ein Luxusproblem ist. Dieses wird einfach zweistöckig gelöst: Die Eröffnung um 18.30 Uhr mit Grußreden und Kurzfilmen wird per Monitor für Stehgäste ins Erdgeschoss übertragen. Richtiger Filmstart ist um 21 Uhr mit dem Streifen „Questione di Cuore“, gleichzeitig Auftakt der italienischen Filmtage.
So ist möglicherweise schon die Premierenvorstellung ausverkauft. Ein Szenario, das sich bei den Italienischen Filmtagen im September vergangenen Jahres noch keiner vorstellen konnte. Bei dieser Veranstaltung wurde der Ruf nach einem Programmkino laut, nachdem zu diesem Zeitpunkt feststand, dass mit dem Corso zum Jahresende 2009 das letzte Innenstadt-Kino schließt.
Und nicht zuletzt zur Freude von Stadtrat Antonino Pecoraro und Ornella Calvano schließt sich am Donnerstag der Kreis. Die beiden hatten das Filmfest 2009 erstmals organisiert, was nicht nur wegen der 1000 Besucher ein Erfolg war. Von der Veranstaltung ging eine Unterschriftenaktion aus, bei der in nur zwei Wochen über 2500 Leute bekundeten, dass sie sich künftig ein Kino in der Stadt wünschen, in dem sie keine Hollywood-Streifen, sondern Autoren-, Erstlings-, Dokumentar-, Kurz- und Kultfilme sehen wollen.
Der tausendfache Wunsch nach Filmkunst stieß bei Muchtar Al Ghusain auf offene Ohren. Wenngleich der Kulturreferent deutlich machte, dass sich die Stadt ein von ihr betriebenes Kommunalkino nicht leisten könne, leistete das Rathaus wertvolle Anschubhilfe und Unterstützung. Zur Infoversammlung zur Gründung eines von einer gemeinnützigen Genossenschaft getragenen Kinos kamen im Februar über 400 Interessenten in den Luisengarten.
Die zigfach signalisierte Bereitschaft ehrenamtlich mitzuarbeiten und Genossenschaftsanteile von jeweils 100 Euro zu erwerben, war genug Ansporn für eine Initiativgruppe um Rechtsanwalt David Herzog und Filmverleiherin Heidrun Podszus sowie den Fachbereich Kultur, das Projekt Programmkino voranzutreiben. Mit mobilen Vorstellungen in Theatern folgten gut besuchte Testvorstellungen.
Die Suche nach einer Spielstätte gestaltete sich indes schwierig. Hinzu kam, dass der Traum von einem Programmkino in einer neu konzipierten Frankenhalle mangels Geld platzte. So machte die Stadt den Weg frei für die Mozart-Aula, die – auch wegen nicht vorhandener Barrierefreiheit – nur eine Übergangsspielstätte sein soll.
Für diese werkelten in den vergangen Wochen über 25 ehrenamtliche Helfer unter Regie von Architekt und Vorstandsmitglied Rainer Berger: Vorhänge wurden genäht, die Vorführkabine vergrößert, Technik installiert und der Projektor aus einem Freiburger Kino eingebaut. Dass die Finanzierung gesichert ist, dafür sorgen über 250 Kinomitbesitzer mit über 25 000 Euro Startkapital.
Passender Titel: Sache des Herzens
Bis zur letzten Minute wird Hand angelegt, ehe am Donnerstagabend „Questione die Cuore“, eine Sache des Herzens, über die Leinwand flimmert. Ein passender Titel für den Eröffnungsfilm, der sich zudem mit dem Thema Kino beschäftigt. Ornella Calvano, die Filmwissenschaft studiert, verspricht eine interessante Mischung fürs Filmtage-Programm: vom 4. bis 11. November werden in 16 Vorstellungen neun Filme, jeweils mit Untertiteln, gezeigt.
Der Film „La Strada di Levi“ am 8. November beschäftigt sich mit der Rückkehr eines in Ausschwitz gefangenen Autors und wird in Kooperation mit der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit gezeigt. Das Schwullesbische Zentrum WuF ist Partner bei der Vorführung von „La bocca del Lupo“, das Wolfsmaul, am 6. November.
Wie sich Pecoraro und Calvano die Italienischen Filmtage als festen Bestandteil im Kulturkalender wünschen, hoffen alle Beteiligten und Cineasten auf eine lange Spielzeit des Central-Kinos. Dessen Entstehung wird demnächst bayernweit gewürdigt: Bei der Aktion „miteinander“ des Bayerischen Rundfunks und Fernsehens, bei der ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet wird, steht das Würzburger Programmkino neben zwei Mitbewerbern in der Endrunde.
Das Programm der Italienischen Filmtage stellen wir in einer der nächsten Ausgaben ausführlich vor. Weitere Informationen im Internet unter: www.central-programmkino.de