Seit vergangener Woche müssen wieder Covid-19-Erkrankte in der Ochsenfurter Main-Klinik stationär versorgt werden. Bedingt durch das jüngste Ausbruchsgeschehen bereitet man sich dort auf eine weiter steigende Zahl von Corona-Patienten vor. Wie ist das Krankenhaus dafür gerüstet und wie hilfreich sind dabei die Erfahrungen, die man während der ersten Pandemie-Welle gemacht hat?
Das sichere An- und Ablegen der Schutzkleidung ist Ärzten und Pflegekräften in Fleisch und Blut übergegangen, sagt Mediziner und stellvertretender Verwaltungsleiter Georg Sonnek. So oft habe man es geübt. Für Pflegekräfte, die zuvor schon mit infektiösen Patienten zu tun hatten, sei die Schutzausrüstung ohnehin gewohnte Praxis. "Wir können mit Viren umgehen", sagt Sonnek, "wir behandeln schließlich auch Patienten mit Grippe und andere Viruserkrankungen."
Ausreichend Schutzmaterial eingekauft
Die Engpässe im Frühjahr waren vor allem dem fehlenden Schutzmaterial geschuldet. Auch da habe die Klinik inzwischen vorgesorgt, sagt der Leiter der Finanzabteilung, Bernhard Huml. "Wir haben den Sommer über gekauft, was zu kriegen war", so Huml. Das Zentrallager der Klinik reicht längst nicht mehr aus, um die Paletten mit Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmittel aufzunehmen. Fünf weitere Räume wurden deshalb zu Pandemie-Lagern umfunktioniert.
"Bei den wichtigsten Schutzmitteln sind wir für mindestens drei Monate versorgt", sagt Huml. Trotzdem beschleicht Lagermitarbeiterin Ingrid Lawrenz ein ungutes Gefühl. "Es ist unlustig, nicht sicher zu wissen, wie lange das Ganze noch dauert und ob wir alle Patienten versorgen können", sagt sie. Huml ist zuversichtlich, weil die Produktion inzwischen erheblich ausgeweitet wurde und man nicht mehr auf ausländische Lieferketten angewiesen sei. "Im Moment ist der Verfügbarkeit gut", sagt er.
Eingangstests und Isolierung
Um einen Eintrag des Virus von außen zu vermeiden, setzt die Klinik auf eine mehrstufige Teststrategie und Isolierung, sagt Main-Klinik-Geschäftsführer Christian Schell. Seit dem Wochenende besteht außerdem ein Besuchsverbot. Alle neu aufgenommenen Patienten werden getestet und getrennt untergebracht bis das Ergebnis feststeht. Wer Erkältungssymptome zeigt, muss außerdem einen Antigen-Schnelltest machen.
Der Schnelltest liefere bereits nach 15 Minuten ein Ergebnis und sei vor allem dann sehr zuverlässig, wenn die Ansteckung bereits mehrere Tage zurückliegt, erläutert Georg Sonnek. Kritisch sieht er hingegen die Belastung der Testlabore. Bis zu 72 Stunden dauere es derzeit, bis ein Ergebnis vorliegt. Dadurch werde es immer schwieriger, alle Verdachtsfälle isoliert unterzubringen.
Durch einen solchen Schnelltest war man auch auf das Ausbruchsgeschehen im Seniorenzentrum Fuchsenmühle aufmerksam geworden. Ein Bewohner von dort, der Ende vergangener Woche wegen einer anderen Erkrankung in die Klinik kam, sei positiv auf das Virus getestet worden.
Für sämtliche Mitarbeiter der Klinik, auch in der Verwaltung, sind wöchentliche Schnelltests obligatorisch, und zusätzlich bei möglichen Symptomen. "Wenn einer Halskratzen hat oder dreimal niest, muss er sich testen lassen", sagt Schell, "wir müssen unser Personal schützen, weil wir es noch dringend brauchen." Außerdem ist für die Arbeit am Patienten inzwischen die FFP-2-Maske Pflicht, die besser vor Ansteckung schützt als die einfache medizinische Schutzmaske.
Aktuell acht Corona-Patienten
Während der ersten Welle hat die Main-Klinik ihre Intensivstation erweitert und zu den sechs vorhandenen Beatmungsplätzen drei weitere installiert. Auf der Normalstation sei man jederzeit in der Lage, mehr Betten für einen abgetrennten Corona-Bereich zur Verfügung zu stellen. "Als kleine Klinik können wir das sehr flexibel entscheiden", sagt der Geschäftsführer. Derzeit werden acht Covid-19-Patienten in der Klinik behandelt, drei von ihnen kommen aus der Fuchsenmühle, alle sind älter als 65, keiner muss beatmet werden.
Gleichwohl hat die Klinik ihr elektives Programm, also nicht akut notwendige Eingriffe, seit Wochenbeginn eingeschränkt. "Wir operieren derzeit nur halb so viel wie wir könnten, um Platz freizuhalten, weil wir nicht wissen, was noch kommen wird", so Schell. Vorsichtshalber werden die Patienten seit Wochenbeginn schon zwei Tage vor der Operation zu einem Corona-Test einbestellt und gebeten, sich bis zur stationären Aufnahme zu Hause zu isolieren.
Besonders wichtig ist Schell dabei der Appell an Patienten, weiterhin ins Krankenhaus zu kommen. "Das Risiko, sich anzustecken, ist nirgendwo geringer, und wir haben im Sommer Patienten gesehen, die schon viel früher hätten kommen sollen", sagt er.