Sie wollen ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zeigen oder ganz konkret mit Spenden helfen: Überall in der Region bewegt der Krieg in der Ukraine die Bürgerinnen und Bürger. Auch in Ochsenfurt. Dort hatten am Freitagnachmittag Vertreterinnen und Vertreter von Grünen, SPD und Linken zu einer Kundgebung mit Mahnwache aufgerufen, um Solidarität mit der Ukraine zu zeigen.
Schätzungsweise 70 Menschen folgten dem Aufruf der Initiatorinnen und Initiatoren, die in den Wochen zuvor regelmäßig Gegendemonstrationen zu den Kundgebungen von impfskeptischen Personen abgehalten hatten. Auch am vergangenen Freitag war wieder eine Demo aus dem Spektrum in Ochsenfurt angemeldet.
Die Positionen mancher Gegnerinnen und Gegner der Corona-Maßnahmen rief bei den Veranstaltern, die unter dem Motto "Ochsenfurt solidarisch" eingeladen hatten, Fassungslosigkeit hervor. Es mache sie zornig, wenn Leute den Krieg in der Ukraine als Inszenierung bezeichneten, die dazu dienen solle, von den Corona-Auflagen abzulenken, sagte die keiner Partei angehörende Karen Bauer in ihren einleitenden Worten. Dann richtete sie einen Appell an den, wie sie sagte, übermächtigen Aggressor: "Herr Putin, stoppen Sie den Krieg in der Ukraine!" Betroffen macht sie die Angst, die Kinder in Deutschland empfinden - auch solche aus russischen Familien, die Vorverurteilungen fürchten.
Alle in Europa rücken zusammen
Danach sprach Kerstin Celina aus Kürnach, die für die Grünen im bayerischen Landtag sitzt. Sie fühle sich wütend und traurig, aber nicht hilflos, sagte sie. In einer Zeit, in der im größten Land Europas Menschen getötet, Infrastruktur und Häuser zerstört würden, rückten in Europa alle zusammen. "Das macht Mut", sagte Celina, die von Hilfsangeboten derzeit geradezu geflutet wird. Ausdrücklich wandte sie sich an die russischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Sie freue sich, wenn diese Stellung beziehen. "Sie können das, weil Sie in einem freien Land leben."
SPD-Stadtrat Tilo Hemmert sprach von einer Zeitenwende, die der russische Angriffskrieg für Deutschland, für Bayern und auch für Ochsenfurt bedeute. Man habe sich in den vergangenen Jahrzehnten gemütlich eingerichtet, kenne Krieg nur aus Geschichtsbüchern oder Erzählungen der Großeltern. "Aber wissen wir, was Krieg ist?" fragte Hemmert. Er bedeute, dass viele Menschen auf der Flucht seien oder stets in Furcht vor dem nächsten Angriff leben müssten.
Jürgen Schuhmann schreibt an den russischen Botschafter
Folgendes müsse nun geschehen: Ochsenfurt müsse, wie es die Stadt schon zuvor getan habe, Geflüchteten Schutz bieten. Außerdem sei jetzt die Zeit für die Energiewende. So müsse etwa die Fernwärme in Ochsenfurt weg vom Gas als Rohstoff. Hemmert sprach sich für eine wehrhafte Demokratie aus, was auch bedeute, der Ukraine Mittel zur Verteidigung ihres Landes und ihrer Demokratie zu liefern.
Simone Barrientos, ehemalige Bundestagsabgeordnete der Linken aus Ochsenfurt, hat Bauchschmerzen bei dem Gedanken, dass in diesem Krieg mit deutschen Waffen geschossen werde. Dennoch müsse nun aktiv gehandelt werden, denn: "Wir können nicht sagen: Die Ukraine hat ein Recht auf Selbstverteidigung - und das war's." Schuldig an dem Krieg sei Putin und niemand sonst, sagte Simone Barrientos. Und: "Dieser Krieg meint auch uns."
Der Ochsenfurter Jürgen Schuhmann verlas einen Brief, den er schon vor Tagen an den russischen Botschafter in Deutschland geschrieben hatte. Putin habe ein freies und demokratisches Land überfallen, weil es frei und demokratisch sei, schrieb Schuhmann. Mit ihren hanebüchenen Lügen über einen angeblichen Genozid beleidige die russische Führung die Intelligenz eines jeden denkfähigen Menschen. Er hoffe, noch erleben zu dürfen, wie Putin vor einem internationalen Strafgerichtshof der Prozess gemacht werde. Eine Antwort hat Schuhmann bislang nicht erhalten.
Hinweis: Jürgen Schuhmann steht in keinem verwandtschaftlichen Verhältnis zur Autorin.