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Ochsenfurt
Ochsenfurt im Bauernkrieg: Der Aufstand nimmt ein fatales Ende
Eine in der Staatsbibliothek in Bamberg aufbewahrte Illustration zeigt die Enthauptung von Rädelsführern beim Strafgericht des Fürstbischofs Konrads von Thüngen, während die Besatzung der Würzburger Marienfeste das Treiben jubelnd beobachtet.
Foto: Repro Ulrich Wagner | Eine in der Staatsbibliothek in Bamberg aufbewahrte Illustration zeigt die Enthauptung von Rädelsführern beim Strafgericht des Fürstbischofs Konrads von Thüngen, während die Besatzung der Würzburger Marienfeste das ...
Ulrich Wagner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:09 Uhr

Der Bauernkrieg vor fast 500 Jahren hat auch in der Ochsenfurter Stadtgeschichte Spuren hinterlassen. Ochsenfurter Bürger hatten sich den Aufständischen angeschlossen, versuchten aber zugleich, eine diplomatische Lösung für den Konflikt zu finden. Am Ende blieb diesem Bemühen der Erfolg verwehrt. Tausende Bauern zahlen mit ihrem Leben. 

Nach dem vergeblichen, zweimaligen Ansturm auf die Marienburg, an denen auch Ochsenfurter Kontingente beteiligt waren, traf am 18. Mai 1525 ein Schreiben des Würzburger Bischofs Konrad von Thüngen an den Bauernrat ein, das im Grafeneckart den Anführern vorgelesen wurde. Er forderte dazu auf, die Kriegshandlungen zu beenden und zu verhandeln.

Wenig später kam allerdings die Nachricht, dass der Schwäbische Bund, eine Militärallianz unter adliger Führung, mit einer gewaltigen Zahl an Reitern und Fußsoldaten, insgesamt 12.000 Mann stark, von Weinsberg her, das sie bereits erobert und niedergebrannt hatten, im Anmarsch seien. Daraufhin versuchten die Bauernführer, das Heer der Belagerer zu verstärken. Insbesondere die Städte Mergentheim, Miltenberg, Ochsenfurt, Kitzingen, Schweinfurt und Rothenburg sollten zusätzlich Truppen ausheben, um auf weitere 5000 Mann zu kommen.

Eine zentrale Rolle im Aufstand der Bauern und Bürger spielte der Wunsch nach Freiheit, eben die Freiheit von Mißständen. Gefordert wurden eine Rückführung der hohen Abgaben, die Abschaffung der Leibeigenschaft, eine allgemeine Nutzung von Äckern und Wäldern, eine Reform der willkürlichen Rechtsprechung und die Wahl der Pfarrer durch die Gemeinde.

Der Ochsenfurter Stadtschreiber wollte vermitteln

Auf einem Landtag in Schweinfurt sollte vermittelt werden. Der Ochsenfurter Stadtschreiber Johann Fischer schlug vor, Bischof und Vertreter des Domkapitels einzuladen. Dies lehnte der Rothenburger Ernfried Kumpf, revolutionärer Schultheiß von Würzburg, ab. Dennoch brachen zwei Boten auf, um beim Obersten Feldhauptmann Georg Truchsess von Waldburg-Zeil zu vermitteln. Diese gelangten jedoch nicht ans Ziel. Darauf beschloss der Bauernrat, die Befestigungen und die Besatzungen von Würzburg, Ochsenfurt und weiteren Städten zu verstärken. Die Ochsenfurter sollten auch Aufständische aus Frickenhausen, Kleinochsenfurt und Goßmannsdorf aufnehmen.

Inzwischen rückte unter der Führung des Truchsess von Waldburg-Zeil, unterstützt vom Heidelberger Kurfürsten Ludwig V. und Bischof Konrad von Thüngen, das Heer des Schwäbischen Bundes gegen die Tauber und Würzburg vor. Als deren Reiterei und deren Fußsoldaten bei Königshofen an der Tauber trotz Artilleriebeschuss durch die Aufständischen den Fluss überschreiten konnten, kam es am 2. Juni 1525 zur ersten mörderischen Schlacht.

Die wenig kriegsgeschulten Bauerntruppen ohne Reiterei mit rund 7000 Mann, 47 Geschützen und 300 Wagen wurden völlig aufgerieben und größtenteils getötet. Zwei Tage später, am Pfingstsonntag, ereilte das von Würzburg herangeführte bäuerliche Ersatzheer mit knapp 5000 Mann und 26 fahrbaren Geschützen auf der Ebene des Ochsenfurter Gaues bei Giebelstadt, Sulzdorf und Ingolstadt dasselbe Schicksal.

Zwei vernichtende Niederlagen für das Bauernheer

Viele versuchten zu Pferd oder zu Fuß nach Würzburg oder Ochsenfurt zu entkommen. Die meisten wurden von der nachsetzenden Reiterei niedergemacht. Laut dem Chronisten Lorenz Fries lagen an der Straße von Sulzdorf in Richtung Ochsenfurt auf eine Länge von einer Viertel Meile, das heißt fast zwei Kilometer lang, verstreut die Leichen erstochener oder erschlagener Bauern. Etliche Reiter fingen bis zu 60 Aufständische, die sie gefesselt hinter sich her führten "vnd schatzen wolten", das heißt um Lösegeld zu erpressen. Nach dieser zweiten Niederlage der Bauern stand für das bündische Heer der Weg nach Würzburg offen. Die Stadt hatte sich auf Gnade oder Ungnade zu ergeben.

In seiner Bauernkriegschronik verweist Lorenz Fries auf die verstreut liegenden ('gezetelt gelegen') Leichen an der Straße nach Ochsenfurt. 
Foto: Repro Ulrich Wagner | In seiner Bauernkriegschronik verweist Lorenz Fries auf die verstreut liegenden ("gezetelt gelegen") Leichen an der Straße nach Ochsenfurt. 

Auf Befehl des Truchsess wurden in Würzburg in der Domstrasse, vor der Marienkirche und außerhalb der Mauern auf dem Rennweg über 70 Personen mit dem Schwert hingerichtet, der Stadtrat im Grafeneckart und auf der Festung eingekerkert.

Zum einen waren nunmehr die Schäden auszugleichen. Hoher Adel, Ritter, Klöster und Stifte wünschten Ersatz für ihre niedergebrannten Schlösser, für ihre steinernen Häuser und die Klostergebäude. Große Mengen an Wein, Getreide, Kirchen-Ornat, barem Geld und Silber waren geraubt worden. Jeder Einwohner hatte in Raten 7 ½ Gulden Wiedergutmachung zu zahlen – ein hoher Betrag. Zum anderen war im Land Gericht zu halten, die abgefallenen Untertanen waren zurück zu führen und die Anführer zu bestrafen.

Fürstbischof Konrad von Thüngen nahm Rache

Beim sogenannten "rächenden Umritt" zog Fürstbischof Konrad von Thüngen, begleitet von über 100 Kriegsknechten, mehrere Wochen durch sein Hochstift, um Gericht zu halten. Alle Städte wurden aufgesucht. Über Iphofen gelangte er am 16. Juli 1525 auch nach Ochsenfurt. Dort ließ er zusammen mit den Untertanen von Sulzfeld, Frickenhausen und Goßmannsdorf den Untertaneneid schwören.

Im ehemaligen Ochsenfurter Rentamtsgebäude mitten in der Ochsenfurter Altstadt, einem markanten Anwesen, 1528 vollendet, ist heute das Stadtarchiv untergebracht. Ein Gedenkstein erinnert an den Bauherrn Domprobst Markgraf Friedrich von Brandenburg, der 1525 im Bauernkrieg zusammen mit Sebastian von Rotenhan erfolgreich die Burg verteidigt hatte.
Foto: Ulrich Wagner | Im ehemaligen Ochsenfurter Rentamtsgebäude mitten in der Ochsenfurter Altstadt, einem markanten Anwesen, 1528 vollendet, ist heute das Stadtarchiv untergebracht.

Über Aub ging es am 19. Juli weiter nach Röttingen, wo vier Personen hingerichtet wurden. Über Lauda kam er schließlich zurück nach Würzburg, wo die Einwohnern ebenfalls den Untertaneneid schwören mussten und auf dem Fischmarkt weitere 13 Personen zum Tod verurteilt wurden. Würzburg und alle anderen Städte des Hochstifts hatten ihre gesamte Bewaffnung, das heißt Harnische, Handgeschütze, Kanonen, Pulver, Hellebarten, Schwerter, Messer und Degen, abzugeben. In mehr als 100 Wagen wurden diese nach Würzburg auf die Marienburg gekarrt. Militärisch waren die Bauern somit schutzlos.

Es stellt sich die Frage, wieso in Ochsenfurt keine Aufrührer hingerichtet wurden. Hier schweigen die schriftlichen Quellen. Ochsenfurt war jedoch keine Stadt des Bischofs, sondern des Domkapitels. Dessen geistliche Mitglieder konnten keine Todesurteile verhängen. Weiter war ja bekannt, dass der Ochsenfurter Stadtschreiber Johann Fischer noch vor den beiden Niederlagen im Bauernrat für einen Ausgleich mit Bischof und Domkapitel plädiert hatte. Vielleicht war es dieser Umstand, der den Ochsenfurtern zur Gnade gereicht hat. 

In loser Folge veröffentlicht die Redaktion Beiträge zur Ochsenfurter Stadtgeschichte. Der Autor  Ulrich Wagner ist ehemaliger Leiter des Stadtarchivs Würzburg.

 
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