Als Renate Lindner 2016 mit der von ihr aus der Taufe gehobenen Veranstaltungsreihe "Musik an der Furt" an den Start ging, da glaubte in Ochsenfurt noch nicht jeder an den Erfolg. Der aber trat bald schon ein. Nicht nur zeigten viele Musikgruppen aus Ochsenfurt und Umgebung Interesse daran, an einem der 13 Samstage im Sommer vormittags an der Furt aufzutreten, auch das Publikum nahm das neue Angebot begeistert an. Der Motor hinter der von Anfang an städtischen Reihe war und blieb stets Renate Lindner, damals noch Kulturreferentin der Stadt.
Dann kam die Corona-Pandemie und mit ihr das vorläufige Ende von "Musik an der Furt" im Sommer 2020. Und noch eine weitere Entwicklung bremste den Elan von Renate Lindner schlagartig: Anfang 2021 flatterte der Stadt eine Rechnung von der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (GEMA) über etwas mehr als 1000 Euro ins Haus. Bei "Musik an der Furt" sei öffentlich Musik wiedergegeben worden, ohne dafür bei der GEMA eine Lizenz erworben zu haben, hieß es in dem Schreiben.
Obwohl die Stadt die Rechnung beglich, fehlt Renate Lindner nach wie vor das Verständnis für die Forderung der GEMA: Auf keines ihrer Argumente, dass nämlich "Musik an der Furt" als gebührenfreie Straßenmusik zu betrachten sei, dass Kinder und Jugendliche aufträten, dass hauptsächlich traditionelle Volksmusik sowie klassische und damit gemeinfreie Musik vorgetragen würde, sei die Gesellschaft eingegangen, ärgert sich die UWG-Stadträtin.
Sie möchte trotzdem, dass es weitergeht. In der letzten Sitzung des Stadtrates im Jahr 2021 wurde daher über einen Antrag diskutiert, den Lindner gemeinsam mit Klaus Schäfer von der Ochsenfurter Künstlergruppe OxArt gestellt hatte: "Musik an der Furt" weiter durchführen zu dürfen. Lindner erinnert sich nämlich an eine andere Debatte, in der ihr Juks geraten habe, sich für derartige Veranstaltungen einen Verein zu suchen. Wie genau die "Durchführung" nun aussehen soll, war Gegenstand einer lebhaften Diskussion im Stadtrat.
Bürgermeister Peter Juks: weitere Akteure sollen mitwirken
Bürgermeister Peter Juks (UWG) wünscht sich, dass die aus seiner Sicht sehr gute Veranstaltung "auf keinen Fall sterben" soll. Als Stadt, sagte er, wolle man sie gerne weiter durchführen - allerdings unter Mitwirkung weiterer Akteure und mit städtischer Entscheidungsbefugnis. "Die Stadt muss den Hut aufhaben", stellte er klar. Sie trage ja auch die Haftungsrisiken. Für Einzelpersonen sei es schon aus versicherungstechnischen Gründen sehr schwer, als Veranstalter aufzutreten.
Juks stellt sich auch eine Beteiligung des Stadtmarketingvereins vor. Die Veranstaltungsreihe solle schließlich über viele Jahre Bestand haben, und dafür sei es nötig, dass sie nicht von einer einzigen Person abhängig sei.
Diese "einzige Person" ist Renate Lindner. Sie allein hat die Kontakte zu den Musikgruppen gepflegt, hat das Programm ausgearbeitet und den Ablauf organisiert. Dass sie das weiterhin tun soll, auch wenn sie nicht länger Kulturreferentin ist, dafür sprachen sich verschiedene Stadtratsmitglieder aus. So befürwortet Wolfgang Karl (CSU) ein Konzept, in dem die Stadt zwar als Gewährsträger auftritt, aber Renate Lindner weiterhin federführend tätig ist.
Schwierige Zusammenarbeit
Bert Eitschberger (SPD) würde es ein Stück weit als Entmündigung verstehen, wenn die Stadt zwar Renate Lindner die ganze Arbeit machen lassen, ihr aber zugleich die Regeln diktieren würde. Lindner engagiere sich hier ehrenamtlich, zu einer Zusammenarbeit, die sie nicht wünsche, könne sie nicht gezwungen werden, so Eitschberger.
Für Peter Juks ist klar, was damit gemeint ist: Es gebe Animositäten zwischen Renate Lindner und dem Stadtmarketingverein, sagte er, ohne Namen zu nennen. Dem sollte aber nicht nachgegeben werden. Renate Lindner selbst stellt es sich "schwierig" vor, wenn die Stadt den Hut aufhabe. Zumal ihr nicht klar sei, wie sich die Stadt ihre Mitwirkung nun genau vorstelle und ob sie sich mit diesen Vorstellungen anfreunden könne. "Es muss mir ja auch Spaß machen", sagte sie.
Renate Lindner soll künstlerische Leitung haben
Volkmar Halbleib (SPD) regte daher eine Festlegung der Aufgabenverteilung an. "Ich kann nicht nachvollziehen, was dagegen spricht, Renate Lindner als künstlerische Leiterin festzulegen, um Klarheit zu haben. Anschließend wird diskutiert, was Mitarbeit heißt." Siegfried Scheder (CSU) präzisierte diese Marschrichtung. Sein Vorschlag: Die juristische Leitung soll bei der Stadt liegen, der Stadtmarketingverein ist für die Werbung zuständig, und Renate Lindner übernimmt die künstlerische Leitung.
Dem Beschlussvorschlag stimmte das Gremium zu. Die Akteure müssen nun entscheiden, ob sie die Rollenverteilung akzeptieren. Falls alle mitmachen, wird 2022 "Musik an der Furt" wieder stattfinden - vorausgesetzt, Corona schiebt solchen Veranstaltungen nicht wieder einen Riegel vor.