Im Frühjahr begann zur Vorbereitung der Gesamtsanierung eine umfassende Befunduntersuchung des Neuen Rathauses in Ochsenfurt. Inzwischen ist sie abgeschlossen. „Jetzt sehen wir klarer“, sagte Bürgermeister Peter Juks in der Sitzung des Bauausschusses. Die Untersuchung ergab, dass die Innenausstattung des Rathauses einen außerordentlichen kunsthistorischen Wert besitzt. Dieser sei höher, als anfangs erwartet worden sei, sagte Bauamtsleiterin Elisabeth Balk.
Das zu wissen ist von Bedeutung für das weitere Vorgehen, da erst mit der Bestandsaufnahme die Kosten für die Sanierung abgeschätzt werden können. Was im Einzelnen zum Vorschein kam, will Architekt Fritz Staib in der Stadtratssitzung am 30. November erläutern.
Der älteste Gebäudeteil stammt aus dem 14. Jahrhundert
Weil die Konstruktion von Decken und Wänden fast vollständig hinter Verkleidungen verborgen war, mussten zahlreiche Ausschnitte freigelegt werden, um beurteilen zu können, was sich dahinter verbirgt. Zum Vorschein kamen, wie Elisabeth Balk erklärte, teils bemerkenswerte Dinge. Im Bereich des Erdgeschosses hinter der historischen Freitreppe etwa befindet sich der älteste Teil des Rathauses.
Er existierte als eigenständiges Anwesen bereits, als die Stadt sich 1497 an den Bau des Neuen Rathauses machte und dafür den Vorgängerbau erwarb und mit einbezog. Die dendrochronologische Untersuchung (wissenschaftliche Untersuchung von Holz) der Deckenbalken habe ergeben, dass dieser Gebäudeteil aus dem 14. Jahrhundert stammt, so Balk. Somit ist er mehr als 100 Jahre älter als der Rest des Rathauses.
Das Trauzimmer musste gesperrt werden
Aber auch schnöde statische Befunde, meist unerfreulichen Charakters, wurden gemacht. „Wir haben einen gebrochenen Unterzug gefunden“, sagte Elisabeth Balk in der Sitzung. Unter anderem musste das Trauzimmer gesperrt werden, die schlimmsten Schäden wurden stabilisiert. Mit den Erkenntnissen aus der Befunduntersuchung ist nun klar, was freigelegt, geschützt oder konserviert werden muss.
Barsom Aktas (UWG) wollte wissen, wozu dann eigentlich die frühere Untersuchung aus dem Jahr 2011 nötig gewesen sei. Diese Untersuchung sei damals mit 50 000 Euro gefördert worden, erklärte Balk. Als erste sondierende Untersuchung sei sie wichtig gewesen, sagte Siegfried Scheder (CSU), der sich als Restaurator mit dem Thema auskennt. Allerdings sei sie bei Weitem nicht ausreichend, um daraus ein Leistungsverzeichnis für die notwendigen Maßnahmen sowie eine detaillierte Kostenkalkulation abzuleiten.
Brandschutzkonzept aus dem Jahr 1977 wurde nie umgesetzt
Bürgermeister Juks bezeichnete das Jahr 2020 als „hehres Ziel“ für die Sanierung des Rathauses. Bis dahin sieht der Zeitplan so aus: 2017 auf 2018 soll die Vorentwurfsplanung erstellt werden, aus der zum Beispiel ersichtlich wird, wo sich der Aufzug zum Sitzungssaal befinden soll. In den Jahren 2018 und 2019 soll die Baugenehmigung vorbereitet werden. Außerdem müssen Fördermittel beschafft werden.
Bis 2020 wird das Rathaus freilich auch weiterhin Sitz der Verwaltung sein und muss als solcher verschiedene Voraussetzung bezüglich der Sicherheit erfüllen. An diesem Punkt stieß die Verwaltung auf ein ungelöstes Rätsel aus dem Jahr 1977. Damals sei nämlich für das Rathaus ein Brandschutzkonzept erstellt worden, hieß es – das allerdings aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen niemals umgesetzt wurde.
Brandmeldeanlage für die Interimszeit
Da man nicht will, dass während der wenigen Jahre bis zur Gesamtsanierung im Rathaus noch ein Feuer wütet, wurden für diesen Interimszeitraum einige Brandschutzmaßnahem umgesetzt. Die Brandschutztüren bestechen zwar wegen ihres Gewichtes nicht gerade durch Benutzerfreundlichkeit, gewährleisten aber, dass die drei Gebäudeabschnitte im Brandfall voneinander getrennt bleiben. Dazu gehören auch die Obertürschließer, die verhindern sollen, dass die Türen offen bleiben. Bei der Sanierung können die Türen einfach wieder ausgebaut werden. Außerdem wird noch eine Brandmeldeanlage eingebaut.