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Würzburg
"Toilette für alle": Öffentliche WC-Anlage für Menschen mit komplexen Behinderungen in Würzburg eröffnet
Einfach mal in der Innenstadt spontan auf die Toilette: "Ein Riesengewinn für Menschen mit Pflegebedarf", sagt der Behindertenbeauftragte Julian Wendel.
In der Gotengasse, an der Polizeiinspektion in der Würzburger Innenstadt, wurde die öffentliche und ständig zugängliche 'Toilette für alle' eröffnet.
Foto: Thomas Obermeier | In der Gotengasse, an der Polizeiinspektion in der Würzburger Innenstadt, wurde die öffentliche und ständig zugängliche "Toilette für alle" eröffnet.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 21.01.2025 02:36 Uhr

Bereits im städtischen "Aktionsplan Inklusion" aus dem Jahr 2014 steht der Wunsch nach einer Toilette für Menschen mit komplexen Behinderungen, für die eine normale Behindertentoilette nicht ausreicht. Gut zehn Jahre später wurde in der Gotengasse, direkt neben der öffentlichen WC-Anlage im Kiosk an der Polizeiinspektion, am Dienstag eine "Toilette für alle" offiziell eröffnet.

Die neue Anlage ist zwar geschlechtsneutral, die Bezeichnung "Toilette für alle" ist trotzdem etwas irreführend. Gemeint ist das Ziel, allen Menschen eine menschenwürdige und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. "Es gibt viele Menschen, für die eine normale Behindertentoilette nicht ausreicht, weil sie zum Beispiel einen Personenlifter oder eine Liege benötigen. Dazu gehöre auch ich", sagte Julian Wendel, der Behindertenbeauftragte der Stadt.

In einer 'Toilette für alle' finden Menschen mit schweren Behinderungen alles, was sie für ihre persönliche Hygiene benötigen. Die Toilettenräume sind groß genug, es gibt eine Liege und einen Personen-Lifter.
Foto: Thomas Obermeier | In einer "Toilette für alle" finden Menschen mit schweren Behinderungen alles, was sie für ihre persönliche Hygiene benötigen. Die Toilettenräume sind groß genug, es gibt eine Liege und einen Personen-Lifter.

Bisher musste er seine Besuche in der Innenstadt so planen, dass er nachmittags zwischen 14 und 16 Uhr wieder zu Hause war. "Jetzt kann ich in der Stadt spontan auf die Toilette. Das ist ein Riesengewinn für mich und andere Menschen mit Pflegebedarf", so Wendel. Seit 2018 gibt es zwar eine "Toilette für alle" in der Don-Bosco-Berufsschule am Schottenanger, die ist aber nur zu den Schulzeiten zugänglich und außerdem von der Innenstadt aus nicht gerade einfach zu erreichen.

Toilette in Würzburg Teil der Aktion "Bayern Barrierefrei"

"Damit hat Würzburg jetzt zwei mehr als zum Beispiel Berlin", berichtete Josefine Hille, Leiterin des Projekts "Toilette für alle" bei der Stiftung Leben pur, die sich die Verbesserung von Lebensqualität und Teilhabe für Menschen mit komplexen Behinderungen zum Ziel gesetzt hat. 175 gibt es mittlerweile in Deutschland, knapp sechzig davon in Bayern, wo das Projekt vom Sozialministerium und von der Aktion "Bayern Barrierefrei" gefördert wird.

Die Stadt Würzburg eröffnet die erste öffentliche und ständig zugängliche 'Toilette für alle' in der Gotengasse.
Foto: Thomas Obermeier | Die Stadt Würzburg eröffnet die erste öffentliche und ständig zugängliche "Toilette für alle" in der Gotengasse.

Die relativ zentral gelegene "Toilette für alle" in der Gotengasse kann 24 Stunden täglich von Menschen benutzt werden, die sich gegen Vorlage ihres Schwerbehindertenausweises und gegen Pfand einen sogenannten Euroschlüssel bei der städtischen Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung geholt haben. Rund 50 WC-Schlüssel werden laut Julian Wendel dort pro Jahr ausgegeben.

370.000 Euro hat die Stadt in die erste "Toilette für alle" investiert. "Es ist ein Systembau, der an die örtlichen Verhältnisse angepasst wurde", so Baureferent Benjamin Schneider. Der Standort wurde wegen seiner zentralen Lage und danach ausgesucht, dass im Untergrund mit Strom- und Wasseranschlüssen die nötige Infrastruktur vorhanden war. Unter anderem hatte das Baureferat auch darüber nachgedacht, die Toilettenanlage am Sternplatz entsprechend barrierefrei umzubauen, was aber vor allem durch die Lage im Untergeschoss des Platzes erheblich teurer geworden wäre.

 
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  • Roland Rösch
    Im Stadtkern wär eine solche Anlage sinnvoller .
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  • Roland Rösch
    Im Stadtkern wäre das WC sinnvoller.
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  • Katja Gehring
    Ich finde das zwar total Klasse aber auch gleichzeitig traurig. Ich meine 10 Jahre für eine barrierefreie Toilette. Es gibt immer noch zu viele Barrieren die es Menschen mit Einschränkungen unmöglich machen ein normales Leben zu führen, ich sag da nur die Stichworte Bus und Bahn.
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  • Stefan Wolz
    Sehr gute Sache. Das mit dem Schlüssel ist absolut richtig, da die Toilette sonst von allen anderen Misbraucht wird. Deshalb hätte man die Anlage ruhig als Behindertentoilette bezeichnen können.
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  • Rosemarie Baumann-Zwilling
    Benutzung nur mit Schlüssel?
    Spontane Bedürfnisse eines den Kriterien entsprechenden, womöglich eines Touristen, sind nicht möglich.
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  • Peter Koch
    Ich befürchte, dass es wegen Vandalismusgefahr nicht anders geht.
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  • Katja Gehring
    Auch Touristen haben einen solchen Schlüssen wenn sie ihn brauchen.
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  • Dominik Temming
    Wo ist das eine "Toilette für Alle", wenn nur Schwerbehinderte Zugang haben? Nennts doch Schwerbehinderten Toilette, Toilette Handicap plus oder sonst wie aber nicht "Toilette für Alle". Was glaubt ihr, wieviele Menschen davor stehen werden und die Augen schon gelb weil sie so dringend aufs Klo müssen werden sie feststellen, dass sie da nicht reinkommen.
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  • Tim Hermann
    Direkt gegenüber zum Eingang dieser neuen Toiliette befinden sich öffentliche Toiletten (nicht mal 5 Meter entfernt).
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  • Die übertriebene Politische "Correctness" der MP Redaktion ...
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  • Klaus B. Fiederling
    Finde ich ne sehr gute Idee im Prinzip. Nur müsste dann die Toilette auch sauber gehalten werden, vor allem von den Besuchern bzw. Personal zum Reinigen da sein, aber da hakt es vermutlich dann wieder, das sieht man ja an der Bahnhoftoilette am Bussbahhof.
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  • Reiner Kortmann
    So wie ich es verstanden habe ist diese Toilette nur für Menschen zugänglich welche einen Schlüssel haben. Ich bin sicher dass die berechtigten NutzerInnen sehr pfleglich mit dieser Einrichtung umgehen werden😉

    Susi Kortmann
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  • Klaus B. Fiederling
    kann man nur hoffen!
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