An die zweieinhalb Stunden diskutierte der Ochsenfurter Stadtrat über die Möglichkeiten für die Rathaussanierung, die Architekt Fritz Staib als Vorentwurf in der Sitzung vorstellte. Es gibt zwei: Zum einen könnte sich die ab 2025 anstehende Sanierung auf die drei hintereinander liegenden Gebäude beschränken, die schon jetzt die Stadtverwaltung beherbergen. Zum anderen wäre es denkbar, das zur Hauptstraße hin gelegene Nachbarhaus mit einzubeziehen. Staib hatte auf Wunsch der Stadt diese Variante mit geprüft, obwohl bislang noch gar nicht feststeht, ob das Haus überhaupt erworben werden könnte.
Die Variante mit Haus 4 würde den Einzug des Bauamtes ermöglichen, das bislang schräg gegenüber in der Hauptstraße 39 residiert, und die Suche nach einer Interimslösung für die Bauzeit überflüssig machen, denn derweil könnte die Verwaltung in diesem Haus unterkommen. Der Nachteil: Die Variante wäre um rund zwei bis 2,5 Millionen Euro teurer.
Geld würde für andere Aufgaben fehlen
Geld, das Bürgermeister Peter Juks (UWG) dafür lieber nicht ausgeben würde, da es dann an anderer Stelle fehlen würde. Juks nannte etwa die Offene Ganztagsschule (OGS), den Ausbau der Kitas, die Gemeindeentwicklungskonzepte in den Stadtteilen oder das geplante Museum Main Mensch. "Davon könnte man dann vieles nicht schaffen", begründete Juks sein Plädoyer für die nach aktuellem Stand immer noch mit rund 10,5 Millionen Euro zu Buche schlagende günstigere Lösung.
Denn die würde alles beinhalten, was nötig ist, bestätigte auch Architekt Staib. Das Erdgeschoss im zum Marktplatz hin gelegenen Haus 1 soll als Markthalle ausgestaltet werden, wobei die einzelnen Abteilungen mit Glas voneinander abgetrennt sind. Das Bürgerbüro soll seinen Platz dort behalten, und eine Anlaufstelle für Touristen könnte untergebracht werden. Im angrenzenden Haus 2 soll der barrierefreie Eingang von der Kolpingstraße aus erfolgen, von wo der Aufzug erreicht werden kann.
Die Kämmerei zieht zurück ins Rathaus
Der große Sitzungssaal im ersten Stock soll bestehen bleiben, allerdings soll seine Wand zur Diele hin so gestaltet werden, dass sie entfernt und beides zusammen als großer Saal genutzt werden kann, zum Beispiel für die Kauzensitzung. Genügend Büroräume für alle Verwaltungsmitarbeiter werden unter anderem dadurch geschaffen, dass die Dächer in das Raumkonzept mit einbezogen werden. Auch die Kämmerei, die derzeit in der Pestalozzistraße untergebracht ist, würde bei dieser Variante wieder Platz im kulturhistorisch äußerst wertvollen Neuen Rathaus finden.
Aber auch die Eingliederung des Hauses 4 hätte ihre Vorteile. Durch den zusätzlichen Platz könnte das Erdgeschoss von Haus 1 weitgehend zu Repräsentationszwecken dienen und daneben das Bürgerbüro enthalten. Der barrierefreie Zugang zum Rathaus könnte dann in der Hauptstraße liegen, denn Haus 4 würde auch das zentrale Treppenhaus sowie den Aufzug für den gesamten Gebäudekomplex beherbergen.
Allerdings, sagte Staib, würde von dem Gebäude nur die aus dem 19. Jahrhundert stammende schöne Fassade zur Hauptstraße hin erhalten werden. Das Innere sei so alt und marode, dass eigentlich nur eine Entkernung in Betracht komme. In diesem Fall sei jedoch keine Förderung aus den Töpfen des Denkmalschutzes zu erwarten. Die aber machen einen ganz erheblichen Teil der Finanzierung aus. Daneben kommen Zuschüsse aus der Städtebauförderung, für die es hauptsächlich auf die Barrierefreiheit bei der Sanierung ankommt.
In der Diskussion wurde deutlich, dass die Entscheidung zwischen den Varianten den Stadtratsmitgliedern nicht leicht fällt. Die meisten würden sich Haus 4 gerne sichern, sehen aber auch das Problem der Mehrkosten. Christof Braterschofsky (UWG) sprach von einer historischen Chance, die die Sanierung biete, um das zusätzliche Gebäude dem Rathauskomplex einzuverleiben. Doch der Gedanke, dafür andere Projekte streichen zu müssen, gefällt seiner Fraktion mehrheitlich nicht. Auch die Grünen können auf die teurere Variante verzichten. "Haus 4 hat viel Charme", sagte Britta Huber. Es werde aber nicht wirklich gebraucht.
Förderung kann noch nicht beziffert werden
In der CSU-Fraktion sei das Meinungsbild nicht einheitlich, sagte Fraktionssprecher Wolfgang Karl. Er könne mit der schlichteren Variante gut leben, da die Stadt nun einmal auch Pflichtaufgaben zu erfüllen habe, etwa die Sanierung des Kindergartens Maria Theresia oder den Ausbau der OGS. Wenn man wüsste, in welcher Höhe mit Zuschüssen zu rechnen sei, könne man leichter absehen, ob die Variante mit Haus 4 nicht vielleicht doch zu stemmen sei.
Dahingehend konnte ihm Fritz Staib keine Hoffnungen machen. Förderzusagen seien ohne konkreten und beschlossenen Entwurf nicht zu bekommen, sagte der Architekt. Jeder Versuch einer Schätzung sei unrealistisch. Denn die Förderung richtet sich nach dem "denkmalpflegerischen Mehraufwand" der Sanierungsmaßnahmen, und der muss für jedes Fenster, jede Wand, jedes Detail separat ermittelt werden.
Weitere Geldquellen suchen
Im Gespräch war auch der Verkauf des Bauamts in der Hauptstraße 39, in dessen Hof sich eine öffentliche WC-Anlage befindet. Die Idee, durch einen solchen Verkauf Geld einzunehmen und damit Haus 4 mitfinanzieren zu können, finden einige Stadträte durchaus sympathisch. Allerdings wäre der Preis dafür der Wegfall des WCs, das die meisten Räte dort gerne erhalten und demnächst sogar saniert haben möchten.
Rosa Behon (CSU) hegt die Hoffnung, dass das nötige Geld für Haus 4 doch zusammengekratzt werden kann. Durch Versuche auf politischer Ebene etwa oder durch Spenden, die ein Förderverein einnehmen könnte. Auch Bert Eitschberger (SPD) will noch nicht aufgeben. Er zitierte seinen Fraktionskollegen Volkmar Halbleib, demzufolge es jede Menge Mittel gebe, die man nur anzapfen müsse.
Die Mehrzahl der Stadtratsmitglieder wünscht sich mehr Zeit, um die vielen Fragen besprechen und abwägen zu können. Deshalb fiel in der Sitzung noch keine Entscheidung für eine der beiden Varianten und eine dementsprechende konkrete Planung. Dieser Beschluss soll in der Juli-Sitzung des Stadtrates gefasst werden.