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Würzburg
Oberer Burgweg in Würzburg: Abgeordneter beklagt fehlendes Augenmaß
Der Würzburger Landtagsabgeordnete Patrick Friedl hat die Staatsregierung zum Vorgehen am Oberen Burgweg befragt. Warum der Grünen-Politiker mit der Antwort nicht zufrieden ist.
Eine Luftaufnahme des Oberen Burgwegs in Würzburg. Ein Teil der Grundstücke gehört dem Freistaat. Hier wird derzeit geprüft, ob sich sozialer Geschosswohnungsbau verwirklichen lassen könnte.
Foto: Fabian Gebert | Eine Luftaufnahme des Oberen Burgwegs in Würzburg. Ein Teil der Grundstücke gehört dem Freistaat. Hier wird derzeit geprüft, ob sich sozialer Geschosswohnungsbau verwirklichen lassen könnte.
Ernst Lauterbach
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:00 Uhr

Der Obere Burgweg in Würzburg beschäftigt mittlerweile auch die Bayerische Staatsregierung in München. Der Würzburger Landtagsabgeordenete Patrick Friedl (Grüne) hat eine parlamentarische Anfrage zum Umgang des Freistaates mit seinen Bürgern gestellt, schreibt er in einer Pressemitteilung.

Sieben Familien bangen an der schmalen Straße um ihr Zuhause

Wie berichtet, bangen sieben Familien an der schmalen Straße zur Festung Marienberg um ihre Häuser. Diese hatten Angehörige vor rund 100 Jahren als "Lehrkolonie Marienberg" selbst erbaut und das dafür benötigte Grundstück im Erbbaurecht für 99 Jahre von Freistaat erhalten. Im April 2018 hatte der Freistaat bei den Bewohnern abgefragt, wer ab September 2023 eine Verlängerung des dann ablaufenden Erbbaurechts zu neuen Konditionen um weitere 60 Jahren wünsche.

"Hier fehlt es an Augenmaß."
Patrick Friedl - Landtagsabgeordneter der Grünen

Alle hatten ihre Bereitschaft signalisiert und die Auskunft erhalten, man werde sich zeitnah melden. Stattdessen aber erhielten sie nun einen Brief von der Immobilienverwaltung des Freistaates, dass aufgrund veränderter Sachlage nun erst geprüft werden müsse, ob der Freistaat dort nicht selbst Bedarf für sozialen Wohnungsbau anmelde. Und bereits knapp zwei Wochen später wurde in der Stadtbildkommission eine städtebauliche Untersuchung für Nachfolgebauten auf zwei der Grundstücke diskutiert.

Die Antwort der Staatsregierung auf seine Fragen empfindet der Landtagsabgeordnete für unbefriedigend

Dies empfand Friedl nun nicht gut, und er fragte zum einen an, bis wann die Familien im Oberen Burgweg nun ein verbindliches Verlängerungsangebot vom Freistaat erhalten würden. Zum anderen wollte der Abgeordnete von der Staatsregierung wissen, wie sie sich im Ernstfall in sozialer Verantwortung sehe, den Betroffenen Ersatz für den Wohnungsverlust anzubieten.

Die Antwort darauf empfindet Friedl als unbefriedigend, wie er in einer Pressemitteilung schreibt. Denn die Staatsregierung teilte dem Abgeordneten mit, dass das Ergebnis der Prüfung abgewartet werden müsse. Zudem weist man darauf hin, dass bei einer Bebauung der Grundstücke durch eine staatliche Wohnungsbaugesellschaft noch mehr Bürgerinnen und Bürger von bezahlbarem Wohnraum profitieren würden. Auf die Frage Friedls nach der sozialen Verantwortung der Staatsregierung für die Betroffen am Oberen Burgweg erhielt er keine Antwort, schreibt er. "Vertrauensvolle Partnerschaft gegenüber den Pächtern und Pächterinnen sieht anders aus", meint Friedl.

Einen Ensembleschutz für die Häuser hatte das Landesamt für Denkmalpflege abgelehnt

"Hier fehlt es an Augenmaß", beklagt der Abgeordnete. So werde auf dem Rücken der Betroffenen die verfehlte Wohnungsbaupolitik der Bayerischen Staatsregierung ausgetragen. Die Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder, mit der BayernHeim 10 000 neue Wohnungen bis 2025 zu schaffen, liege in weiter Ferne, weiß Friedl. Denn aktuell habe die BayernHeim lediglich 234 Wohnungen im Bestand, 522 weitere befänden sich im Bau. Eine Handlungsweise des Freistaates wie am Oberen Burgweg sei dabei der falsche Weg. Stattdessen hätte der Freistaat unter dem damaligen Finanzminister Söder niemals 2013 die Gemeinnützige Bayerische Wohnungsbaugesellschaft mit über 33 000 Wohnungen, allein davon in Würzburg 947, verkaufen dürfen, beklagt der Abgeordnete.

Zuletzt hatte das Bayerische Landesamt für Denkmalschutz diese Woche einen von einer Anwohnerin bereits 2020 beantragten Emsembleschutz für die ehemalige Lehrkolonie Marienberg nach erneuter Prüfung abgelehnt.

 
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  • W. V.
    Wahlkampfveranstaltung der Grünen letztes Jahr am 5. August in Ochsenfurt:
    "Kurzweilig führten die beiden Politiker durch das umfassende Thema und sprachen über steile Erschließungswege und überflüssige Umgehungsstraßen, fortschreitende Flächenversiegelung und Starkregenereignisse, über Alternativen wie Nachverdichtung..."

    https://www.gruene-wuerzburg-land.de/2021/08/koennen-wir-uns-noch-flaechenfrass-leisten/
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  • G. B.
    Na hier sind die Grünen gegen Nachverdichtung.
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  • E. V.
    Und wenn die Pachtverträge doch verlängert würden, wird wieder rumgeheult, weil der Pachtzins den heutigen Immobilienpreisen gemäß angehoben würde und man sich das auch wieder nicht leisten kann. Aber dann verdient der Staat wenigstens daran und kann das Geld andernorts für sozialen Wohnungsbau verwenden.

    Denn: Mehrstöckige Schuhschachtel-Mehrfamilienhäuser will man doch als Würzburger da auf der Zufahrt zur Festung doch auch aber auch nicht sehen, oder?
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  • B. H.
    Und dennch tun mir die Bewohner leid. Mia Casa heisst es in Italien, selbst bei gemieteten Häusern. Und kein Mensch und kein Gesetz bringt die Bewohner dort mehr heraus. Ok ok, das ist auch nicht richtig, genaugenommen. Aber man schlägt Wurzeln auf dem Boden der Kindheit und der Familie. Wem gehört die Erde? Viele, für die neu gebaut wird, sind von sehr weit her. Diese geniessen den Schutz und den Anstand, den man ihnen aus Menschlichkeit einfach gewährt. Warum nicht die gleichen Massstäbe, das gleiche Augenmass für Menschen, die hundert Jahre dort wurzeln, denen, die ihre Häuser hegen und die solange sie denken können dort leben? Wir vertreiben Menschen, um anderen Heimat zu geben?
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  • G. B.
    Es geht hier eher darum - MEHR Menschen Wohnraum zu bieten. Wir haben eine Knappheit und der Staat versucht gerade, mehr Wohnraum zu schaffen. Und da hat er Grundstücke, auf denen das umgesetzt werden soll.

    Natürlich ist das für die derzeitigen Bewohner unangenehm - keine Frage.
    Aber betrifft das nicht jeden Mieter, dessen Mietvertrag ausläuft oder dem wegen Eigenbedarfs gekündidigt wird?
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  • R. K.
    War von Anfang an klar, dass das Grundstück nur gepachtet ist. Und nach Denkmalschutz sehen die Häuser nicht aus. Verstehe nicht, was die Besitzer sich denken. Jahrelang mit dem Wissen da gewohnt, dass ihnen der Grund nicht gehört und sich jetzt ungerecht behandelt fühlen.
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  • R. A.
    Der Vertrag endet nach 99 Jahren. Punkt.
    Also hat man sich als Vertragsnehmer zu kümmern. Was der bearbeitende Erfüllungsgehilfe des Freistaates Bayern im Einzelnen labert ist unerheblich.
    Wer schreibt, der bleibt. Schreibt der Gegenüber nicht, hat man eben verloren. Ohne Rechtsanspruch, der ist im Erbbaurecht nicht vorgesehen!
    Alle hatten genug Zeit. Alle haben sich darauf verlassen, dass es einfach so weiter geht. Wie blauäugig ist das denn eigentlich?
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  • J. F.
    Steht doch im Artikel das bereits 2018 wegen einer Pachtverlängerung kommuniziert wurde. Wenn der Freistaat damals gesagt hätte das nicht verlängert wird, wäre das eine klare Aussage gewesen, aber erst die Verlängerung in Aussicht stellen und dann zurückziehen ist nicht fair.
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  • S. B.
    Da kann ich Herrn friedl nur bedingt verstehen.

    Zum einen ja, der Freistaat soll sich nun endlich verbindlich äußern gegenüber den Pächtern.

    Und ja, natürlich macht es Sinn, hier mehr Wohnungen zu schaffen. Wo sollen sie denn entstehen, auf die grüne Wiese will man ja auch nicht? A finde ich es etwas irreführend auf eine Entscheidung von 2014 zu verweisen. Das löst heute keine Probleme.

    Soziale Verantwortung hat der Freistaat die letzten hundert Jahre gezeigt, in den die Familien dort sehr sehr günstig wohnen konnten. Bei Ende der Pacht werden die Häuser natürlich finanziell entschädigt. Es ist dann sicher nicht Aufgabe des freistaats, auch noch neuen Wohnraum zu suchen für die betroffenen Familien. In den nächsten 2 Jahren wird sich wohl etwas finden lassen?
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  • H. S.
    Recht haben, Recht bekommen, falsches Augenmaß, soziales Verständnis, politische Verantwortung: Hilft den Pächtern nicht weiter, gibt ihnen keine Sicherheit.
    Ob überhaupt eine Entschädigung erfolgt, steht im Überlassungsvertrag Erbbau. Haben die Pächter diesbezüglich etwas veröffentlicht? Baut man auf fremden Grund, geht i. d. R. das Material auf den Grund über d. h. es gehört dann dem Grundbesitzer.
    Kennt sich MdL Friedl mit Erbbaurecht aus? Muss der Freistaat als Grundbesitzer Ersatzwohnungen anbieten? Muss er eine Vertragsverlängerung von sich aus anbieten? Muss der Pächter um Vertragsverlängerung bitten? Hat der MdL Vertragseinsicht und hat er sich juristisch informiert, bevor er solche politische Anfragen und Aussagen tätigt?
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  • H. S.
    Denkmalschutz?
    nach 100 Jahre alt sieht da aus der Luft wenig aus.
    In den letzten Jahren wurde da einiges verbessert und saniert. Da hätte man sich auch mal mir dem Pachtvertrag befassen über. Aber jede Aktivität hätte vermutlich zu einer Erhöhung des Pachtzins geführt.
    Jetzt Jammern hilft auch nichts.
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  • M. R.
    Die 33.000 Wohnungen existieren übrigens immer noch!

    Was aber auch existiert ist die Verlogenheit einerseits neuen Wohnraum zu fordern, dann aber gegen Baugebiete, Nachverdichtung (böser Verkehr oder mehr Autos), Abriss und Neubau und was auch immer zu sein!

    Möchte der gehrte Herr Friedel vielleicht eine Würzburger Mondkolonie eröffnen?
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  • P. W.
    Wobei in diesem Fall fraktionsübergreifend große Einigkeit herrscht - auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth hat in der KoSA den Erhalt der bestehenden Siedlung als wünschenswert bezeichnet.

    Mit freundlichen Grüßen,
    Patrick Wötzel
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  • L. K.
    Wo genau sind denn die Grünen gegen Nachverdichtung etc.? Das ist doch exakt Teil der grünen Forderungen, statt wieder neuen Boden außerhalb zu Baugebieten zu machen.
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  • S. B.
    Na genau hier in diesem konkreten Fall.
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  • D. K.
    Warum sollte Nachverdichtung zu mehr Autos führen?

    Viele Menschen wollen zentraler Wohnen um eben nicht mehr auf ein Auto angewiesen zu sein.
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  • C. H.
    Also rein aus Klimaschutzaspekten - Stichwort graue Energie - ist ein Abriss und Neubau oft nicht die allerbeste Lösung, vor allem wenn die Bausubstanz noch gut bewohnbar ist. Anders sähe das natürlich aus, wenn das halbe und kaum sinnvoll zu renovierende Ruinen wären. Das ist aber hier nicht der Fall. Wenn man in Würzburg Nachverdichtung betreiben will, wäre es sinnvoller, sich endlich mal ans Faulenbergareal zu machen und da ein klimafreundliches, autofreies Wohnquartier (am besten direkt mit Straßenbahnanschluss, siehe Nordstraßenbahn) zu errichten.
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  • A. S.
    Diese 33.000 Wohnungen mögen noch existieren aber ganz sicher nicht nicht im sozialen Wohnungsbau. Die bayr. Staatsregierung hat ja auch nicht nur die Wohnungen verkauft sondern auch die Weihenstephaner Molkerei, die Elektrizitätswerke Bayernwerk und damit die Wasserwerke am Inn.
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