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Würzburg
Offenbar Kinderporno-Dreh in Kita: Wie konnte das passieren?
Die ersten Opfer im Kinderporno-Fall hat die Kripo identifiziert. Der Alptraum von Eltern hat sich bewahrheitet: Der Täter hat ihre Söhne offenbar in der Kita missbraucht.
In dieser Würzburger Kindertagesstätte soll ein 37-jähriger Logopäde mehrere Buben sexuell missbraucht haben.
Foto: Daniel Peter | In dieser Würzburger Kindertagesstätte soll ein 37-jähriger Logopäde mehrere Buben sexuell missbraucht haben.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:34 Uhr

Für die dort betreuten Kinder und ihre Eltern ist es ein Alptraum: Laut dem derzeitigen Ermittlungsstand der Polizei ist eine Kindertagesstätte im Stadtteil Heuchelhof ein Tatort im Würzburger Kinderporno-Fall. Ein 37-jähriger Logopäde wird beschuldigt, über Jahre hinweg kleine Jungen zur Herstellung von Kinderpornografie sexuell missbraucht zu haben. Die Aufnahmen seien "auch in den Räumen der Einrichtung entstanden", teilten die Ermittler am Mittwoch mit.

Man sei "tief betroffen und entsetzt", schreibt die evangelische Dekanin Edda Weise in einer Pressemitteilung. Weise vertritt die evangelische Kirchengemeinde, die Träger der integrativen Tagesstätte ist, die über 40 Mädchen und Jungen besuchen, darunter auch einige mit Behinderung. Man fühle sich für die Sicherheit und das Wohlbefinden der Kinder und ihrer Eltern verantwortlich, so Weise, und stelle deshalb weiterhin geschultes Personal von Notfallseelsorge und Polizei als Ansprechpartner für Familien und Mitarbeiter zur Verfügung.

Die Leitung der Kita hat gewechselt

Zudem wird das Erzieher-Team vor Ort seit vergangener Woche von zwei Vertretern des städtischen Jugendamts unterstützt. Wie das Rathaus auf Nachfrage mitteilt, begleiten diese die pädagogische Arbeit mit den Kindern und führten auch Gespräche mit den Eltern. Ein weitere Informationsveranstaltung sollte am Mittwochnachmittag stattfinden.

Derweil hat die Leitung der Kita gewechselt. Die bisherige Leiterin habe sich entschlossen, "ihr Amt ruhen zu lassen, bis alles geklärt ist", schreibt Dekanin Weise. Der bisherige Stellvertreter, der Lebenspartner des Hauptverdächtigen, war sofort nach Bekanntwerden des Falles beurlaubt worden. Gegen diesen Mann ermittelt die Kripo weiter, er stehe aber nicht unter dringendem Tatverdacht und befinde sich deshalb weiter auf freiem Fuß. Die kommissarische Leitung der Kita hätten nun "zwei fachlich versierte Expert*innen" übernommen, so Rathaus-Sprecherin Claudia Lother.

War der Logopäde mit Kindern allein?

Wie viele Kinder aus der Kindertagesstätte Opfer des Missbrauchs wurden, ist noch nicht bekannt. "Einige" seien zweifelsfrei identifiziert worden, sagt die Polizei. Die Eltern beruhigt das nicht, sie müssen weiter bangen und hoffen nun, dass der mutmaßliche Täter, wie angekündigt,  zur Aufklärung beiträgt. Mütter und Väter fragen sich, wie ein Kinderporno-Dreh in den Räumen der Einrichtung möglich gewesen ist. Dem Vernehmen nach soll der  Logopäde mit den Kindern, die er behandelte, zwar bisweilen allein in einem Raum gewesen sein, dieser sei aber niemals abgeschlossen gewesen.  Das Dekanat hat auf Nachfragen dieser Redaktion zu den möglichen Tatumständen am Mittwoch nicht geantwortet. Man bitte um Verständnis, dass man zum Schutze der Kinder und ihrer Familien sowie des Personals "zum aktuellen Zeitpunkt" keine weiteren Auskünfte erteile, hieß es.

Polizei und Staatsanwaltschaft betonen, es gebe derzeit keine Anhaltspunkte dafür, "dass die Missbrauchshandlungen vom Personal der Kindertagesstätte bemerkt wurden". Es werde auch gegen keinen Mitarbeiter ermittelt, sondern lediglich gegen den Logopäden und seinen Partner.

Referentin Düber warnt vor "Generalverdächtigungen"

Unterdessen warnt Hülya Düber, die Sozialreferentin der Stadt Würzburg, vor "Generalverdächtigungen" und Forderungen nach maximaler Überwachung. "Selbstverständlich" sei die Verunsicherung bei Eltern und Mitarbeitern in der aktuellen Situation sehr groß. Oberstes Ziel sei es deshalb, "die Rahmenbedingungen in der Kinderbetreuung so zu gestalten, dass die Sicherheit und das Wohl der Kinder stets gewährleistet sind". Kinder in die Obhut eines anderen Menschen oder einer Einrichtung zu geben, bedeute immer auch gegenseitiges Vertrauen, so Düber. Seit Bekanntwerden der Vorfälle versuche man deshalb "mit aller Kraft, erschüttertes Vertrauen wieder aufzubauen, da dies die Grundlage unserer Arbeit in allen sozialen Bereichen ist".  

 
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