Vor einem Jahrzehnt wollte man das alte Mesnerhaus in der Ochsenfurter Pfarrgasse noch abreißen. Stattdessen ist aus dem maroden Baudenkmal aus der Spätrenaissance ein Schmuckstück geworden, das die nahezu unveränderte Architektur des 16. Jahrhunderts mit einer zeitgemäßen Nutzung verbindet. Eine Erweiterung des Diözesanbüros, eine soziale Beratungsstelle des Caritasverbands und eine Pilgerherberge fanden Platz in dem Gebäude, das jetzt nach zweijähriger Bauzeit der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Die Entscheidung der Kirchenverwaltung, das Mesnerhaus und das benachbarte Schwesternwohnheim abzureißen, ging mit den Plänen für ein neues Pfarrzentrum einher. Zu teuer wäre die Sanierung, das Haus selbst kaum nutzbar, hieß es damals. Stattdessen sollte der Kirchplatz erweitert werden und den Blick freigeben auf das nach Plänen von Joseph Greissing gebaute Pfarrhaus.
Nicht nur Denkmalpfleger opponierten gegen diese Idee, sondern auch der damalige Diözesanbaumeister Cesare Augusto Stefano. Deshalb wurden die Pläne für das neue Pfarrzentrum verändert, das Mesnerhaus in die bauliche Struktur und Funktion mit einbezogen. Trotzdem dauerte es noch drei Jahre nach Fertigstellung des Pfarrzentrums bis auch die Restaurierung des Mesnerhauses abgeschlossen werden konnte.
Die Finanzierung stand auf der Kippe
An ein "heftiges Ringen" erinnert sich Stadtpfarrer Oswald Sternagel - einmal in den Beratungen mit Denkmalpflegern, und dann vor allem hinsichtlich der Finanzierung. Die Diözese hatte ihre Mittel radikal gekürzt und ein Baumoratorius erlassen. Die Sanierung des Mesnerhauses mit geschätzten Kosten von 590.000 Euro stand deshalb erneut auf der Kippe.
Gelungen ist die Finanzierung erst, als weitere Zuschussgeber hinzugekommen sind, so Sternagel. 200.000 Euro kamen von der Städtebauförderung, gemeinsam finanziert von Stadt, Freistaat und Bund, 35.000 Euro aus Mitteln der Denkmalpflege. Die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken und die Bayerische Landesstiftung steuerten ebenfalls ihr Scherflein bei. Der Finanzierungsanteil, den die Kirchenstiftung beitragen musste, speiste sich vorwiegend aus Spenden. "Ohne diese Spenden aus der Gemeinde wäre die Sanierung nicht möglich gewesen", sagt Stadtpfarrer Sternagel und sieht dies als Zeichen der Verbundenheit der Bürgerinnen und Bürger mit dem kulturellen Erbe der Stadt.
Dass das Mesnerhaus diese Zuwendung verdient, macht Architekt Ralf Hock von der SBW Bauträger- und Betreuungsgesellschaft deutlich. Vom Keller bis zum Dach sei die ursprüngliche Baustruktur aus dem 16. Jahrhundert noch in großen Teilen erhalten, sagt Hock. Lediglich im 18. Jahrhundert wurde die Außenfassade im Stil des Barock verändert. Umso größer sei die Herausforderung gewesen, denkmalschützerische und städtebauliche Ansprüche mit einer zeitgemäßen Nutzung zu verbinden.
Nachtquartier für müde Pilger
Die Verbindung gelang, indem die Räume im Obergeschoss als Erweiterung des Diözesanbüros dienen und vom neuen Pfarrzentrum aus erschlossen wurden. Im Erdgeschoss fand eine Pilgerherberge für zwei Übernachtungsgäste Platz. "Als leidenschaftlicher Pilger war mir dieses Pilgerzimmer ein besonderes Anliegen", sagt Pfarrer Oswald Sternagel. Schließlich liege Ochsenfurt an bedeutenden Pilgerwegen wie dem fränkisch-schwäbischen Jakobsweg und der Via Romea. Zur Betreuung der Unterkunft hat sich ein ehrenamtlicher Kreis gegründet.
Ehrenamtliche Frauen und Männer sind es auch, die im Raum nebenan die Sozialberatung der Caritas betreiben. Die 13 ausgebildeten Kräfte beraten in Fragen des Sozialrechts und vermitteln nötigenfalls weitere Angebote, so der Geschäftsführer des Caritasverbands Stadt und Landkreis Würzburg, Stefan Weber. Für Einzelgespräche hat das Beratungsbüro mittwochs von 18 bis 19 Uhr und donnerstags von 9 bis 11 Uhr geöffnet. Außerdem findet dienstags von 15 bis 17 Uhr ein offener Gesprächskreis statt.
Erinnerungen an den Mesner Georg Staab
"Es war die richtige Entscheidung, das Staabs Haus nicht abzureißen, sondern zu sanieren", meint Bürgermeister Peter Juks. Auf diese Weise sei der von engen Gassen geprägte Charakter des Viertels erhalten geblieben. Seine landläufige Bezeichnung "Staabs Haus" hat das Mesnerhaus von seinem letzten Bewohner, dem langjährigen Mesner Georg Staab.
An Georg Staab erinnert er sich noch gut aus seiner Zeit als Ministrant, merkte Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib an. Auch das Mesnerhaus hat er damals kennengelernt. Umso mehr habe ihn gefreut, dass er als Mitglied des Stiftungsrats der Bayerischen Landesstiftung einen Beitrag zum Erhalt des Gebäudes leisten konnte.