Die Flusskreuzfahrtschiffe, die in Ochsenfurt vor Anker gehen, fallen auf. Ebenso wie die Tatsache, dass die Passagiere am Mainufer unterhalb der Norma zumeist in Busse umsteigen, um zu touristischen Zielen in der Umgebung gefahren werden. Warum schauen sich die Besucher nicht auch mal in Ochsenfurt um, fragen sich viele. Manche Schiffstouristen tun das in der Tat, und die Stadt bemüht sich darum, diese Zahl zu erhöhen. Das teilte Anne Derday, Leiterin der Ochsenfurter Tourist-Info, dem Stadtrat in ihrem Rückblick auf das erste Halbjahr 2019 mit.
Der Kontakt zur Reederei gestalte sich allerdings zäh, sagte Derday, die übrigens zum 1. Juli gekündigt hat, weil sie aus privaten Gründen in den Schwarzwald zieht. Immerhin aber erhalte die Stadt seit Mai eine monatliche Anlegeliste der Schiffe, die in Ochsenfurt Halt machen. Die Anlegestelle gehört der Reederei Viking River Cruises, sie kann aber auch von Schiffen anderer Anbieter genutzt werden. Jedes Schiff, das der Liste zufolge über Nacht bleiben wolle, werde von der Tourist-Info angeschrieben, so Derday. Ein Schiff, das die Stadt öfter anfahre, habe sich zurückgemeldet und Interesse bekundet. Andere Schiffe kontaktiere die Stadt von sich aus, um Interesse an Ochsenfurt zu wecken.
Stadtführung auf Englisch
Tatsächlich kommen auch bereits Schiffstouristen nach Ochsenfurt. Bürgermeister Peter Juks (UWG) hat erst kürzlich eine Gruppe von etwa 50 Leuten gesehen, die einer Stadtführung auf Englisch gefolgt seien. "Da muss man dranbleiben", so Juks. Und Renate Lindner (UWG) hat schon Touristen aus Asien beobachtet, die sich morgens mit Qi-Gong-Übungen am Mainufer auf den Tag vorbereiteten.
Anne Derday warnte indessen vor übertriebenen Erwartungen an die Konsumlust der Schiffstouristen. Im Gespräch mit der Redaktion sagte sie, diese Reisenden verhielten sich wie die meisten Pauschaltouristen überall auf der Welt: Gegessen und getrunken wird im Hotel beziehungsweise auf dem Schiff, und wenn überhaupt einmal ein Andenken gekauft wird, dann sollte es klein und handlich sein und so außergewöhnlich, dass es im Heimatland nicht zu bekommen sei. Stadtführungen, die Schiffstouristen im Rahmen ihrer Reise machen, würden zumeist vom Reiseveranstalter selbst organisiert.
70 gebuchte Stadtführungen hat die Tourist-Info in diesem Jahr bislang organisiert, dazu sieben von Reiseveranstaltern bestellte Rahmenprogramme mit Komplettbespaßung, berichtete Anne Derday über die Aktivitäten insgesamt. An regelmäßigen Veranstaltungen stehen der Martinszug, das Adventsgässle, der Faschingszug und die vier Märkte auf dem Programm.
Buchungsportal soll auf der Webseite eingerichtet werden
Für Anne Derday spielt der Ausbau des Online-Auftritts eine große Rolle bei der touristischen Vermarktung. "Wir haben immense Zugriffszahlen auf unserer Webseite", sagte sie. Bislang können sich die Gäste dort jedoch nur über die vorhandenen Übernachtungsmöglichkeiten informieren, nicht aber auch gleich die Buchung vornehmen. Ein entsprechendes System würde Anne Derday auf der Homepage der Stadt gerne installieren. Aus ihrer Sicht sollten dafür aber mindestens die Hälfte der etwa 30 Vermieter Interesse bekunden, denn die Einrichtung des elektronischen Werkzeugs kostet Geld.
Da so viele Nutzer die Homepage der Stadt besuchen, hat sich Anne Derday für deren Übersetzung ins Englische und Französische ausgesprochen. Sinnvoll ist aus ihrer Sicht auch eine niederländische Version, denn von dort kommt ein erheblicher Anteil der Touristen, die Ochsenfurt besuchen. Folgerichtig wünschte sich Anne Derday eine Möglichkeit, die immer beliebter werdenden Stadtführungen ebenfalls online buchen zu können.
Ein Projekt, das eher Radler als Schiffstouristen interessieren dürfte, steht ebenfalls auf der Agenda der Stadt: Der Gaubahnradweg soll neu ausgeschildert werden, so Anne Derday. Dafür stehe eine Förderung seitens des Landkreises in Aussicht. Auch den Tourismusstammtisch möchte die Tourist-Info fortführen.
Eine Besichtigung von Ochsenfurt und Konsum in der Stadt sind reine Wunschträume, das Programm für die Asiaten/Amis steht fest und ist dicht gestrickt.
Ich kann nicht verstehen, warum Ochsenfurt viel Geld in eine Anlegestelle investiert, wenn kaum einer der Schiffstouristen in der näheren Region das Geschäft ankurbelt. Die Radler hingegen, sorgen mit ihren Ausgaben dafür, dass sich der ein oder andere Laden in der Altstadt so über Wasser halten kann.