
Der Bauernkrieg vor nicht ganz 500 Jahren hat auch Spuren in der Ochsenfurter Stadtgeschichte hinterlassen. Konrad von Thüngen, der als Fürstbischof und Landesherr von 1519 bis 1540 regierte, musste feststellen, dass nicht nur in Ochsenfurt, sondern in fast allen Städten des Hochstifts die Untertanen nicht abgeneigt waren, sich den Aufständischen anzuschließen. Seine Amtsleute teilten ihm mit, dass einige Truppenteile der Bauern bereits die Tauber herab ziehen würden und sich in Mergentheim und Lauda niedergelassen hätten. In Lauda hätten sie die bischöfliche Burg geplündert und ausgebrannt; sie würden sich auch die Hauptstadt Würzburg vornehmen. Dort wollten sie den Frauenberg belagern.
Rat und Beistand erbeten
Konrad von Thüngen entschloss sich daher, zusätzliche Hilfe, "Rat und Beistand" beim Pfalzgrafen bei Rhein in Heidelberg, Kurfürst Ludwig V., zu erbitten. Am 19. April 1525 teilte er ihm mit, er solle ihm eilig 200 gerüstete Pferde und 500 Soldaten nach Boxberg schicken. Ludwig V. erklärte sich hierzu prinzipiell bereit, verwies aber darauf, dass er erst einen Bauernhaufen (Truppeneinheit der Aufständischen) im Kraichgau zu schlagen habe, dann käme er ihm aber schnell zu Hilfe. Inzwischen soll er ihm indes einen Vorschuss in Höhe von 10.000 Goldgulden – eine enorme Summe – vorstrecken, die er unter seinem fürstlichem Ehrenwort wieder zurückzahlen werde.


Ochsenfurt fällt vom Domkapitel ab
Inzwischen waren aus Ochsenfurt der Schultheiß mit etlichen Bürgern zu den Bauern über Bütthard, wo die Aufständischen am 22. April die Burg geplündert und ausgebrannt hatten, nach Aub geritten, und trafen dort mit den Anführern, den Hauptleuten, zusammen. Laut dem Chronisten Lorenz Fries verbündeten sie sich offiziell mit diesen und forderten sie auf, nach Ochsenfurt zu kommen. Damit brachen die Ochsenfurter ihren Untertaneneid gegen das Domkapitel und begaben sich ins feindliche Lager.

In der Tat rückten die Aufständischen am 24. April, nach dem sie noch die Burg Reichelsberg bei Aub-Baldersheim ausgeräumt hatten, bis nach Ochsenfurt vor und schlugen dort ihr Lager auf. In der Kellerei des Domkapitels und im Magazin der Dompropstei erbeuteten sie 500 Fuder Wein - ein Fuder fasst circa 900 Liter - und eine Menge Getreide. Durch weiteren Zulauf verstärkten sie sich hier auf 1.000 Mann, sodass man den Bauernrat, das oberste Gremium, erweiterte und Jakob Kohl von Eibelstadt zum Obersten Hauptmann, Michael Hasenbart von Mergentheim zum Leutnant und Konrad Bayer zum Schultheißen ernannte.
Ochsenfurter Ordnung von 1525
Als erste Maßnahmen befahlen diese den Zöllner in Ochsenfurt und im Umland, künftig alle Fuhrleute abgabenfrei ihre Güter transportieren zu lassen und forderten letztere auf, ihnen mitzuteilen, in welchen Scheuern, Kästen und Kellern der Obrigkeit noch weitere, ihnen bekannte Vorräte lagern würden. Diese sollten dann von ihren Beauftragten beschlagnahmt werden.
Schließlich wurde in Ochsenfurt eine detaillierte Ordnung ausgearbeitet, die das künftige gesellschaftliche Zusammenleben, die neue Verwaltung und das Heerwesen regeln sollte. Am 27. April 1525 wurde diese Ordnung in Ochsenfurt und anderen Orten ausgehängt, öffentlich verlesen und somit allgemein bekannt gemacht.
In loser Folge veröffentlicht die Redaktion Beiträge zur Ochsenfurter Stadtgeschichte. Der Autor, Ulrich Wagner, ist ehemaliger Leiter des Stadtarchivs Würzburg.