Im März 1525 erhoben sich die Bauern der Rothenburger Landwehr, dem Territorium der fränkischen Reichsstadt. Ende des Monats kündigte Fürstbischof Konrad von Thüngen ein allgemeines militärisches Aufgebot an, denn überall sei das Volk in Aufruhr. Es war der Beginn des Bauernkriegs, der wenige Monate später unweit von Giebelstadt in eine grausame Schlacht münden sollte. Früh sah man seitens des Adels und des Klerus die Gefahr, dass die Städte zu Stütz- und Sammelpunkten der Aufständischen werden würden. Ein Landtag in Würzburg sollte deshalb die Beschwerden der Bauern und Bürger anhören und vermitteln.
Dekan und Domkapitel zu Würzburg, Stadtherren von Ochsenfurt, befürchteten, dass auch ihre Stadt sich den Bauern anschließen würde. Sie sandten daher die Domherren Hans von Lichtenstein, Weyprecht von Grumbach und Martin von Wiesenthau mainaufwärts nach Ochsenfurt, um zu verhandeln, doch öffnete man dort abends nicht die Tore. Auf ihre Beschwerde antwortete man, dass sie jederzeit kommen könnten, doch sollten sie "bei Tag und Sonnenschein" kommen. Man wolle schließlich wissen, wen man in die Mauern lässt. Erst am nächsten Tag konnten die Vertreter des Kapitels eintreten.
Keine Abgaben mehr an das Domkapitel
Bei den Verhandlungen erklärten Bürgermeister und Rat, man erkenne weiterhin Propst, Dekan und Kapitel als Stadtherrn an, doch fordere man, jene Steuern, Abgaben und Dienste abzuschaffen, die nicht durch das Evangelium abgedeckt seien. Zusammen mit dem Äußeren Rat hätte die Gemeinde beschlossen, bis zur Lösung dieser Fragen keine Abgaben mehr an das Domkapitel zu leisten. Dessen drei Vertreter verlangten, dass kein Ochsenfurter sich den Aufständischen anschließen sollte, doch ließ der Stadtrat in den einzelnen Vierteln verkünden, dass jeder, der zu den Bauern gehen wolle, dies tun könne. Er solle jedoch keine anderen Bürger hierzu drängen. Zudem habe jeder seine Kosten für Bewaffnung und Verpflegung selbst zu tragen.
Hierüber wünschte man vom Domkapitel in Würzburg eine besiegelte Urkunde als Bestätigung. Bis zur Zusage hielt man zwei der Domkapitulare in der Stadt fest. Der Domherr Hans von Lichtenstein konnte nach Würzburg reiten, um dieses Dokument einzuholen. Dies geschah, das Domkapitel gab nach. Der Chronist Lorenz Fries, der die Ereignisse und Schlachten des Bauerkriegs als Augenzeuge miterlebte, bemerkt hierzu kurz, dass die Ochsenfurter zwar die beiden Domherrn frei ließen, die Vereinbarung jedoch selbst nicht einhielten.
Ochsenfurt hält noch zum Bischof
Am 17. April 1525, dem Ostermontag, schickten die Ochsenfurter die Stadträte Hans Wolff und Jobst Herold samt Stadtschreiber nach Würzburg in den Grafeneckart und teilten dem Würzburger Stadtrat mit, die Würzburger sollten dafür sorgen, das auch ihre Vertreter zum Landtag in Würzburg eingeladen würden. In Ochsenfurt und in der Region stünden inzwischen mehrere Tausend Mann bereit, sich den Aufständen anzuschließen. Ochsenfurt selbst halte aber noch zu Bischof und Domkapitel. Die Einwohner der Stadt habe man aufgefordert, vorläufig zu Hause bei ihren Frauen und Kindern zu bleiben.
In Würzburg schrieb indessen Bischof Konrad von Thüngen an seine Ritterschaft und forderte sie auf, in ihren Burgen zu rüsten, die Mauern sicher zu verwahren und die Tore durch Wachen zu verstärken. Der Adel erklärte sich zur Verteidigung des Hochstifts bereit. Die Veste Marienberg ließ der Bischof in verteidigungsfähigen Zustand versetzen und verproviantieren. Der Allianz des Schwäbischen Bundes teilte er mit, dass er dringend auf ihre Hilfe angewiesen sei und sie ihm seine abgeordnete Reiterei – 330 Reiter mit 16 Kriegswagen und 53 Fußsoldaten – zurücksenden sollte. Diese konnten aber nicht sogleich freigestellt werden. Der Bund teilte daher mit, er solle auf Kosten des Militärbundes selbst 300 Reiter anwerben.
In loser Folge erscheinen weitere Beiträge über die Geschichte des Bauernkriegs rund um Ochsenfurt. Autor Ulrich Wagner ist ehemaliger Leiter des Stadtarchivs Würzburg.