Er galt als großer Hoffnungsträger, um noch mehr Menschen zur Corona-Impfung zu bewegen: Nuvaxovid, der Impfstoff des US-Pharmaunternehmens Novavax. Er sollte vor allem jene überzeugen, die den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna, die nach dem mRNA-Prinzip funktionieren, skeptisch gegenüber stehen.
Seit einer Woche wird der neue Impfstoff in Bayern nun eingesetzt. Die Resonanz bisher ist ernüchternd. Nuvaxovid droht zum Ladenhüter zu werden. Das bestätigt eine Umfrage in den zehn unterfränkischen Impfzentren: Bis Dienstagmittag hatten sich hier noch keine 200 Menschen mit Nuvaxovid impfen lassen.
Zunächst nur für Beschäftigte in Einrichtungen des Gesundheitswesens
Zum Start in Bayern ist der Impfstoff Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen vorbehalten, für die ab 15. März die einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt. Dazu zählt das Personal in Krankenhäusern, Pflegeheimen, Arztpraxen, bei Rettungsdiensten und in weiteren Einrichtungen. Entsprechende Tätigkeitsnachweise müssen bei der Impfung vorgelegt werden.
Nach Umfragen im Vorfeld hatte man zwar nicht mit einem Ansturm gerechnet. Wie selten Nuvaxovid aber tatsächlich in den ersten Tagen verlangt wurde, erstaunt manche Impfzentren dann doch. Im Landkreis Haßberge wurden seit Donnerstag erst 33 Leute damit geimpft. Weil genügend Impfstoff verfügbar ist, haben die Verantwortlichen dort die Priorisierung und Beschränkung auf Gesundheitsberufe kurzerhand aufgehoben: Seit Sonntag kann sich im Landkreis Haßberge jede und jeder Interessierte ab 18 Jahren mit Nuvaxovid impfen lassen. Im Schweinfurter Impfzentrum auf dem Volksfestplatz gilt das ab diesem Donnerstag. Eine Terminvereinbarung ist nicht nötig.
Dabei zögert das Bayerische Gesundheitsministerium noch mit der offiziellen Freigabe für alle. Eine Anfrage der Redaktion blieb bis Dienstagabend unbeantwortet. Zum Impfstart vergangene Woche hatte Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) angekündigt, man werde die Nachfrage "im Auge behalten" und die Impfstrategie anpassen. "Wir wollen keine Chance ungenutzt lassen, so viele Menschen wie möglich von Impfungen zu überzeugen", sagte Holetschek am 2. März noch hoffnungsfroh.
Möglicherweise nimmt das Ministerium noch in dieser Woche eine Korrektur vor. Denn überall in Bayern dümpeln die Impfzahlen vor sich hin. Es mangelt an weiteren Impfwilligen, nicht an Impfstoff: Laut Regierung von Unterfranken wurden zum Auftakt in der ersten Woche 23 000 Dosen von Nuvaxovid nach Unterfranken geliefert.
Im Landkreis Bad Kissingen etwa sind 1000 davon angekommen. Gerade einmal elf Erst- und zwei Zweitimpfungen wurden bisher damit vorgenommen. Für Auffrischungen ist der neue Impfstoff aktuell noch nicht vorgesehen. Für Zweitimpfungen wird Nuvaxovid nach einer Erstimpfung mit Johnson & Johnson genutzt.
In anderen unterfränkischen Landkreisen sieht es mit dem Interesse am neuen Impfstoff kaum besser aus: Rhön-Grabfeld meldete sieben Erst- und zwei Zweitimpfungen, Miltenberg zehn Erstimpfungen. Die beiden Impfzentren für Stadt und Landkreis Würzburg kamen bis Dienstag auf 27 Erst- und fünf Zweitimpfungen mit Nuvaxovid. In Schweinfurt wurde das Vakzin am Montag erstmals verimpft: Nur neun Leute kamen, allesamt medizinisches Personal.
Auch im Landkreis Main-Spessart hatte man mit einer höheren Nachfrage gerechnet, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilt. Nur zwölf Erst- und eine Zweitimpfung sind bislang erfolgt. Alle Geimpften kamen aus Einrichtungen, die von der Impfpflicht ab 15. März betroffen sind, die Mehrzahl aus der Pflege und hier wiederum aus den Krankenhäusern. Auch in Stadt und Landkreis Aschaffenburg wird vor allem Pflegepersonal mit Nuvaxovid geimpft, heißt es aus dem Landratsamt – allerdings sind es auch hier nur acht bis zehn Personen am Tag.
Das Impfzentrum Schweinfurt hat laut Stadtsprecherin Kristina Dietz inzwischen auch den Kliniken und Arztpraxen 280 Dosen für Erst- und Zweitimpfungen zur Verfügung gestellt. Eigentlich wird bei den Hausärztinnen und Hausärzten in Bayern der neue Impfstoff noch nicht verwendet. Sie könnten jetzt aber bereits Listen mit Interessenten anlegen, um Nuvaxovid später zu verimpfen. Nur, wie Christian Pfeiffer als Vorsitzender des unterfränkischen Hausärzteverbandes berichtet: "Es gibt keine Nachfrage."
Ich bin dafür, alles an nicht–verabreichtem Impfstoff an Länder zu spenden, die nicht den Luxus haben sich zwischen verschiedenen Impfstoffen entscheiden zu können, sondern einfach froh sind, wirksame Impfstoffe zu erhalten. Die Pandemie lässt sich nur global bekämpfen ! Also Impfstoff für alle! Wenn das Zeug dann weg ist, gehen sie bei uns wieder auf die Straße und beschweren sich, dass nicht genügend Impfstoff da ist...Armes Deutschland!
Vielleicht greifen ja bereits geimpfte als Booster darauf zurück – sozusagen als „Kreutzimpfung“.