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Ochsenfurt
Ochsenfurt im Bauernkrieg: Das Bauernheer erhält eine Ordnung und bricht auf zum Plündern
Die Ereignisse zu Ochsenfurt vom April 1525 schrieb Lorenz Fries selbst in seiner Bauernkriegschronik nieder. Aus dem Staatsarchiv Würzburg, Manuskripte 1.
Foto: Ulrich Wagner | Die Ereignisse zu Ochsenfurt vom April 1525 schrieb Lorenz Fries selbst in seiner Bauernkriegschronik nieder. Aus dem Staatsarchiv Würzburg, Manuskripte 1.
Ulrich Wagner
 |  aktualisiert: 27.04.2023 02:36 Uhr

Die am 27. April 1525 in Ochsenfurt und in der Region publizierte Ordnung des sogenannten Hellen Haufens, einer Heereseinheit der Aufständischen, die das künftige gesellschaftliche Zusammenleben, die neue Verwaltung und das Heerwesen regeln sollte, ist im Original nicht mehr erhalten. Dank der Bauernkriegschronik des Lorenz Fries wissen wir allerdings über ihren Inhalt Bescheid.

Die Ochsenfurter Ordnung

Einige zentrale Punkte seien kurz erwähnt: Die Ochsenfurter erkennen Dompropst, Dekan und Kapitel als Stadtherren an. Was das Evangelium festlegt, soll verbindlich sein. Der Bevölkerung ist täglich von den geistlichen Predigern das Wort Gottes zu verkünden. Würfelspiele und Besäufnisse waren zu unterlassen, "unzüchtige Frauen" sollten aus den Lagern verwiesen werden. Dem Obersten Feldhauptmann, gewählt vom Bauernrat, stand die alleinige Befehlsgewalt zu. Er war für den gesamten Schriftverkehr zuständig. Um ihn bei Tag und Nacht zu finden, sollte sein Zelt bei den Geschützen aufgeschlagen werden.

Die sogenannten Fähnlein, die Kampfeinheiten, sollten, geleitet von einem Fähnrich, 500 Mann stark sein. Als Richter war ein Schultheiß zu wählen, der von zwei Trabanten, den Leibwächtern, geschützt wurde. Um eine Verurteilung zum Tode vollstrecken zu können, war in jedem Lager ein Galgen aufzubauen. Die Ausführung kam dem sogenannten Profos zu, der auch für die Beuteregistrierung, den Proviant und die Verpflegung verantwortlich zeichnete. Geschützt wurde auch er von zwei Trabanten und vier Knechten. Weiter waren unter anderem ein Artillerie- und ein Zeugmeister zu wählen. Vor einem Kampf sollten vier Feldwebel die Schlachtordnung ausarbeiten.

Bannerträger im Bauernkrieg, hier mit der Würzburger Fahne. Aus dem Stadtarchiv Würzburg.
Foto: A. Bestle | Bannerträger im Bauernkrieg, hier mit der Würzburger Fahne. Aus dem Stadtarchiv Würzburg.

Frauen, Jungfrauen, Witwen und Waisen waren besonders zu schützen. Ohne Befehl des obersten Feldhauptmannes und der Räte war es untersagt, ein Kloster anzugreifen oder geistliches Gut zu schädigen.

Falls sich ein Adliger der Bruderschaft anschließen wollte – wovon kaum auszugehen war –, sollte dieser sich verpflichten, die Befestigungen seiner Burg abzubrechen und seine Geschütze dem "Hellen Haufen" zu übergeben. Weiter sollte er geloben, künftig in keiner Weise gegen die Aufständischen zu agieren. Schließlich legte sich der "Helle Haufen" zur authentischen Abzeichnung der ausgehenden Schreiben zwei Typare zu, das heißt einen kleinen und einen großen Siegelstempel.

Proviant auf die Marienburg

Siegel des 'Hellen Haufens', über dem Bundschuh, dem Symbol des Aufstandes, Pflugschar, Gabel und Dreschflegel, die Werkzeuge der Bauern.
Foto: Repro Ulrich Wagner | Siegel des "Hellen Haufens", über dem Bundschuh, dem Symbol des Aufstandes, Pflugschar, Gabel und Dreschflegel, die Werkzeuge der Bauern.

Als sich in Ochsenfurt der Zulauf zu den Aufständischen immer mehr verstärkte, beschloss Bischof Konrad von Thüngen auf Drängen seiner adligen Räte, den Frauenberg mit Proviant und Waffen weiter aufzurüsten, und übertrug den Oberbefehl seinem Hofmeister Sebastian von Rotenhan. Die Bäume im Schussfeld um die Burg wurden gefällt, die Zwinger, Tore und Türme mit schweren Geschützen bestückt. Zwecks ausreichender Verproviantierung wurden zusätzlich Wein, Wasser, Holz, Mehl, Speck, Eier, Butter und Dörrfisch aus den Kellern und Magazinen der Stifte und Klöster in Würzburg und im Umland hierher geführt. Da genug Kohle, Schwefel und Salpeter auf der Burg vorrätig war, baute man eine Pulvermühle.

Inzwischen brachen am 28. April 1525, einem Freitag, die Bauern ihr Ochsenfurter Lager ab, zogen nach Iphofen, wo sie zwei Tage den Mönchshof plünderten und eine Menge an bischöflichem Wein erbeuteten. Am 1. Mai rückten sie über Großlangheim nach Stadt-Schwarzach vor, um das Kloster auszuräumen. Hier hatten sie wiederum starken Zulauf.

Friedensverhandlungen scheitern

Bildersturm in einer Kirche 1525, J. Knobloch d.Ä.
Foto: Repro Ulrich Wagner | Bildersturm in einer Kirche 1525, J. Knobloch d.Ä.

Als Anfang Mai die Landtagsverhandlungen im bischöflichen Saal in Würzburg trotz persönlicher Teilnahme des Fürstbischofs scheiterten – Ochsenfurt, Iphofen, Röttingen und wenige andere Städte hatten keine Bevollmächtigten entsandt –, ernannte er den Dompropst, Markgraf Friedrich von Brandenburg, zum Obersten Hauptmann und ordnete ihm 15 Kriegsräte zu. Offensichtlich beschloss er schon hier, Würzburg und sein Hochstift zu verlassen, um Hilfe bei Kurfürst Ludwig V., dem Pfalzgrafen bei Rhein in Heidelberg, zu suchen. Schriftlich erließ er den Befehl, selbst bei einer eventuellen Gefangennahme durch die Bauern den Marienberg auf keinen Fall den Aufständischen zu übergeben.

Schließlich schickte Konrad von Thüngen mehrere Räte, darunter Hieronymus Schenk von Siemau und Karl Zoller, den Würzburger Schultheißen, zu dem "Hellen Haufen", der inzwischen von Stadt-Schwarzach nach Gerolzhofen vorgerückt war. Es sollte über einen Schlichtungsvertrag und Waffenstillstand verhandelt werden. Dies wurde abgelehnt, nicht zuletzt weil die Bauern, wie Lorenz Fries sarkastisch vermerkt, es inzwischen gewohnt waren, ungehindert Saufen, Fressen und Beute machen zu können. Weiter wurde damit gedroht, dass das aufständische Heer in Kürze nach Würzburg kommen werde. Indes gab es im Bauernrat mehrere Stimmen, die auf die in Ochsenfurt beschlossene Ordnung verwiesen, eine Ahndung und Abstellung der Übergriffe forderten und in der Tat für Verhandlungen zu einem Waffenstillstand plädierten. Sie wurden jedoch nicht gehört.

 
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