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Würzburg
ÖPNV: Was Würzburger Stadträte von Innsbruck lernen können
Seilbahnen, 370-Euro-Tickets, neue Straba-Linien: Innsbrucks ÖPNV gilt als fortschrittlich. Jetzt waren Würzburger Stadträte dort zu Besuch. Was sind die Erkenntnisse?
Exkursion nach Tirol: OB Christian Schuchardt (4. v. l.) und die Würzburger Delegation wurden nach der Fahrt mit einer Innsbrucker Seilbahn von Schneefall überrascht. 
Foto: Thomas Schmitt | Exkursion nach Tirol: OB Christian Schuchardt (4. v. l.) und die Würzburger Delegation wurden nach der Fahrt mit einer Innsbrucker Seilbahn von Schneefall überrascht. 
Jonas Schneider
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:01 Uhr

Ins schöne Tirol waren Oberbürgermeister Christian Schuchardt und rund 25 Würzburger Stadträte aller Fraktionen am vergangenen Wochenende gereist. An der durch die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) organisierten Exkursion nahmen auch WVV-Geschäftsführer Thomas Schäfer und Stadtkämmerer Robert Scheller teil. Die Fahrt nach Innsbruck war allerdings kein Betriebsausflug, vielmehr wartete auf die Reisegruppe aus Franken ein Arbeitsprogramm. Das Ziel: von Innsbruckern lernen, wie sich der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) verbessern lässt. 

Die Stadträte informierten sich direkt nach der Ankunft bei den Tiroler Verkehrsbetrieben über die regionale Nahverkehrsgestaltung. Am Samstag besichtigten sie Straßenbahnneubaustrecken und Seilbahnen. Zudem diskutierten sie über Radverkehrslösungen und Parkraummanagement. Diese Redaktion befragte die Stadträte, welche Erkenntnisse sie aus Innsbruck mitnehmen.

In Innsbruck gibt es ein günstiges Jahresticket

„Innsbrucks Verkehrskonzept gilt besonders hinsichtlich der Tarifgestaltung als vorbildlich“, sagt Grünen-Fraktionsvorsitzender Matthias Pilz. Die Innsbrucker Verkehrsbetriebe bieten so zum Beispiel ein Jahresticket für 370 Euro an. Auch in Würzburg läuft dazu die Debatte. Laut Koalitionsvertrag möchte die Landesregierung 365-Euro-Tickets in Würzburg und anderen bayrischen Großstädten einführen.  Jutta Henzler, SPD-Fraktion, meint, die „Jahreskarten sind ein Gewinn für Innsbruck“ und sieht „in Würzburg Handlungsbedarf“.

„Wir fordern nach wie vor einen umlagefinanzierten fahrscheinlosen Nahverkehr.“
Stadtrat Sebastian Roth (Linke) 

Für Sebastian Roth (Linke) stellt das 365 Euro-Ticket nur eine Zwischenlösung dar: „Wir fordern nach wie vor einen umlagefinanzierten fahrscheinlosen Nahverkehr.“ Doch aktuell gebe es nicht einmal das 365-Euro-Ticket. „Wir haben bisher noch nichts Konkretes von der Landesregierung gehört und nehmen Söders Wahlversprechen beim Wort“, so Sebastian Roth.

Wolfgang Roth, Vorsitzender der CSU-Fraktion verspricht: „Wir wollen noch in diese Wahlperiode einen Meilenstein setzen“. Die CSU wolle sich „in den nächsten Wochen mit der Umsetzung des 365-Euro-Tickets befassen“.

„Aus Innsbruck nehme ich mit, dass wir uns um die Tarifgestaltung Gedanken machen müssen und eine Straßenbahn in den Würzburger Norden bauen sollten“, erzählt Matthias Pilz. Die Straßenbahntrasse soll über die Lindleinsmühle nach Versbach verlaufen. Linken-Stadtrat Roth möchte Druck aufbauen: „Die mutige Entscheidung in Innsbruck, viel Geld in die Straßenbahn zu investieren, hat sich ausgezahlt. Wir müssen die Straßenbahnlinie nach Versbach weiter verfolgen.“

Einzelhändler in Innsbruck gegen Parkplätze

In Tirol gab es für die Besucher aus Würzburg auch Überraschungen. „Wir haben in Innsbruck die interessante Erfahrung gemacht, dass Einzelhändler einen Abbau von Oberflächenparkplätzen gefordert haben“, erzählt ÖDP-Fraktionsvorsitzender Raimund Binder. In Würzburg hingegen befürchtet der Einzelhandelsverband einen Umsatzrückgang, wenn Innenstadtparkplätze abgebaut werden. Das Parken in Innsbruck ist deutlich teurer als in Würzburg, größtenteils sind die Parkhäuser in privater Hand.

„Die Innsbrucker kochen auch nur mit Wasser“, sagt Joachim Spatz (FDP/Bürgerforum). Allerdings seien die Genehmigungsverfahren in Österreich deutlich kürzer. „Darüber sollten wir vielleicht mal nachdenken“, fordert Fraktionsvorsitzender Spatz.

Seilbahnen in Würzburg?

In der Folge der Innsbruck-Reise dürfte nun auch wieder ein Seilbahnbau in Würzburg ein Thema sein. „Innsbruck hat sich durch die Seilbahn verschuldet“, sagt Stadträtin Jutta Henzler (SPD). In Innsbruck wird diese Woche über die Amtsenthebung von Vizebürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer abgestimmt. Sie soll für die Kostenexplosion beim Bau der Patscherkofelbahn verantwortlich sein. Das Seilbahnprojekt kostete bereits 60 Millionen Euro, nur 41 Millionen waren veranschlagt.

CSU-Fraktionschef Wolfgang Roth hofft dagegen weiter auf Seilbahnen in Würzburg. „Da die Betriebskosten einer Seilbahn günstig sind, sollten wir Seilbahnkonzepte weiterverfolgen.“

 
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  • hans-martin.hoffmann@t-online.de
    Bittebitte

    kein umlagefinanzierter Freifahrschein für den ÖPNV. Weil ich definitiv keine Lust hab, mich - als Bahnpendler der ich bin - morgens um sieben in den Zug stellen(!) zu müssen, nachdem alle Plätze noch von Alkoholleichen belegt(!) sind und den "Spaß" auch noch über eine Steuererhöhung mitfinanzieren zu müssen. Dann lege ich mir doch noch ein 3-l(/ 100km)-Auto zu und fahre damit zur Arbeit, weil ich mir eh schon manchmal (beim Genuss des Lebens in vollen Zügen) blöd genug dabei vorkomme, "immer noch" die Bahn zu benutzen.

    Ich bin mir absolut sicher, auch in diesem Fall wäre "gut gemeint" nur die kleine Schwester von "Sch###" - zumindest für alle, die ein Mindestmaß an Qualität erwarten.

    Abgesehen davon könnten noch ganz komische Effekte eintreten w. z. B. dass die Anzahl der Taschen- bzw. Gepäckdiebstähle sprunghaft ansteigt, weil die Gauner sich ja kein Ticket mehr kaufen müssten...
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  • mhm
    Bei einem funktionierenden ÖPNV spart man sich doch ein Auto. Dann kann es doch kein Problem sein, 50 oder 60 Euro für ein Monatsticket für Erwachsene auf den Tisch zu legen.
    Aber Klimaschutz als Vorwand für Billigheimer!!!
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  • peter.lelowski@web.de
    Hätte man die Stadträte am Würzburger Hauptbahnhof gebeten, den ICE nach Regensburg - Passau - Wien zu besteigen, weil Wien ja auch Österreich ist: Unseren "Koryphäen" wäre es sicher erst am Ziel ihrer Fahrt aufgefallen, daß sie in den falschen Zug gestiegen sind. So viel Allgemeinbildung kann man von Würzburger Stammtischhelden äähh Stadträten nun wirklich nicht so einfach erwarten. Was man ja an der "Lichtgeschwindigkeit" sieht, mit der Linie 6 oder die Heidingsfelder Bahnhöfe vorankommen. zwinkern
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Ein paar Anmerkungen:

    Die Innsbrucker Seilbahn fährt meines Wissens auf einen Berg. Das hat wenig mit der Idee zu tun, Seilbahnen als Straba-Ersatz zu nutzen.

    Wenn wirklich das 365-EUR-Ticket kommen sollte, wird dies vermutlich nur für die Großwabe gelten. Welche Preise sind dann für das restliche Verbundgebiet geplant?
    (Ja, das ist vermutlich Sache der Landkreise, aber es sollte nicht vergessen werden.)
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  • Helmut_Faul_HF2017
    Schade dass man nicht erfährt wie der Stadtrat nach Innsbruck gereist ist. Hoffentlich nicht mit bösen Autos.
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  • evi.schmitt@gmx.de
    Mit der Bahn - natürlich.
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Mit Sicherheit mit der Bahn.

    Und wenn´s dumm gelaufen ist, dann mit einem historsichen Zug mit einer Dampflok vorne dran ...
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  • saf.wuerzburg@t-online.de
    Ich kenne Innsbruck, ich war schon öfters dort und kann bestätigen, dass Innsbruck einen optimalen Nahverkehr hat. Und in Innsbruck fährt die Straßenbahn sogar bis ins Hochgebirge, ins Stubaital und nach Igls, einem Vorort oberhalb von Innsbruck.

    Nur 2 Sachen werden in diesem Bericht leider nicht erwähnt:

    Zum einen gibt es im Großraum Innsbruck auch eine leistungsfähige S-Bahn, welche sogar unter anderem Kufstein mit dem Brenner verbindet und zum anderen wird nicht erwähnt, welche Funktion die Patscherkofelbahn im Süden von Innsbruck hat.

    Während hier in Würzburg darüber diskutiert wird, eine mögliche Seilbahn als "normales" Verkehrsmittel, also wie ein Straba oder einen Bus, zu intregieren, dient die Patscherkofelbahn in erster Linie als Touristen-Transportmittel, ebenso wie die Hungerburg-Standseilbahn oder die Seilbahn zur Hafelekarspitze.

    Dennoch hoffe ich, dass der Besuch in Innsbruck etwas gebracht hat, dahingehend, den Nahverkehr hier in Würzburg voran zu bringen.
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  • Arcus
    Der Innsbrucker Einzelhandel scheint weiter als die Schlafmützen bei der IHK und dem Einzelhandelsverband. Dort hat man begriffen, dass eine autofreie Stadt zum Kaufen einlädt.
    365 € Ticket? Söder hat den Mund vor der Landtagswahl weit aufgerissen. Gekommen ist bisher nichts.
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  • SebastianRoth
    Klar, Arcus, war ja Wahlkampf, und siehe da, bald ist Kommunalwahlkampf, vielleicht könnte das eine Rolle spielen, wenn nun der OB eine Befassung in den nächsten Monaten verspricht!
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  • mainpost@swamp.franken.de
    Wenn der ÖPNV gut funktioniert, kann eine autofreie Stadt zum Einkaufen einladen. Aber eben erst dann.
    Für Würzburg erinnere ich nur an die Sperrung des Zeller Bocks. Da wurde nichts von Umsatzsteigerungen in der Zellerau berichtet.
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