An die Stelle des alten Pfarrheims hinter der Ochsenfurter Stadtpfarrkirche St. Andreas soll ein neues Pfarrzentrum treten.
Das Pfarrviertel würde dadurch städtebaulich aufgewertet. Noch ist man sich allerdings nicht einig, ob das alte Mesnerhaus dafür abgerissen werden soll, oder nicht.
Seit Monaten werden die Pläne diskutiert. Von Anfang an hatte die Kirchenverwaltung die Öffentlichkeit an dem Entscheidungsprozess teilhaben lassen.
Jetzt informierte sich der Bauausschuss des Stadtrats beim Architekten und den Verantwortlichen der Kirchenverwaltung über den Stand des Projekts.
Das Thema enthält durchaus Zündstoff. Das Schwesternwohnheim, vor wenigen Jahren erst renoviert, will man abreißen.
Die Wände sind krumm, die Räume kaum wirtschaftlich nutzbar, das ganze Haus energietechnisch eine Katastrophe, sagt Dr. Günter Graf, Mitglied der Kirchenverwaltung und zuständig für die finanziellen Belange des Projekts.
An die Stelle des Schwesternwohnheims soll ein kleiner Platz treten, der die Kirche und die Michaelskapelle besser zur Geltung bringt.
Am angrenzenden Mesnerhaus – als Einzeldenkmal ausgewiesen aber baulich in schlechterem Zustand – würden Graf und Stadtpfarrer Oswald Sternagel am liebsten ebenfalls die Spitzhacke ansetzen. Die Kosten einer Renovierung schätzen sie auf mindesten eine halbe Million Euro.
Damit stoßen sie allerdings nicht nur auf den Widerstand der Denkmalpfleger. Auch Architekt Arno Lederer und Diözesanbaumeister Cesare Augusto Stefano sind gegen einen Abriss – und zwar aus städtebaulicher Sicht.
Das barocke Pfarrhaus, einst von Joseph Greissing entworfen, sei für das enge, mittelalterliche Stadtgefüge konzipiert, so Lederer, „das sind keine Häuser, die für einen Platz gebaut sind,“ so Stefano.
Daran haben sich auch die Architekten mit ihrem Entwurf für das Pfarrzentrum orientiert. Die Fassade ist in vier Giebel zergliedert, deren Form sich an die Dachform der benachbarten Häuser anlehnt. Was im Modell noch sehr dominant wirkt, soll später im Gesamtensemble aufgehen.
Vor und hinter dem Pfarrzentrum will Arno Lederer schmale Gassen entstehen lassen, typisch für das mittelalterliche Gepräge des Viertels. Überhaupt habe bei den Planungen weniger die reine Gebäudeform als vielmehr das städtebauliche Konzept und die spätere Nutzung im Vordergrund gestanden, sagt der Architekt.
Wesentlicher Teil dieser Nutzung ist der große Saal im Obergeschoss des Zentrums, der auch für außerkirchliche Veranstaltungen zur Verfügung stehen soll. Die Pfarrei springt damit für die Stadt in die Bresche, so Dr. Graf, die einen solchen Raum bislang nicht anbieten kann.
Ganz bewusst habe man sich dafür entschieden, die stark frequentierten Gruppenräume für Ministranten und Pfadfinder im Erdgeschoss anzusiedeln, so Diözesanbaumeister Stefano. Mit dem neuen Pfarrzentrum soll mehr Leben auf dem öffentlichen Platz einkehren.
Gestrichen hat man hingegen die in den ursprünglichen Entwürfen geplante Tiefgarage. 35 000 bis 40 000 Euro pro Stellplatz seien einfach nicht wirtschaftlich darstellbar.
Für die Stadt sicherte Bürgermeister Rainer Friedrich der Kirchenverwaltung Unterstützung zu. „Eine einmalige Chance“, die städtebauliche Qualität im Pfarrviertel deutlich zu steigern, sieht Friedrich in dem Projekt.
In den nächsten Projektschritten treten nun die Kaufleute auf den Plan. Kosten werden ermittelt, so Stefano, Verhandlungen mit der bischöflichen Finanzkammer geführt und die Zuschussanträge für die Städtebauförderung vorbereitet.
So lange bleibt Zeit, um sich über die Zukunft des Mesnerhauses Gedanken zu machen. „Lasst es halt erst mal stehen“, appellierte Architekt Arno Lederer an die Vertreter der Kirchenverwaltung, „vielleicht fällt uns noch was ein.“ Die reine Bauzeit soll rund 18 Monate betragen.