Anfang Juni hat die Sanierung des alten Mesnerhauses an der Pfarrgasse begonnen. Der zweite Bauabschnitt zum neuen Pfarrzentrum von St. Andreas umfasst das Einzeldenkmal, das Eigentum der Kirchenstiftung ist. Schmal ist der zweigeschossige Bau mit dem Satteldach und dem Flaschenzug im Giebel. Die Entstehungszeit wird in der Spätrenaissance, also im 16. Jahrhhundert, vermutet. Barocke Elemente wie die Haustürgewände wurden im 18. Jahrhundert hinzugefügt. Das Obergeschoss mit Fachwerkwänden, kragt leicht aus, um mehr Platz zu bieten. Und doch kommt das ganze Haus über drei Etagen nur auf 150 Quadratmeter Geschoßfläche.
Der Platz ist fest eingeplant. Vorgesehen ist ein Beratungsraum für die Caritasarbeit. Das Diözesanbüro wird erweitert und die Regionaljugendseelsorge zieht ein. Das Pfarrzentrum ist bereits auf die künftig größeren "pastoralen Räume" ausgerichtet, die zurzeit diskutiert werden. Ein ganz besonderes Angebot wird das Pilgerzimmer sein, eine einfache Unterkunft zur Übernachtung für zwei Personen. Der fränkische Jakobsweg und die Via Romea bringen jährlich etwa zehn Pilger direkt ins Pfarrhaus, schätzt Pfarrer Oswald Sternagel. "Es ist eine Selbstverständlichkeit, dass Pilger, die unterwegs sind, betreut werden. Das ist ein spiritueller Auftrag und ein Dienst, den die Kirchengemeinde für Pilger übernimmt".
Dass der zweite Bauabschnitt nicht, wie geplant, letztes Jahr im Anschluss an den Neubau begonnen wurde, hatte finanzielle Gründe. Der vorgesehene Eigenanteil von 75 000 Euro war für die Kirchenstiftung St. Andreas, die sich mit dem ersten Bauabschnitt schon verausgabt hatte, nicht zu stemmen. Von den kalkulierten Baukosten von 590 000 Euro übernimmt jetzt die Diözese 280 000 Euro. Die Stadt steuert, unterstützt von der Städtebauförderung, 200 000 Euro bei. Zugesagt sind weiterhin 40 000 Euro von der Bayerischen Landesstiftung, 25 000 Euro vom Landesamt für Denkmalpflege und 5000 Euro vom Bezirk Unterfranken.
Der Eigenanteil für die Kirchenstiftung St. Andreas sinkt damit auf 40 000 Euro. "Das ist aufzutreiben", sagt Martina Bausenwein als Mitglied der Kirchenverwaltung, bei der wieder alle organisatorischen Fäden zusammen laufen. "Auf die zugesagten Gelder sind wir aber echt angewiesen", betont sie. "Ansonsten wird der Bau eingestellt". Auch für Unerwartetes gibt es keinen Spielraum - schwierig bei alten Baudenkmälern, von denen man nie weiß, was bei der Sanierung alles zum Vorschein kommt. Das zeigen bereits die Dachbalken, deren Schadbild jetzt in vollem Umfang zutage tritt.
"Spenden herzlich willkommen", kommentiert Martina Bausenwein die drohenden Mehrkosten. Pfarrer Sternagel bleibt zuversichtlich. "Wir kommen noch gut weg", findet er. Die lange Planungsphase habe sich als Vorteil erwiesen. Die Diözese habe ihren Kostenbeitrag bereits fest eingeplant, bevor Bischof Franz Jung auf die Sparbremse trat - "sonst wäre es jetzt wegen der Haushaltssperre nichts geworden".
Begonnen haben die Handwerker am Dach. Es soll zuerst saniert werden, um die gesamte Bausubstanz zu sichern. Seit etwa 20 Jahren steht das Haus leer und natürlich gab es auch Stimmen, die für einen Abriss plädierten. Nicht so die Stadt Ochsenfurt und Denkmalamt, die sehr auf eine denkmalgerechte gedrungen hätten, so Oswald Sternagel. Mit der Integration des Mesnerhauses in das neue Pfarrzentrum "ist eine gute Lösung da, aber auch eine teure", sagt der Pfarrer. Die Sanierung soll eineinhalb Jahre dauern und Ende 2021 abgeschlossen sein.